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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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1311. März 1841 scheint und mir alle die gefahren und unannehmlichkeiten einer solchen liaison für ihre tochter vorstellte, etc. ich antwortete, was man in solchen momenten gewöhnlich antwortet, und sagte, daß ich nicht wollte, daß diese liaison blos im interesse sondern in der wahren Zuneigung ihrer tochter zu mir ihren grund habe, und daß ich daher vorläufig einige Zeit ihre tochter kennen zu lernen wünsche, um zu sehen, ob sie mich lieb gewinnen werde oder nicht. nun aber nachdem das in ordnung ist, bin ich ordentlich agitirt und kann den gedanken nicht los werden, was soll daraus werden? was soll ich thun? mir ist das mädchen wirklich und ernstlich ans herz gewachsen, sie ist gar so hübsch, lieb, herzig und kindlich, kurz ich weiß nicht wie es kommt, aber ich bin beinahe in sie verliebt; zudem glaube ich, daß eine solche ruhige li- aison mit einer Person, die einem aufrichtig zugethan ist, wirklich sehr viel angenehmes haben muß; endlich sind Alle, die nebst mir in der Gouverneurs loge sitzen, d.h. die ganze männliche societät von mailand, Zeuge meiner Augenverdrehungen gewesen, und kennt daher wo nicht den ganzen, doch den größten Theil meines Romans mit der Pirovano; wenn ich nun plötzlich ohne allen grund aufhöre, was soll das heißen? es wäre eine inconsequenz, wegen der ich mich so vor mir selber, vor ihnen und vor dem ganzen corps de ballet schämen müßte; das sind die Gründe pro; nun kommen die contra; wie soll eine solche liaison enden? so sehr sie mir jetzt gefällt, so ist es doch nicht wahrscheinlich, daß sie mir sehr lange gefallen wird; und nach den reden ihrer mutter will sie sich nicht anders als in der hoffnung auf eine lange fortgesetzte liaison einlassen, und hat im Grunde auch Recht; eine sol- che schadet ihrem rufe nach hiesigen Begriffen durchaus nicht. und soll ich mir auf lange Zeit die Hände binden? Das auf keinen Fall; und doch, wie mache ich mich dann ohne das arme mädchen zu kränken los? ein anderer Anstand ist, daß das alle meine übrigen gegenwärtigen Projeckte contrecar- rirt; denn fange ich diese liaison an, so ist es mit meinen Reise-Projeckten nach Rom und Neapel aus; und was ich mehr als Alles Andere fürchte, ist, daß eine solche liaison und die alltäglichen erbärmlichkeiten derselben mich aus den regionen meiner höheren gedanken und Projeckte hinabziehen und mich nach und nach dazu bringen könnten, auf diese zu vergessen, um ganz meiner madame als gewohnheitsthier zu leben, wie ich es hier bey so vielen, z.B. bey den sonst so distinguirten moritz und felix Woyna sehe, die nun für nichts mehr leben als für ihre bereits veralteten flammen. kurz, es drängen sich in mir die gedanken jeder Art, und ich weiß nicht was ich thun soll; soviel weiß ich bis jetzt, daß mir die Kleine sehr, sehr gut gefällt, daß mich aber ihre Appartmention [sic], die lange, hagere, interes- sirte mutter und die armseligen, nackten 4 Wände, worin nicht ein mal ein Canapé zu sehen ist, höchst unangenehm choquiren; diesem letztern Übel-
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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