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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ - Tagebücher 1839–1858, Band I
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Tagebücher154 gewöhnt man sich leichter, als an ein ruhiges, einförmiges leben, und die erinnerung an überstandenes leid ist auch eine angenehme. um 11 uhr versetzte ich mich in volle uniform, holte karaczonji ab, wel- cher mich etwas warten ließ, und fuhr dann zu Lützow; wir fuhren dann alle zusammen in den vatican, der Botschafter voraus, vz. Auersperg, goës, Wenkheim, karaczonji, litta, welcher dem Papste Plan und medaille für die neue carlskirche in mailand zu übergeben hatte, da er morgen auf urlaub geht, und ich; wir kamen durch eine Unzahl Zimmer, in denen allen eine menge garden etc. standen, bis in das vorzimmer des Papstes, zu welchem lützow gleich hinein ging, und ungefähr nach einer viertelstunde wurden wir durch den maestro di camera, einem geistlichen, sämmtlich hineinge- lassen, wo uns Lützow einen nach den Anderen dem heiligen Vater nannte; dieser war in eine weiße Benedictiner kutte gekleidet mit einem weißen Käppchen und stand oder lehnte an seinem Schreibtische; wir nahten mit einer kniebeugung, nahmen mit der entblößten hand seine rechte und küßten sie; er empfing uns mit großer Lebhaftigkeit, nannte mehrmals ei- nes Jeden nahmen und schwätzte dann in einem fort von den functionen, vom Wetter, von den vielen fremden, etc., so daß wir so gut wie gar nicht zu Worte kamen, bis er uns entließ, worauf der Botschafter für uns sämmt- lich um den päpstlichen segen bath, den wir auch niederkniend in aller ge- schwindigkeit erhielten; darauf entfernten wir uns mit einem nochmaligen Handkusse; mit uns war auch der Postdirector von Toscana, Cavaliere Pi- stoj. Weder die Audienz noch die Person des Papstes hatte das geringste im- posante oder Solemnette an sich; er erschien mir ganz wie ein gutmüthiger, redseliger dorfpfarrer. nach hause gekommen, zog ich mich um, machte einige nothwendige gänge in der stadt, besuchte dann das Atelier des berühmten mahlers Pode- sti, wo ich aber nur angefangene Bilder fand; dann gerieht ich durch ein Qui pro quo in die gallerie des malers camuccini statt in dessen Atelier, wo ich einige hübsche Bilder von alten meistern sah. Abends machte ich eine visite bey lützow, die ich ganz en famille und blos den preußischen Envoyé, Graf Brühl, da fand; hierauf ging ich zu Litta hin- unter und fuhr mit ihm in ein concert der Accademia filarmonica, wo es zum Erdrücken voll war; man sang sehr hübsch, und es gab eine Menge schöne Gesichter; eine spaßige Geschichte gab es gleich Anfangs mit einem alten narren, der sich mit gewalt durch das gedränge durcharbeiten wollte, so daß alle damen auf die Bänke stiegen, um den spectakel zu sehen. [rom] 6. April heute früh um 7 uhr hatte ich mit hans k[olowrat], kar[aczonji] und Be- renji verabredet, uns im caffé du bon gout zu treffen und dann nach tivoli
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„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“ Tagebücher 1839–1858, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
„Österreich wird meine Stimme erkennen lernen wie die Stimme Gottes in der Wüste“
Untertitel
Tagebücher 1839–1858
Band
I
Autor
Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg
Herausgeber
Franz Adlgasser
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78612-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
744
Schlagwörter
Viktor Andrian-Werburg (1813 - 1858), Revolution 1848, Austrian Neoabsolutism, Austria future (1842), Late Vormärz, Reform and Repression
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort (Ffritz Fellner) 9
  2. Viktor Franz Freiherr von Andrian-Werburg (1813–1858) – eine Lebensskizze 11
  3. Überlieferung der tagebücher 37
  4. Editionsrichtlinien 41
  5. Tagebücher 1839–1847 43
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