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Czeija, Oskar#


* 5. 9. 1887, Wien

† 7. 3. 1958, Wien


Rundfunkpionier, langjähriger Direktor der RAVAG
Sohn von Karl August Czeija

Oskar Czeija. Foto, um 1935, © Österr. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU
Oskar Czeija. Foto, um 1935
© Österr. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU

Oskar Czeija wurde am 5. September 1887 in Wien geboren. Sein Vater war Karl August Czeija, Gründer und öffentlichen Gesellschafter der "Vereinigten Telephon- und Telegraphen-, Fabriks- und Aktien-Gesellschaft Czeija, Nissl und Co.", der als Pionier des österreichischen Rundfunkwesens gilt.

Oskar Czeija studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien und war nach Abschluss des Studiums zunächst am Wiener Gericht, dann in Graz bei der Steiermärkischen Statthalterei und später in der Landesregierung tätig. Während des Ersten Weltkriegs rückte er als Reserveoffizier ein.

Erst nach Ende des Ersten Weltkrieges kam er mit der Funktechnik in Berührung und eignete sich selbst Grundwissen in der drahtlosen Telegrafie an. Er trat 1920 aus dem Staatsdienst aus, um sich seinem Plan zu widmen, ein kommerzielles Unternehmen für eine öffentliche radiotelegrafische Nachrichtenübermittlung aufzubauen.
Bereits 1921 suchte er im Rahmen einer Interessengemeinschaft rund um die Firma Schrack um eine Konzession für reine Nachrichtenübermittlung mit dem Ausland an. Nach langem Ringen um eine Rundfunkkonzession für Österreich wurde im Juli 1924 die RAVAG (Radio-Verkehrs-AG) offiziell gegründet und Oskar Czeija schließlich zum Generaldirektor bestellt. Am 1. Oktober 1924 nahm die RAVAG den regulären Sendebetrieb auf.

Oskar Czeija erwirkte den Bau des neuen Wiener Funkhauses (Wien IV, Argentinierstraße) und war daneben ab 1929 Vorstand des "Weltfunkverbandes". Später war er Mitbegründer der Radiostationen von Belgrad, Zagreb (Agram), Athen und Sofia.

Er war allerdings nicht nur Pionier auf dem Gebiet des Rundfunks, sondern auch in der audiovisuellen Technik: nachdem er gemeinsam mit dem theoretischen Physiker Hans Thirring ein revolutionäres Licht-Ton-Verfahren erarbeitet hatte, gründeten die beiden die Firma "Selenophon". Darüber hinaus gründete Oskar Czeija auch eine Firma zur Erzeugung von Kopierpapier (die "Czeija-KG-Azophor-Lichtpauspapiere") und später sogar eine Schallplattenfirma, wobei seine "Viennola" Hunderte Platten mit vielen berühmten Interpreten herausbrachte. Mit vielen Patenten ging Oskar Czeija auch als Erfinder in die österreichische Technikgeschichte ein.

1938 wurde er bei der RAVAG aus politischen Gründen entlassen; auch seine "Selenophon Licht- und Tonbildgesellschaft m.b.H" wurde durch die Behörden enteignet.

Ab April 1945 war Oskar Czeija am Wiederaufbau des Österreichischen Rundfunks beteiligt, wurde allerdings aus RAVAG-Leitung entlassen, nachdem seine NSDAP-Anwartschaft publik wurde. Oskar Czeija wurde 1949 rehabilitiert, was aber für seine Arbeit in der RAVAG zu spät kam.

Oskar Czeija starb am 7. März 1958 in Wien.


Ihm zu Ehren wurde vom Dokumentationsarchiv Funk anlässlich der 80-Jahr Feiern des Rundfunks in Österreichs der Oskar Czeija-Gedächtnisfonds eingerichtet. 1999 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) die Oskar-Czeija-Gasse nach ihm benannt.


Eine Forschungsgruppe im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien unterzog von 2011 bis 2013 die Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 einer wissenschaftlichen Analyse sowie einer zeithistorischen Kontextualisierung. Aufgrund der daraus gewonnenen Erkenntnisse zur historischen Einordnung von Oskar Czeija wurde der Straßenname als "Fall mit demokratiepolitisch relevanten biografischen Lücken" eingeordnet.

Laut Abschlussbericht suchte Oskar Czeija sowohl in der Zeit des Ständestaats als auch des Nationalsozialismus die Nähe zur jeweiligen Regimespitze. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Czeija 1938 als Generaldirektor der Rundfunkgesellschaft RAVAG auf Grund seines Naheverhältnisses zum Ständestaat entlassen und in Folge bespitzelt. 1945 leistete er als Offizier bei der Wehrmacht seinen Kriegsdienst ab, wobei er eine negative Beurteilung erhielt. Czeija versuchte sich jedoch wiederholt – wohl um seine finanziellen Abfertigungsansprüche zu wahren sowie eine eventuelle Wiedereinstellung zu erreichen – dem Regime anzunähern. In diesem Zusammenhang seien, so die Kommission, wohl auch seine Anträge um Aufnahme in die NSDAP (1938 und 1940) zu sehen. Ab April 1945 war Czeija am Wiederaufbau des Österreichischen Rundfunks beteiligt, wurde allerdings aus RAVAG-Leitung entlassen, nachdem seine NSDAP-Anwartschaft publik wurde. Czeija wurde 1949 rehabilitiert.

Werke (Auswahl) #

  • Die geopolitischen Verhältnisse des Rundspruches in Österreich
  • Österreichische Radioverkehrs A. G. Wien. Probleme des österreichischen Rundfunks, 1933

Weiterführendes#

Literatur#

  • P. Kudlicza, ITT Austria 1884-1984, 1984
  • M. Schmolke (Hg.), Wegbereiter der Publizistik in Österreich, 1992
  • R. Schlögl, Oskar Czeija. Radio- und Fernsehpionier, Unternehmer, Abenteurer, 2005
  • D. Grieser, Der erste Walzer und andere Sensationen von dazumal, 2007
  • P. Autengruber, B. Nemec, O. Rathkolb, F. Wenninger, Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch, 2014

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl


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