Hermesvilla#
Kaiser Franz Joseph I. und seine Gattin Elisabeth jagten oft im Lainzer Tiergarten. Besonders die Kaiserin klagte jedoch, dass es für längere Aufenthalte im Tiergarten kein geeignetes Gebäude gab. Der Kaiser ordnete deshalb am 1.Juli 1882 den Bau eines Jagdhauses an. Die Hermesvilla wurde 1882-84 durch Carl von Hasenauer errichtet. Namengebend war die Hermesstatue in der Mittelachse der Gartenfront (von Ernst Herter).
Es ist historisch nicht erwiesen, ob Elisabeth die Villa tatsächlich benutzte (Czeike, Wien-Lexikon). Nach der Ermordung der Kaiserin erbte jedenfalls Erzherzogin Marie Valerie die Villa, die sie 1911 an das Hofärar verkaufte. 1919 wurde die Liegenschaft mit dem gesamten Lainzer Tiergarten dem Kriegsgeschädigtenfonds übergeben, der die Villa instandsetzen ließ und zur Besichtigung öffnete. Im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges diente die Hermesvilla als Lazarett. In der Folge litt sie schwer durch Plünderungen und Zerstörungsakte und verfiel allmählich.
1955 begann das städtische Forstamt mit Restaurierungsarbeiten, um den weitere Verfall zu verhindern. Am 4. November 1969 konstituierte sich unter dem Vorsitz des Wiener Bürgermeisters und passionierten Jägers Bruno Marek ein »Verein der Freunde der Hermes-Villa«, der sich die völlige Instandsetzung vornahm. Mit kräftiger Finanzhilfe der Stadt Wien und privaten Spenden konnte 1970 mit den umfangreichen Arbeiten begonnen werden. Am 9. Oktober 1971 wurde mit der »österreichischen Jagdausstellung« das gesamte Parterre der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Mit dem weiteren Fortschritt der Restaurierungsarbeiten konnten immer mehr Räume geöffnet werden. Die Villa wurde für zahlreiche Großausstellungen genutzt. Heute ist die Hermesvilla eine Außenstelle des Wien Museums. Carl von Hasenauer, der bekannte Ringstraßenarchitekt, hatte sich bemüht, den asymmetrisch gestalteten Bau der natürlichen Umgebung einzufügen. Kunstvolle Eisenportale verbinden das zweigeschoßige Hauptgebäude mit den Wirtschaftsgebäuden, in denen jetzt auch Wohnungen für Forstarbeiter eingerichtet sind.
Das konstruktive Gerippe des Gebäudes besteht aus Haustein, dazwischen sind Wandflächen aus glasierten Ziegeln, die auf lichtgelbem Grund ein rotes Muster zeigen. An den Fassaden und Giebeln befinden sich Arbeiten des Bildhauers Rudolf Weyr. Vorgelagerte schmiedeeiserne Terrassen von Albert Milde zieren die Haupt-und Seitenfronten. Bildhauerarbeiten von Viktor Tilgner, wie der Putto mit Krokodil und der Genoveva-Brunnen, schmücken die Terrasse und den rechteckigen Innenhof.
Die Ausstattung vereint mehrere Kunstrichtungen: die historistische Innenarchitektur Hasenauers, die Malerei von Hans Makart und der Rahl-Schule, sowie secessionistiche Gemälde von Gustav Klimt, und Franz Matsch. Weiters wirkten August Eisenmenger, Rudolf geyling und Viktor Tilgner an der künstlerischen Ausgestaltung mit. Der Stiegenaufgang mit Eichenholztäfelung und Kassettendecke ist im Stil der deutschen Renaissance gehalten. Der Gobelin "Diana mit Nymphen" und die Glasgemälde in der Empfangshalle stammen aus dem 17. Jahrhundert. Die Parkanlage rund um die Hermesvilla entstand 1882-1890.
Quellen#
- Felix Czeike, Wien-Lexikon
- Christine Klusacek/Kurt Stimmer, Hietzing, eine Bezirke im Grünen, Verlag Kurt Mohl, Wien, 1977
Weiterführendes#
- Lindinger, Michaela: Kaiserin Elisabeths Hermesvilla
- Historische Bilder zu Hermesvilla (IMAGNO)
- Zentner, Ernst: Die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten in Hietzing (User)
- Villa Hermes im Buch "So lebten die Habsburger"
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