Austriazismus
Als Austriazismus bezeichnet man einen Ausdruck, der in den in Österreich verbreiteten sprachlichen Varietäten des Deutschen Verwendung findet und im übrigen deutschen Sprachgebiet entweder als typisch österreichisch wahrgenommen wird oder nicht üblich oder unverständlich ist.[1] Austriazismen sind ein konstituierendes Element des österreichischen Deutsch.
Die entsprechenden schweizerischen Besonderheiten bezeichnet man als Helvetismen, diejenigen Belgiens als Belgizismen. Für die auf Deutschland beschränkten Besonderheiten gibt es keinen allgemein üblichen Begriff, in der sprachwissenschaftlichen Fachliteratur werden seit Mitte der 1990er die Begriffe „Teutonismus“, „Deutschlandismus“ und „Bundesgermanismus“ verwendet und kontrovers diskutiert.
Durch den grenzüberschreitenden Medienkonsum (einschließlich „soziale Medien“ online) lassen sich viele junge Österreicher durch die Prädominanz hochdeutscher Sprache dafür einnehmen, sie als korrekter wahrzunehmen. Das österreichische Bildungsministerium ging deshalb ab 2014 dazu über, die Schullehrer anzuweisen, Austriazismen mehr zu fördern, um „Teutonismen“ zurückzudrängen. Um den speziellen Wortschatz künftig lebendiger zu halten, soll zum Beispiel im Unterricht Memory gespielt werden mit Karten, die eine Vielzahl von Begriffen auf Hochdeutsch, Schwyzerdütsch und österreichischem Deutsch benennen.[2] Das original in Österreich bei Piatnik herausgekommene Partyspiel Activity enthält zahlreiche Austriazismen-Kärtchen, so dass deutsche Spieler ohne nachzuschlagen oft nicht wussten, was gemeint war.
Literatur
- Hermann Scheuringer: Die lexikalische Situation des Standarddeutschen in Österreich. In: D. A. Cruse, Franz Hundsnurscher, Michael Job (Hrsg.): Lexikologie / Lexicology. Halbband 2. Walter de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 978-3-11-017147-1, S. 1196.
- Herbert Fussy: Auf gut Österreichisch – Ein Wörterbuch der Alltagssprache. öbv & hpt, Wien 2003, ISBN 3-209-04348-5.
- Ulrich Ammon: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Problem der nationalen Varietäten. Walter de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 978-3-11-014753-7.
Weblinks
- Liste von Austriazismen in der Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache, 3. Auflage. Metzler, Stuttgart 2005, S. 75.
- ↑ Sprachpflege an Schulen - Österreich kämpft gegen deutschländisches Deutsch, SpOn vom 5. Juni 2014, abgerufen 17. August 2018
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Das österreichische Wort "Hausübung" für eine Schulaufgabe entspricht dem deutschen Wort "Hausarbeit". (Projektarbeit in einer Volksschule im Frühjahr 2012: Plakate mit Austriazismen wurden an der Salzach als Grenzfluss zu Bayern so montiert, dass sie vom deutschen Ufer in Burghausen gelesen werden konnten.) | Eigenes Werk | Eweht | Datei:Austriazismus Hausübung.JPG | |
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