Bezirk Tłumacz
Der Bezirk Tłumacz war ein politischer Bezirk im Kronland Galizien und Lodomerien. Sein Gebiet umfasste Teile Ostgaliziens in der heutigen Westukraine (Oblast Iwano-Frankiwsk, Rajon Tlumatsch sowie Teilen des Rajons Tysmenyzja, des Rajons Kolomyja und des Rajons Monastyryska), Sitz der Bezirkshauptmannschaft war der Markt Tłumacz. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Österreich den gesamten Bezirk an Polen abtreten.
Er grenzte im Nordosten an den Bezirk Buczacz, im Südosten an den Bezirk Horodenka, im Süden an den Bezirk Kolomea, im Südwesten an den Bezirk Nadwórna sowie Nordwesten an den Bezirk Stanislau.
Geschichte
Nachdem die Kreisämter Ende Oktober 1865 abgeschafft wurden und deren Kompetenzen auf die Bezirksämter übergingen,[1] schuf man nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867 auch die Einteilung des Landes in zwei Verwaltungsgebiete ab. Zudem kam es im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[2] zur Schaffung von getrennten Verwaltungs- und Justizbehörden. Während die gerichtliche Einteilung weitgehend unberührt blieb,[3] fasste man Gemeinden mehrerer Gerichtsbezirke zu Verwaltungsbezirken zusammen.
Der neue politische Bezirk Tłumacz wurde aus folgenden Bezirken gebildet:[4]
- Bezirk Tłumacz (mit 26 Gemeinden)
- Bezirk Tyśmienica (mit 26 Gemeinden)
- Teilen des Bezirks Monasterzyska (Gemeinden Bobrowniki, Dołhe, Jórkówka, Komarówka, Ladzkie, Łuka, Międzygórze, Nowosiółka, Petryłów, Rożniów, Strychanće, Trościaniec und Uście Zielone)
- Teilen des Bezirks Halicz (Gemeinden Miłowanie und Olszanica)
Am 1. November 1897 nahm der bereits 1895 kundgemachte Gerichtsbezirk Ottynia seine Arbeit auf[5][6].
Der Bezirk Tłumacz bestand bei der Volkszählung 1910 aus 67 Gemeinden sowie 60 Gutsgebieten[7] und umfasste eine Fläche von 952 km². Hatte die Bevölkerung 1900 noch 108.806 Menschen umfasst, so lebten hier 1910 116.066 Menschen[8]. Auf dem Gebiet lebten dabei mehrheitlich Menschen mit ruthenischer Umgangssprache (72 %) und griechisch-katholischem Glauben, Juden machten rund 8 % der Bevölkerung aus[9].
Ortschaften
Auf dem Gebiet des Bezirks bestanden 1910 Bezirksgerichte in Ottynia, Tłumacz und Tyśmienica, diesen waren folgende Orte zugeordnet[10]:
Gerichtsbezirk Ottynia:
- Babianka
- Bohorodyczyn
- Grabicz
- Hołosków
- Hostów
- Konstantynówka
- Krasiłówka
- Krzywotuły Nowe
- Krzywotuły Stare
- Mołodyłów
- Neudorf
- Markt Ottynia
- Skopówka
- Strupków
- Targowica
- Uhorniki
- Winograd
- Worona
- Zakrzewce
Gerichtsbezirk Tłumacz:
- Antonówka
- Bortniki
- Bratyszów
- Budzyn
- Bukówna
- Markt Chocimierz
- Delawa
- Dolina
- Gruszka
- Horyhlady
- Hryniowce
- Jezierzany
- Kolińce
- Korolówka
- Kutyska
- Nadorożna
- Markt Niżniów
- Nowosiółka
- Okniany
- Olesza
- Oleszów
- Ostrynia
- Pałahicze
- Petryłów
- Przybyłów
- Pużniki
- Słobódka ad Tłumacz bestehend aus den Ortsteilen Jackówka, Łokutki und Słobódka ad Tłumacz
- Tarnowica Polna
- Markt Tłumacz
Gerichtsbezirk Tyśmienica:
- Chomiakówka
- Czarnołośce
- Dołhe
- Jurkówka
- Kłubowce
- Ladzkie Szlacheckie
- Markowce
- Miłowanie
- Odaje ad Słobódka
- Olszanica
- Podpieczary
- Pohonia
- Pszeniczniki
- Roszniów
- Słobódka
- Stryhańce
- Stadt Tyśmienica
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Österreich 1865, XXVI. Stück, Nr. 92: „Verordnung des Staatsministeriums vom 23. September 1865, über die Aufhebung der Kreisbehörden in Galizien“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1867, XVII. Stück, Nr. 37: „Verordnung des Justizministeriums vom 15. Februar 1867, über die Aufstellung von reinen Bezirksgerichten in Ostgalizien“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1867, IX. Stück, Nr. 17: „Verordnung des Staatsministeriums vom 23. Jänner 1867“
- ↑ Reichsgesetzblatt vom 21. November 1895, Nr. 177, Seite 642
- ↑ Reichsgesetzblatt vom 1. August 1897, Nr. 185, Seite 1231
- ↑ Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle I.
- ↑ Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle II.
- ↑ Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle III.
- ↑ Allgemeines Verzeichnis der Ortsgemeinden und Ortschaften Österreichs nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. Dezember 1910, Seite 387 ff.
Literatur
- Christian Andreas Steiner: Die territoriale Entwicklung der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit in den Königreichen Galizien und Lodomerien von 1848 - 1918. Diplomarbeit Graz, 2012
- k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Neubearbeitung auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1890. Wien 1893
- k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. XII. Galizien, Wien 1907
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