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vom 07.10.2020, aktuelle Version,

Der blinde Geronimo und sein Bruder

Der blinde Geronimo und sein Bruder ist eine Erzählung von Arthur Schnitzler, die ab dem 22. Dezember 1900 in Fortsetzungen in der Wochenschrift Die Zeit in Wien erschien.[1]

Schnitzler schrieb diese psychologische Novelle zwischen dem 19. und 27. Oktober 1900[2]. Darin thematisiert er die Bruderliebe und die Schwierigkeit, blinden Vertrauens.

Inhalt

Als Kind hatte Carlo beim Spielen mit dem Blasrohr die Erblindung seines fünf Jahre jüngeren Bruders Geronimo verschuldet. Nun ziehen beide schon seit zwanzig Jahren als Bettler durch Oberitalien. Geronimo singt und Carlo hält den Hut auf. Geronimos lange gehegtes Misstrauen gegen den Bruder tritt zu Tage, als ein fremder Reisender vorgibt, er habe ein 20-Franken-Stück in den Hut geworfen. Dabei war es nur ein 1-Franken-Stück gewesen. Geronimo lässt sich nicht von der Wahrheit überzeugen. Carlo will deshalb Geronimo verlassen, kommt jedoch zu der Überzeugung, er hat ja nur den einen Bruder und niemand sonst. Also stiehlt Carlo eine 20-Franken-Münze für den Bruder. Als die Bettler für den Diebstahl verhaftet werden, erkennt Geronimo, dass er Carlo zwanzig Jahre zu Unrecht misstraut hat. Er versöhnt sich mit ihm.

Rezeption

  • Nach Perlmann bringt der durchreisende Fremde, der genauso rasch aus der Geschichte verschwindet, wie er darin urplötzlich aufgetaucht ist, den Stein mit seiner knappen Flüsterrede ins Rollen.[3]
  • Auch Sprengel geht von dem auslösenden Impuls aus – der Lüge des Fremdlings.[4]
  • In dieser kurzen Kriminalgeschichte erscheint ein Verbrechen als Liebesbeweis.[5]
  • Le Rider[6] weist auf autobiographische Elemente hin, gemeint ist das gespannte Verhältnis zum Bruder Julius.

Verfilmung

  • „Die Münze“. Teheran 1977, Regie: Nehmat Hagigi

Hörspiele

Einträge 19 und 20 in Hörspiele (Memento vom 5. Dezember 2008 im Internet Archive)

Ausgaben

Erstdruck

  • In: Die Zeit, Nr. 325, 22. 12. 1900; Nr. 326, 29. 12. 1900; Nr. 327, 5. 1. 1901; Nr. 328, 12. 1. 1901. (Erstdruck)

Erstausgabe

  • Der blinde Geronimo und sein Bruder. Neben der Titelnovelle sowie Excentrik und Andreas Thameyers letzter Brief enthalten in Die griechische Tänzerin und andere Novellen. Wiener Verlag, Wien 1905.

Weitere

  • Arthur Schnitzler: Der blinde Geronimo und sein Bruder. S. 419–443 in Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl. Erzählungen 1892–1907. Nachwort Michael Scheffel. S. Fischer, Frankfurt am Main 1961 u.ö. ISBN 3-10-073552-8. (Quelle)
  • Victor Polzer, Hg.: Die Welt in Novellen. Eine Auswahl für die Jugend. Herz, Wien 1925, S. 19–60

Sekundärliteratur

Einzelnachweise

  1. Die Zeit, Nr. 325, 22. 12. 1900; Nr. 326, 29. 12. 1900; Nr. 327, 5. 1. 1901; Nr. 328, 12. 1. 1901.
  2. Arthur Schnitzler: Tagebuch. Digitale Edition, Samstag, 27. Oktober 1900, https://schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at/v/editions/entry__1900-10-27 (Stand 2020-10-7) PID: http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-F11A-8
  3. Perlmann, S. 122, 20. Z.v.o.
  4. Sprengel, S. 172, Mitte
  5. Perlmann, S. 123, 7. Z.v.o.
  6. S. 93 Mitte bis S. 94 oben

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Portrait Arthur Schnitzler in Reclams Universum , 1906 ebay Photographer not credited
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