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vom 25.02.2020, aktuelle Version,

Edita Gruberová

Edita Gruberová (2008)

Edita Gruberová (* 23. Dezember 1946 in Rača, Stadtteil im Norden von Bratislava, Tschechoslowakei) ist eine slowakische Opernsängerin (Sopran). Sie zählt zu den führenden Koloratursopranistinnen, was ihr Beinamen wie „Königin der Koloratur“, „Hohepriesterin des Belcanto“ oder „slowakische Nachtigall“ eintrug. Ihre Opern-Karriere beendete sie am 27. März 2019 an der Bayerischen Staatsoper in München, seitdem will sie nur noch als Liedsängerin und Gesangslehrerin tätig sein.

Leben

Edita Gruberová wuchs als Tochter einer ungarischen Mutter (Etelka) und eines deutschstämmigen Vaters (Gustav Gruber) mit der slowakischen Sprache auf. Ihre Familie gehörte zur dortigen ungarischen Minderheit. Schon bei Schulaufführungen fiel ihre Stimme auf, woraufhin der Pfarrer den Eltern eine professionelle musikalische Ausbildung der einzigen Tochter ans Herz legte. Edita Gruberová, die eigentlich Krankenschwester werden wollte, begann ihr sechsjähriges Studium mit 15 Jahren am Konservatorium in Bratislava; ihre Gesangslehrerin war Mária Medvecká. Am 19. Februar 1968 hatte die 21-jährige ihr Debüt in der Rolle der Rosina im Barbier von Sevilla in Bratislava, wo sie als Studentin bereits in Chorensembles mitgewirkt hatte. Die junge Sopranistin absolvierte ihre ersten professionellen Bühnenauftritte in den Jahren 1968 bis 1971 in der Provinzstadt Banská Bystrica. Dort sang sie Eliza in My Fair Lady, Violetta in Verdis La traviata sowie die vier Frauenrollen (Olympia, Giulietta, Antonia und Stella) in Hoffmanns Erzählungen.

Auftritt Königin. Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel, 1802

1970 hatte Gruberová ihr Debüt an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte. Am 23. März 1971 verließ sie die Tschechoslowakei und ging nach Wien, wo sie mit der Kammersängerin Ruthilde Boesch an der Vervollkommnung der Stimme und des Repertoires arbeitete. „Sie hat mich in der Technik unterrichtet, die ich heute beherrsche“, bestätigte Edita Gruberová in einem Interview über ihre Gesangslehrerin (Welt am Sonntag vom 11. Januar 2004). An der Wiener Staatsoper trat sie zunächst in (sehr) kleinen Partien auf, wie als Modistin im Rosenkavalier, als Kate Pinkerton in Madame Butterfly, später auch als Zerbinetta in Ariadne auf Naxos, Konstanze in Die Entführung aus dem Serail, Olympia in Les Contes d’Hoffmann und Rosina in Il barbiere di Siviglia.

Ihre internationale Karriere als Koloratursängerin, vor allem im Belcantofach, begann 1974, als sie als Königin der Nacht in der Zauberflöte bei den Festspielen in Glyndebourne und unter Herbert von Karajan in Salzburg[1] auftrat.

Weitere Meilensteine ihrer Karriere waren 1976 die Premiere von Ariadne auf Naxos unter Karl Böhm, als sie die Zerbinetta sang, eine Partie, in der sie in Wien zum hundertsten und letzten Mal am 6. Dezember 2009 auftrat, und 1978 als Lucia in Lucia di Lammermoor, die sie etwa 90 Mal an der Staatsoper sang. Es folgten an der Wiener Staatsoper u. a. Premieren von Die Fledermaus (1979), Rigoletto (1983), Maria Stuarda (1985), Lucio Silla (1991), I puritani (1994), Linda di Chamounix (1997) und Roberto Devereux (2000).[2] Im Theater an der Wien folgt 2015 eine Premiere von La straniera.[3]

„Seit jenem Zeitpunkt wurde Edita Gruberová in Wien und auf der ganzen Welt zu einer vielgefragten Sängerin, der nachgesagt wird, dass keine Koloratur zu schwierig und keine Höhe zu hoch war. Ihre mühelosen hohen ‚f’s’ als Königin der Nacht suchten ihresgleichen und machten Edita Gruberová zum Inbegriff des idealen Koloratursoprans.“[4]

Es folgten Auftritte an der Mailänder Scala[5], am Royal Opera House[6] in London, der Pariser Oper (für zwei Konzerte mit Klavierbegleitung im Jahre 1980 bzw. 1990), der Bayerischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper, dem Opernhaus Zürich (1986) sowie zahlreichen anderen Häusern. Eine ihrer wichtigsten Rollen wurde Lucia di Lammermoor, deren Wahnsinnsarie sie teils auch mit dem für Verrophon und Flöte adaptierten originalen Glasharmonika-Part darbot. Ein weiterer Höhepunkt ihrer Karriere war der Auftritt im Oktober 1989 in La traviata unter der Leitung von Carlos Kleiber und der Regie von Franco Zeffirelli an der New Yorker Metropolitan Opera[7]. Letztmals trat sie in dieser Partie im Rahmen einer konzertanten Wiedergabe am 21. Dezember 2010 im Wiener Musikverein auf. Am 24. April und 1. Mai 2004 sang Gruberová erstmals im Festspielhaus Baden-Baden in der Rolle der Norma, am 22. Februar 2008 im Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Lucrezia Borgia, am 5. Juli 2012 in der Philharmonie im Münchner Gasteig La straniera.

Edita Gruberová setzte sich dafür ein, dass mehrere unbekannte Opern Donizettis und Bellinis wieder aufgeführt wurden, wie zum Beispiel Maria Stuarda, Beatrice di Tenda, La straniera, Anna Bolena, Roberto Devereux oder Linda di Chamounix. Dazu kamen zahlreiche CD-Aufnahmen unter ihrem Label Nightingale.

Im Laufe ihrer langen Gesangskarriere arbeitete Edita Gruberová mit allen großen Dirigenten der Zeit zusammen, wie Karl Böhm, Richard Bonynge, Sir Colin Davis, Kurt Eichhorn, Friedrich Haider, Nikolaus Harnoncourt, Herbert von Karajan, Carlos Kleiber, Kurt Masur, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Nicola Rescigno, Giuseppe Sinopoli, Sir Georg Solti, und trat mit bekannten Sängerinnen wie Agnes Baltsa, Lucia Popp, Brigitte Fassbaender, Reri Grist, Jessye Norman, Leontyne Price und Anny Schlemm und Sängern wie Francisco Araiza, José Bros, Pavol Breslik, Renato Bruson, Walter Berry, Plácido Domingo, Juan Diego Flórez, James King, René Kollo, Alfredo Kraus, Luciano Pavarotti oder Neil Shicoff auf.

Die Künstlerin pflegte seit Anbeginn ihrer Karriere stets auch den Liedgesang. Zu ihrem Repertoire gehören Kompositionen von Johannes Brahms, Robert Schumann, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Gioacchino Rossini und Léo Delibes. Oft wurde sie dabei von Friedrich Haider am Klavier begleitet.

Edita Gruberová ist Sonderbotschafterin der Schweizer Freunde der SOS-Kinderdörfer. Die Künstlerin war mit dem slowakischen Musiker Štefan Klimo (gest. 1983) verheiratet; sie ist Mutter von zwei Töchtern.

Eine umfangreiche Diskografie und eine hohe Anzahl diverser TV- und Videoaufzeichnungen dokumentieren das große musikalische Spektrum der Sängerin.

Am 27. März 2019 stand sie zum letzten Mal in einer Opern-Inszenierung auf der Bühne. An der Bayerischen Staatsoper gab sie die Königin Elisabetta in Donizettis Oper Roberto Devereux in der Inszenierung von Christof Loy und wurde dafür fünfzig Minuten beklatscht. In Zukunft will sie nur noch bei Konzerten singen und Meisterklassen halten.[8]

Auszeichnungen

Diskografie (Auswahl)

Operngesamtaufnahmen

Alben

  • Schubert: Lieder – Mendelssohn: Lieder – Strauss: Brentano-Lieder
  • Brahms – Dvořák – Strauss: Lieder
  • Mozart, Debussy, Wolf: Lieder
  • R. Strauss: Lieder
  • R. Strauss: Orchesterlieder
  • Frühlingslieder
  • Dvořák – Rachmaninow – Rimskij-Korsakow (Lieder)
  • Duette: Wir Schwestern zwei, wir schönen (mit Vesselina Kasarova)
  • From Heart to Heart
  • Dialog. Neue romantische Balladen
  • Siente me – Popular avenues
  • J. S. Bach: Kantaten, Flötenkonzerte
  • J. S. Bach / G. F. Händel / Mozart: Hymnus
  • Joy to the World – Weihnachtskonzert (Christmas Recital)
  • Children’s Songs of the World
  • Mozart: Konzertarien (mehrfach)
  • French & Italian Operatic Arias
  • Berühmte Opernarien
  • Edita Gruberova: Virtuoso Arias
  • Edita Gruberova sings Verdi, Bellini, Donizetti
  • Edita Gruberova – The Tokyo Recital 1990
  • The Art of Gruberova
  • Wahnsinnsszenen
  • Donizetti Portraits
  • Donizettis Tudor Königinnen
  • The Queen of Belcanto (Edita Gruberova Edition Volume I)
  • ADAGIO. Zwischen Himmel und Erde (Edita Gruberova Edition Volume II)
  • Queen of Coloratura
  • Kunst der Koloratur
  • The Anniversary Concert
  • Ach, wir armen Primadonnen! Edita Gruberova Operetta Gala
  • Belcanto Duets – Edita Gruberova, Yoshikazu Mera
  • Le Donne di Puccini
  • Edita Gruberova – Arien, Lieder und Ensembles

Weitere Alben

Rollen nur als Video/DVD-Aufnahmen

  • Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte
  • Jules Massenet: Manon
  • Richard Strauss: Arabella
  • Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem
  • Giuseppe Verdi: Rigoletto. 1983, als Gilda, mit L.Pavarotti als Herzog, in der Regie von Jean-Pierre Ponnelle
  • Giuseppe Verdi: La traviata. 1992/live (La Fenice Venedig), mit N.Shicoff als Alfredo, Dirigent Carlo Rizzi.

Literatur

  • Walter Herrmann, Adrian Hollaender: Legenden und Stars der Oper. Von Gigli über Callas bis Domingo und Netrebko. Leykam, Graz 2007, ISBN 978-3-7011-7571-0.
  • Helena Matheopoulos: Diva. Leben und Rollen grosser Opernsängerinnen. M-und-T, Zürich / St. Gallen 1995, ISBN 3-7265-6033-5.
  • Niel Rishoi: Edita Gruberova. Ein Porträt. Mit Demo-CD. Atlantis, Zürich 1996, ISBN 3-254-00192-3.
  • Dieter David Scholz: Mythos Primadonna. 25 Diven widerlegen ein Klischee. Gespräche mit großen Sängerinnen. Parthas, Berlin 1999, ISBN 3-932529-60-X.
  • Markus Thiel: Edita Gruberova. Der Gesang ist mein Geschenk. Biografie. Bärenreiter/Henschel, Kassel/Leipzig 2012, ISBN 978-3-89487-915-0 (Henschel).

Lexikaeinträge

Film

  • Claus Wischmann, Stefan Pannen (Regie): Edita Gruberova. Die Kunst des Belcanto. Deutschland, ZDF, 2008, 54 Min.[13]
Commons: Edita Gruberová  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aufführungen mit Edita Gruberová bei den Salzburger Festspielen
  2. Edita Gruberovás Auftritte an der Wiener Staatsoper.
  3. La straniera. In Website des Theaters an der Wien.
  4. Herrmann, Hollaender: Legenden und Stars der Oper. 2007, S. 64.
  5. Auftritte Edita Gruberovás an der Mailänder Scala
  6. Aufführungen mit Edita Gruberová im Royal Opera House/Covent Garden in London
  7. Edita Gruberovás Auftritte an der Metropolitan Opera in New York
  8. orf.at: Sopranistin Edita Gruberova beendet Opernkarriere. Artikel vom 19. März 2019, abgerufen am 19. März 2019.
  9. „Slowakische Nachtigall“ Edita Gruberova ausgezeichnet. In: Rathauskorrespondenz vom 27. Mai 2009 samt Bild von der Überreichung.
  10. Gruberova erhält Herbert-von-Karajan-Preis auf ORF vom 7. März 2013.
  11. Verleihung des 2. Österreichischen Musiktheaterpreises am 17. Juni 2014. Abgerufen am 4. April 2015.
  12. Eröffnungsprogramm der Richard-Strauss-Festivals 2016 (Memento vom 27. Juni 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 6. April 2018.
  13. Der Film enthält viele Probenaufnahmen und Interviews, u. a. von Joachim Kaiser und Nikolaus Harnoncourt. Sein Schwerpunkt liegt in der persönlichen Vorbereitung auf das Debüt der über 60-Jährigen in der Titelrolle als Lucrezia Borgia 2008.

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