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vom 06.03.2022, aktuelle Version,

Brigitte Fassbaender

Brigitte Fassbaender (Foto: Marc Gilsdorf)

Brigitte Fassbaender (* 3. Juli 1939 in Berlin) ist eine deutsche Sängerin (Mezzosopran), Regisseurin, Gesangspädagogin, Rezitatorin, Autorin und Intendantin.

Brigitte Fassbaender wurde in Berlin geboren und studierte Gesang bei ihrem Vater, dem Kammersänger Willi Domgraf-Fassbaender. Im Alter von 21 Jahren debütierte sie an der Bayerischen Staatsoper in München, von dort startete sie auch ihre internationale Karriere als Mezzosopranistin. Sie sang an allen führenden Opernhäusern sowie bei den renommiertesten Festspielen weltweit und verkörperte alle wichtigen Partien ihres Faches. Für zwei Publikumsgenerationen war die bayerische und österreichische Kammersängerin der führende Octavian in Richard Strauss' Der Rosenkavalier.

Über 250 vielfach ausgezeichnete Ton- und Filmaufnahmen – ein Großteil auch im Lied- und Konzertbereich – dokumentieren ihre Bedeutung als Sängerin. Ein Meilenstein war die Einspielung der drei großen Schubert-Liederzyklen, die sie als erste Frau aufgenommen hat.

Anfang 1995 beendete Brigitte Fassbaender ihre Gesangskarriere, um sich ganz der Regie zu widmen. Über 80 Inszenierungen im In- und Ausland hat sie inzwischen auf die Bühne gebracht.

1995 übernahm sie für zwei Jahre die interimistische Operndirektion am Staatstheater Braunschweig, in den Jahren 1999 bis 2012 leitete sie als Intendantin das Tiroler Landestheater; von 2009 bis 2017 war sie außerdem künstlerische Leiterin des Richard-Strauss-Festivals in Garmisch-Partenkirchen sowie Vorsitzende der Richard-Strauss-Gesellschaft (RSG) in München. Seit 2002 leitet sie das Festival Eppaner Liedsommer in Südtirol, das sich zunehmend zu einer international beachteten Adresse für den Liedgesang entwickelt.

Die Förderung junger Talente ist Brigitte Fassbaender ein wichtiges Anliegen. Als gefragte Gesangspädagogin unterrichtet sie weltweit in Meisterkursen.

Zu den zahlreichen Auszeichnungen, mit denen Brigitte Fassbaender bis in die jüngste Zeit geehrt wurde, gehören der Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste, das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, die Hugo-Wolf-Medaille für ihre besonderen Verdienste um die Liedkunst, der International Opera Awards sowie der ECHO Klassik für ihr Lebenswerk.

Im Oktober 2019 erschienen ihre Memoiren Komm' aus dem Staunen nicht heraus im Verlag C. H. Beck.

Leben

Brigitte Fassbaender ist die Tochter der Schauspielerin Sabine Peters und des Baritons und Kammersängers Willi Domgraf-Fassbaender. Nach der Gymnasialzeit in Hannover und Berlin studierte sie von 1958 bis 1961 am Konservatorium in Nürnberg. Die gesangliche Ausbildung erhielt sie von ihrem Vater, der auch ihr einziger Gesangslehrer blieb.

Gesangskarriere

Bereits 1961 wurde sie an die Bayerische Staatsoper engagiert, der sie mehrere Jahre als festes Ensemblemitglied angehörte und die ihre musikalische Heimat blieb.[1] Gastverpflichtungen führten sie an alle führenden Opernhäuser weltweit – unter anderem Covent Garden[2], Scottish Opera[3], Teatro alla Scala[4], San Francisco Opera[5], Lyric Opera of Chicago[6], Metropolitan Opera[7], Wiener Staatsoper[8] oder der Opéra national de Paris.[9] Brigitte Fassbaender war außerdem ab 1972 regelmäßiger Gast bei den Salzburger Festspielen[10][11], 1980 übernahm sie die Mezzo-Partie in Verdis Messa da Requiem bei den Festspielen in der Arena di Verona[12][13], 1983 und 1984 trat sie als Waltraute in der Götterdämmerung bei den Bayreuther Festspielen[14] auf und 1990 sang sie die Clairon in Capriccio beim Glyndebourne Festival[15].

Im Opernbereich verkörperte Brigitte Fassbaender ein großes Rollenspektrum, das nicht nur Partien wie Octavian in Der Rosenkavalier (ihre Paraderolle von 1967 bis 1988), Sesto in La clemenza di Tito, Dorabella in Così fan tutte oder Charlotte in Werther (eine ihrer Lieblingspartien) umfasste, sondern auch Prinz Orlofsky in Die Fledermaus, Orestes in Die schöne Helena, Brangäne in Tristan und Isolde, die Titelrolle in Carmen, Eboli in Don Carlos, Marina in Boris Godunov, Klytämnestra in Elektra, die Lady Milford in der Uraufführung von Gottfried von Einems Oper Kabale und Liebe (UA am 17. Dezember 1976 Wiener Staatsoper[16][17]) oder die Gräfin Geschwitz in Götz Friedrichs Inszenierung von Alban Bergs Lulu an der Deutschen Oper Berlin (1982).[18]

Sie galt als Prototyp der „singenden Schauspielerin“,[19] denn Singen bedeutete für sie nie Selbstzweck, sondern war stets verbunden mit darstellerischer Leidenschaft, Detailarbeit im Szenischen und psychologischer Durchdringung der Werke.[20] Das Ergebnis war eine beeindruckende Bühnenpräsenz, beruhend auf gesanglicher Perfektion in Kombination mit einer vollkommen natürlich und authentisch wirkenden schauspielerischen Darstellung.[21]

Ein weiterer Schwerpunkt ihres Wirkens war der Konzert- und Liedgesang. Auch hier war ihr die Wahrhaftigkeit der künstlerischen Aussage, die den Zuhörer/Zuschauer erreicht, „letztlich wichtiger als der reine Schöngesang“.[22] Jährliche Liederabende gab Brigitte Fassbaender ab 1983 in der Wigmore Hall in London und ab 1986 bei der Schubertiade.[23] Ihr Repertoire umfasste Lieder von Johannes Brahms, Franz Liszt, Gustav Mahler, Franz Schubert, Richard Strauss oder Hugo Wolf. Sie war die erste Sängerin, die – zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Aribert Reimann – die drei großen Schubert-Zyklen (Die schöne Müllerin, Winterreise, Schwanengesang) aufnahm. 1992 schrieb Aribert Reimann für Brigitte Fassbaender den A-cappella-Zyklus Eingedunkelt (nach neun Gedichten von Paul Celan), den sie erstmals am 26. Juni 1993 bei der Schubertiade in Feldkirch aufführte.[24]

Regiearbeit

Anfang Januar 1995 beendete Brigitte Fassbaender aus freien Stücken ihre sängerische Tätigkeit, um sich vermehrt der Regie widmen zu können.[25] Seit 1992 ist die regelmäßige Regiearbeit wichtiger Bestandteil ihres Schaffens.[26] Bereits 1989 hatte sie als Spielleiterin den Rosenkavalier in München einstudiert, ein Jahr später folgte die erste eigene Inszenierung mit Rossinis Cenerentola in Coburg. Mit ihren inzwischen über 80 Inszenierungen gehört sie zu den renommierten Opernregisseuren der Gegenwart, beispielsweise wurde ihre Frankfurter Capriccio-Inszenierung von der Presse 2018 als „Modellaufführung“ gefeiert.[27] Regieführung bedeutet für Brigitte Fassbaender „Fantasie anregen, inspirieren, Erfahrungen austauschen, Skrupel und innere Barrieren abbauen“.[28] Ihre künstlerische Lesart des Werkes folgt weder starren Konzepten noch dogmatischen Ansätzen, sondern geht auf die Individualität des Musikdramas ein, um es von seiner ganzheitlichen Seite neu zu fassen und zu gestalten, wobei die Musik für die Regisseurin die stärkste Inspirationsquelle ist. Genaues Timing mit der Musik und die subtile, detailgenaue Erarbeitung der Charaktere (sowohl der komischen als auch tragischen Momente) gehören zu den wichtigen Merkmalen ihrer Regiearbeit. Die Personenregie, der Mensch auf der Bühne, steht daher auch im Zentrum ihrer Arbeit. Angestrebt werden die „Wahrhaftigkeit der künstlerischen Aussage“ sowie „Identifikationsmomente, von denen sich auch der Zuschauer betroffen fühlt“.[29]

Gesangspädagogin und Jury-Mitglied

Brigitte Fassbaender ist außerdem als Gesangspädagogin tätig und engagiert sich für die Förderung junger Gesangstalente. Ihr Wissen gibt sie in Meisterkursen/Workshops im In- und Ausland an den sängerischen Nachwuchs weiter (u. a. Bregenzer Festspiele, Eppaner Liedsommer, Heidelberger Frühling, Wigmore Hall, Internationale Hugo-Wolf-Akademie, Internationale Meistersinger-Akademie, Richard-Strauss-Festival, Neue Stimmen und Musikhochschulen[30]). Zu ihren Schülern zählen unter anderem: Juliane Banse, Michelle Breedt, Anke Vondung, Christiane Libor, Martin Mitterrutzner und Janina Baechle.

Als Jury-Mitglied ist sie auch bei wichtigen Wettbewerben vertreten (z. B. Das Lied. International Song Competition), 2012 war sie Jury-Vorsitzende des ARD-Wettbewerbs für Gesang, in gleicher Funktion 2014, 2018 und 2020 beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in Stuttgart sowie 2015 beim Internationalen Hilde-Zadek-Gesangswettbewerb in Wien. 2017 übernahm sie die Schirmherrschaft der Internationalen Meistersinger Akademie in Neumarkt in der Oberpfalz.[31]

Schriftstellerische Tätigkeit

Brigitte Fassbaender übersetzte die Libretti von Jacques Offenbachs Robinson Crusoé (2006) und von Michael Nymans Love Counts (2008). 2010 verfasste sie den Text für Lulu – das Musical (nach Frank Wedekind, Musik: Stephan Kanyar). Die Uraufführung fand am 15. Mai 2010 im Tiroler Landestheater in Innsbruck statt. Dort folgte am 5. Mai 2012 die Uraufführung des Musicals Shylock!, zu dem sie ebenfalls das Libretto geschrieben hatte (nach Shakespeares Tragikomödie Der Kaufmann von Venedig; Musik: Stephan Kanyar).[32] 2019 erschienen ihre Memoiren Komm' aus dem Staunen nicht heraus, die in der Öffentlichkeit viel Widerhall fanden.[33]

Malerei als „regenerierende Kreativität“

Neben der schriftstellerischen Tätigkeit ist vor allem die Malerei für Brigitte Fassbaender „regenerierende Kreativität“. Es entstanden Bilderbücher für Erwachsene und Kinder oder Illustrationen zu (Kinder)-Konzerten, auch für Ausstellungen stellt sie ihre Arbeiten gelegentlich zur Verfügung.[34][35]

Ehrungen

Inszenierungen

Tonträger (Auswahl)

Oper/Operette

Melodram

  • Rezitation von Enoch Arden (TrV 181) von Richard Strauss (Wolfram Rieger, Klav.) (Two Pianists, DDD 2013/14)
  • Rezitation von Das Schloss am Meere (TrV 191) von Richard Strauss (Wolfram Rieger, Klav.) (Two Pianists, DDD 2013/14)

Lied

Konzert

Filme und Fernsehaufzeichnungen (Auswahl)

Oper/Operette

Konzert

Interviews

Hörbeispiele

Literatur (Auswahl)

Commons: Brigitte Fassbaender  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Cornelia Hofmann, Katharina Meinel: Dokumentation der Premieren von 1653 bis 1992. In: Hans Zehetmair, Jürgen Schläder (Hrsg.): Nationaltheater. Die Bayerische Staatsoper. München 1992, ISBN 3-7654-2551-6 (Premieren mit Brigitte Fassbaender, S. 317–329, 332–335)
  2. Aufführungen mit Brigitte Fassbaender im Royal Opera House/Covent Garden in London
  3. Auftritte mit Brigitte Fassbaender in der Scottish Opera in Edinburgh
  4. Brigitte Fassbaenders Auftritte an der Mailänder Scala
  5. Brigitte Fassbaenders Auftritte an der San Francisco Opera
  6. Aufführungsarchiv (Herodias in Salome, 1988) an der Lyric Opera of Chicago
  7. Brigitte Fassbaenders Auftritte an der Metropolitan Opera in New York
  8. Brigitte Fassbaenders Auftritte an der Wiener Staatsoper
  9. Aufführungen mit Brigitte Fassbaender an der Opéra national de Paris
  10. Brigitte Fassbaenders Auftritte bei den Salzburger Festspielen
  11. Konzertarchiv der Wiener Philharmoniker
  12. Besetzung der Aufführung vom 7. August 1980 (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive) bei den Festspielen in der Arena di Verona
  13. Live-Mitschnitt des Verdi Requiems aus Verona
  14. Aufführungsdatenbank der Bayreuther Festspiele
  15. Aufführungen mit Brigitte Fassbaender beim Glyndebourne Festival
  16. Otto Schenk: „Ich kann’s nicht lassen“. Rührendes und Gerührtes. Wien 2016
  17. Uraufführungsbesetzung
  18. Rollenporträts von Brigitte Fassbaender
  19. August Everding im Gespräch mit Brigitte Fassbaender. In: Da Capo, ZDF, Mainz 1995.
  20. Wolf-Eberhard von Lewinski: Brigitte Fassbaender. Interviews, Tatsachen, Meinungen. Atlantis Musikbuch-Verlag, 1999, ISBN 3-254-08351-2, S. 11, 21.
  21. Markus Guggenberger: Meisterklasse KS Brigitte Fassbaender. In: Wotans Opernkritik - WordPress.com, 21. Oktober 2017
  22. Thomas Voigt: Echo Klassik 2017: Brigitte Fassbaender. In: crescendo. Das Magazin für klassische Musik & Lebensart; abgerufen am 24. Oktober 2017.
  23. Veranstaltungen mit Brigitte Fassbaender bei der Schubertiade
  24. Information zur Uraufführung von A. Reimanns Zyklus Eingedunkelt für Alt-Solo am 26. Juni 1993 in Feldkirch
  25. Brigitte Fassbaender: ›Komm' aus dem Staunen nicht heraus‹. Memoiren. München 2019, S. 172
  26. Opernlegende Brigitte Fassbaender. Ihre zweite Karriere als Regisseurin. ZDF Kultur – aspekte, 8. März 2019
  27. Hans-Klaus Jungheinrich: Die leisen Stiche der Dissonanz. In: Frankfurter Rundschau, 15. Januar 2018
  28. Christine Lemke-Matwey: Brigitte Fassbaender: „Was man jagt, ist schon verloren“. In: Die Zeit, Nr. 27/2019; Interview.
  29. Oswald Panagl: Brigitte Fassbaender. Kammersängerin, Intendantin und Regisseurin. In: Oberbayerischer Kulturpreis 2015
  30. Meisterkurs mit Brigitte Fassbaender an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main am 15.7.2020
  31. Schirmherrin gedankt. In: neumarktonline.de, 16. Juli 2017, 16. Jg., ISSN 1614-2853
  32. Brigitte Fassbaender, Autorin bei Felix Bloch Erben
  33. Brigitte Fassbaender: „Mir ist nichts in den Schoß gefallen“. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  34. Brigitte Fassbaender: Ein ungewöhnliches Vorhaben. Weihnachtliche Vorlesegeschichten, mit Hörbuch. Athesia-Tappeiner Verlag, Bozen 2011, ISBN 978-88-7073-718-9.
  35. Brigitte Fassbaender als Malerin. In: meinbezirk.at, 5. August 2015.
  36. Stephanie Kaiser (Red.): Biografie. Brigitte Fassbaender. In: whoswho.de, abgerufen am 4. August 2015.
  37. Brigitte Fassbaender Orden Pour le Mérite
  38. Bekanntgabe der Verleihungen vom 1. März 2012 beim Bundespräsidenten
  39. Pressemitteilung vom 31. Oktober 2012 auf der Seite der Stadt, abgerufen am 4. November 2012.
  40. Susanne Benda: Preis für Brigitte Fassbaender. In: Stuttgarter Nachrichten, 16. März 2013.
  41. Ilka Trautmann: Richard-Strauss-Festival Die Jahre in Garmisch-Partenkirchen werden mir unvergessen bleiben. In: Kreisbote, 26. Juni 2017
  42. crescendo trifft: Brigitte Fassbaender. Axel Brüggemann im Gespräch mit Brigitte Fassbaender, Echo Klassik 2017. Abgerufen am 18. November 2017.
  43. Peter Krause: Nur einmal Standing Ovations. Welt Online; abgerufen am 1. November 2017.
  44. Schallplattenkritiker vergeben Ehrenpreise. In: Musik heute. Klassik-Nachrichten-Journal, 5. Februar 2020.
  45. Besprechung der DVD. In: Opera News, Dezember 2015, vol. 80, Nr. 6; abgerufen am 31. Oktober 2019.
  46. Herausforderung Heiterkeit. In: Festspielzeit. Das Magazin der Bregenzer Festspiele, Sommer 2018, S. 4–7; abgerufen am 14. August 2018.