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vom 01.04.2022, aktuelle Version,

Ewald Nowotny

Ewald Nowotny, 2012

Ewald Nowotny (* 28. Juni 1944 in Wien) ist ein ehemaliger österreichischer Politiker der SPÖ und Ökonom. Vom 1. September 2008 bis zum 31. August 2019 war er Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank.[1][2] Anfang 2013 wurde sein Vertrag für weitere sechs Jahre verlängert (per 1. September 2013).[3] Von 2006 bis Ende 2007 war Nowotny Generaldirektor der BAWAG P.S.K.

Leben

Ausbildung

Werdegang

Politische Tätigkeiten

Von 1974 bis 1999 war Nowotny Mitglied des Bezirksparteivorstandes der SPÖ Linz und von 1978 bis 1999 Abgeordneter zum Nationalrat.

Von 1989 bis 1999 war Nowotny

Von 1990 bis 1999 war er außerdem Mitglied des Bundesparteivorstandes der SPÖ. Im Jahr 1999 hat Ewald Nowotny alle seine politischen Funktionen und Ämter zurückgelegt.

Er ist Mitglied der Trilateralen Kommission.[6]

Kritik

Als Gouverneur der Nationalbank zeigte sich Nowotny besorgt über das Ausmaß der Staatsverschuldung in Österreich.[7] Als langjähriger Finanzsprecher seiner Partei im Nationalrat war er selbst maßgeblich an der Budgetpolitik der Großen Koalition von 1986 bis 2000 beteiligt. In dieser Zeit stieg der öffentliche Schuldenstand von knapp 52 auf 66 Prozent des BIP, das jährliche Budgetdefizit betrug durchschnittlich über drei Prozent. Nach der Ansicht wirtschaftsliberaler Kritiker sei Nowotny „der wissenschaftliche Beschwichtigungshofrat der großkoalitionären Schuldenpolitik“ gewesen.[8] Dem ist entgegenzuhalten, dass sich Nowotny gegen eine leichtfertige Steigerung des strukturellen Defizits ausspricht, um eine Abhängigkeit von den „Kapitalmärkten“ möglichst zu vermeiden:

„Das Steuersystem ist aber von der Höhe der Abgabenbelastung her in den letzten Jahren offenbar an psychologische Grenzen gestoßen – trotzdem ist der Ausweg einer permanenten Finanzierung über öffentliche Verschuldung falsch, weil dadurch der gesellschaftspolitische Spielraum des Budgets durch steigende Schuldendienstquoten eingeschränkt wird, was langfristig eine verstärkte Kontrolle der Kapitalmärkte über die Entwicklung des öffentlichen Sektors nach sich zieht […].“

Ewald Nowotny : Neoliberalismus und öffentlicher Sektor – Entwicklung und Alternativen. In: WIWIPOL (Hg.), Wirtschaftspolitische Alternativen zur globalen Hegemonie des Neoliberalismus, Wien 1997, S. 78.

Im September 2015 plädierte er in einem Aufsatz dafür, die europäische Währungspolitik und auch die europäische Integration behutsam zu betreiben. Forderungen nach einer europäischen „Wirtschaftsregierung“ oder einem europäischen „Finanzminister“ lehnte er ab; ebenso die kurz zuvor vom französischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron behauptete These,[9] man müsse sich entscheiden, ob man 'Neugründer oder Totengräber der EU' sein wolle.[10] Dazu müssten, so Macron, auch Tabus in Deutschland gebrochen werden. Falls man in der Eurozone zu keiner Form von Finanztransfer bereit sei, könne man den Euro und die Eurozone vergessen.[11]

Auszeichnungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

  • Löhne, Preise, Beschäftigung. (Hrsg.) Frankfurt, 1974. ISBN 978-3807250120
  • Öffentliche Verschuldung. Stuttgart-New York, 1979. ISBN 978-3437400667
  • Gesamtwirtschaftliche Finanzierung und öffentliche Verschuldung. Mit P. Mooslechner. Österreichisches Forschungsinstitut für Sparkassenwesen. Wien 1980.
  • Zur politischen Ökonomie der öffentlichen Verschuldung. In: Staatsverschuldung Kontrovers. (Hrsg. D. B. Simmert, K.-D. Wagner) Bonn 1981. ISBN 978-3804685888
  • Wirtschaftswachstum und öffentlicher Sektor. Mit W. Hanisch, S. Hellmer. Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann-Institutes für Wachstumsforschung. Bd. 12. Wien 1989.
  • Handbuch der österreichischen Wirtschaftspolitik. Mit H. Abele, S. Schleicher, G. Winckler. (3. Auflage) Wien 1989. ISBN 978-3214070526
  • Gründe und Grenzen der öffentlichen Verschuldung. In: Ökonomie in Theorie und Praxis. (Hrsg. G. Chaloupek, A. Guger) Berlin und Heidelberg 2002. ISBN 978-3642626715
  • Der öffentliche Sektor. Einführung in die Finanzwissenschaft. Mit M. Zagler. (5. Auflage) Berlin-Heidelberg 2009. ISBN 978-3540878001
  • Geld und Leben, Braumüller, Wien 2020, ISBN 978-3-99100-313-7

Literatur

  • Patrick Horvath, Peter Mooslechner, Andreas Staribacher (Hrsg.): Europäische Wirtschaftspolitik der Zukunft. Festschrift zum 70. Geburtstag von Ewald Nowotny. New Academic Press, Wien 2014, ISBN 978-3-7003-1901-6.
Commons: Ewald Nowotny  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neuer OeNB-Gouverneur Holzmann sieht sich als unabhängig. In: ORF.at. 31. August 2019, abgerufen am 1. September 2019.
  2. Der Standard, 7. Mai 2008: Neue Nationalbank-Führung fix
  3. Wiener Zeitung, 17. Januar 2013: Nowotny für weitere sechs Jahre als Nationalbank-Chef ernannt
  4. Wirtschaftsuniversität Wien: Universitätsrat: Der Universitätsrat der WU für die Periode 2013 bis 2018 hat sich am 2. April 2013 konstituiert. (Memento vom 24. Januar 2016 im Internet Archive)
  5. Ewald Nowotny ist neuer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik. 11. September 2019, abgerufen am 11. September 2019.
  6. The Trilateral Commission: Members European Group 2011 (Memento vom 24. November 2011 im Internet Archive) (PDF) S. 5; Members 2013 (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF) S. 6.
  7. Nowotny: Österreich hat zu hohe Schulden Wiener Zeitung, 28. Dezember 2012
  8. Ewald Nowotny oder eine österreichische Karriere Die Presse, 9. März 2014
  9. sueddeutsche.de 31. August 2015: "Wir wollen eine Neugründung Europas" (Macron im Interview)
  10. sueddeutsche.de 15. September 2015 / Gastbeitrag von Ewald Nowotny: Evolution statt Revolution
  11. Zitat: Et cela exige aussi de casser des tabous en Allemagne. Si les Etats membres ne sont pas prêts comme jusqu’à aujourd’hui à toute forme de transferts financiers au sein de l’union monétaire, on peut oublier l’euro et la zone euro. (Interviewtext).
  12. ÖGfE-Präsident Professor Ewald Nowotny erhält Ökonomie-Preis des Monetären Workshop. 30. Juni 2020, abgerufen am 30. Juni 2020.

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