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vom 24.05.2022, aktuelle Version,

Großes Festspielhaus

Eingangsseite Hofstallgasse

Das Große Festspielhaus in Salzburg (von 1960 bis 1962 Neues Festspielhaus, seit 1963 Großes Festspielhaus) ist eine der Spielstätten der Salzburger Festspiele und befindet sich in der Altstadt, es ist teilweise in den Mönchsberg hinein gebaut.

Geschichte

Vorderfront vom Herbert von Karajan Platz

Ehemalige fürst-erzbischöfliche Hofstallungen

Das Große Festspielhaus gehörte zusammen mit dem Haus für Mozart, (i. e. dem vormals Kleinen Festspielhaus), der Felsenreitschule und dem Stadtsaal zu den ehemaligen fürst-erzbischöflichen Hofstallungen (Hofmarstall). Sie wurden unter dem Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1606 und 1607 erbaut, zur Anlage gehörte auch die Marstallschwemme am heutigen Herbert-von-Karajan-Platz. 1662 wurde dieser Bau erweitert und die Winterreitschule eingerichtet, an deren Stelle sich heute das Haus für Mozart befindet. Ein weiterer Ausbau erfolgte unter Erzbischof Johann Ernst von Thun. Die Sommerreitschule, die heutige Felsenreitschule, und die Fassade der nördliche Schmalseite zum Herbert-von-Karajan-Platz und zur Marstallschwemme hin wurden nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach 1693/94 gestaltet.

Hofstallkaserne und Haus der Natur

Nordportal des Festspielhauses von Johann Bernhard Fischer von Erlach

Nach Ende des Fürsterzbistums 1803 war das Haus eine Kavalleriekaserne, die Hofstallkaserne. Die Reitschule wurde 1841 als k.k. Kavallerie-Reithalle adaptiert, erweitert und gedeckt. 1859 erfolgte eine Aufstockung des Haupthauses. Untergebracht waren bis in das 2. Drittel des 19. Jahrhunderts Kavallerieabteilungen, ab dann gemischt auch Artillerie. Nach dem Ersten Weltkrieg war hier auch das Erste Bundesheer stationiert.[1]

Ab der Begründung 1924 fand hier auch das Haus der Natur seinen Platz, das 1959 in das aufgelassene Ursulinenkloster übersiedelte.

Bau des Großen Festspielhauses

Nach Plänen des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister setzte man die Idee eines zweiten Opern- und Konzerthauses in die Tat um. Man errichtete dieses neben dem bereits bestehenden Festspielhaus (dem heutigen Haus für Mozart). Zwischen 1956 und 1960 wurden für den Neubau zuerst 55.000 Kubikmeter des Mönchsbergs abgetragen, um genug Platz, vor allem für das Bühnenhaus, zu haben, und anschließend das Festspielhaus errichtet.

Eröffnung und Uraufführungen

Das Große Festspielhaus wurde am 26. Juli 1960 mit Richard Strauss’ Oper Der Rosenkavalier unter der Leitung von Herbert von Karajan eröffnet, mit diesem Werk wurden drei der bedeutendsten Persönlichkeiten der Salzburger Festspiele, nämlich Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt (der als „heimlicher Regisseur“ die Uraufführung betreut hatte) geehrt.

Im Großen Festspielhaus wurden u. a. folgende Werke uraufgeführt:

Ausstattung und Technik des Großen Festspielhauses

Zuschauersaal und Bühne

Technische Daten:
Bühnenbreite: 100 Meter
Bühnentiefe: 25 Meter
Portalbreite: 30 Meter
Portalhöhe: 9 Meter
Fünf Hubpodien à 18 × 3 Meter; Fahrgeschwindigkeit max. 0,25 m/s; Tragfähigkeit jeweils 20 t Hydraulische Bühnenmaschinerien (Doppelanlage von ABB)
Schnürboden: 155 Zugeinrichtungen mit einer Tragkraft von jeweils 500 kg, ein Drittel davon hydraulisch angetrieben und elektronisch steuerbar.
Beleuchtung: 825 regelbare Stromkreise mit einer Leistung von je mindestens 5000 Watt; digitales Lichtsteuerpult; 2000 Scheinwerfer im Gerätepark
Elektroakustik: Tonregiepult mit 16 Eingängen, 16 Summenausgängen und 4 Hilfsausgängen; Anschlüsse für Lautsprecher und Mikrophone im gesamten Bühnen- und Zuschauerbereich
Die Bühnentechnik und weitere Modernisierungen stammt auch von der Wiener Firma Waagner Biro.[2]

Der breite Zuschauerraum hat einen nahezu quadratischen Grundriss mit ca. 35 Metern Seitenlänge und hat 2179 Sitzplätze (es gibt keine Stehplätze).[3]

Der Orchestergraben fasst bis zu 110 Musiker.

Künstlerische Ausgestaltung

Maskenblock von Jakob Adlhart

Der Boden des Foyers besteht aus Adneter Marmor, der Boden des Pausensaals aus grünem Serpentin mit Pferdemosaiken von Richard Kurt Fischer. Es finden sich hier auch zahlreiche Kunstwerke:

Das Marmorportal an der nordseitigen Fassade zum Herbert-von-Karajan-Platz ist eine Arbeit des Barockarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach. Es wurde auch aus der Kriegsbeute des Türkenkriegs von 1683 finanziert, bei dem Salzburg zum Entsatz der Türkenbelagerung von Wien 800 Mann (aber auch hohe Geldmittel für Munition) entsandt hatte und 1688 auch an der Eroberung Belgrads unter Prinz Eugen von Savoyen teilgenommen hatte.[4] Die Frauenfiguren auf dem Portal stellen Europa und Asia dar; dass sie auf Einhörnern sitzen, ist erst seit der letzten Renovierung bekannt. Eine weitere Besonderheit dieses Tores ist ein Lichtdurchbruch nach oben, durch den Licht auf die Häupter der zur Pferdeschwemme gebrachten Pferde fallen konnte.

An der Fassade zur Hofstallgasse ist folgender vom Benediktinerpater Thomas Michels verfasste Spruch angebracht: SACRA CAMENAE DOMUS / CONCITIS CARMINE PATET / QUO NOS ATTONITOS / NUMEN AD AURAS FERAT (‚Der Muse heiliges Haus steht Kunstbegeisterten offen, als Entflammte empor trage uns göttliche Macht‘).

Literatur

  • Andrea Gottdang / Ingonda Hannesschläger (Hgg.): Das Große Festspielhaus: Clemens Holzmeisters Gesamtkunstwerk, Salzburg: Artbook 2018 (Kunststandort Salzburg; 2), ISBN 978-3-903078-20-8.
Commons: Großes Festspielhaus  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erhard Koppensteiner: Das Christian Doppler Gymnasium, erbaut als k. u. k. Infanterie-Bataillonskaserne in Salzburg-Lehen. Beiträge zu seiner Bau-, Kunst- und Militärgeschichte. In: Landesgeschichte aktuell Nr. 137, Dezember 2006, 1. Zum Kasernenwesen in Salzburg, S. 20 Sp. 2 (ganzer Artikel S. 20–26; Artikel, pdf, rainerregiment.at (Memento vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive); ganzes heft, pdf, salzburger-geschichte.at, dort jew. S. 1)
  2. Referenzen der Sparte Bühnentechnik von Waagner Biro
  3. Übersicht der Sitzplatzkategorien
  4. Friederike Zaisberger: Geschichte Salzburgs. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1998, ISBN 3-7028-0354-8.