Johann Gottlieb
Johann Gottlieb (* 15. Februar 1815 in Brünn, Markgrafschaft Mähren, Kaisertum Österreich; † 4. März 1875 in Graz, Österreich-Ungarn) war ein mährisch-österreichischer Chemiker.
Leben
Johann Gottlieb wurde am 15. Februar 1815 in der mährischen Stadt Brünn als Sohn eines Apothekers geboren. Im fortgeschrittenen Alter studierte Gottlieb selbst Pharmazie an den Universitäten Wien und Prag. Nach vollendetem Studium trat er als Assistent Josef Redtenbachers, dessen Schüler er zuvor war, in Erscheinung und war daraufhin Privatdozent in Prag, ehe er 1846 zum Professor für allgemeine und technische Chemie am Joanneum, der späteren TU Graz, ernannt wurde. In den letzten Monaten vor seinem Tod fungierte er zudem als Rektor des Joanneums, nachdem er knapp 30 Jahre lang die Lehrkanzel für Analytische Allgemeine Chemie geführt hatte, und bereits von 1867 bis 1868 als Direktor der damals noch als Steiermärkische landschaftliche Technische Hochschule bezeichneten Universität in Erscheinung getreten war. Nach dem Tod von Franz Hruschauer im Jahre 1858 wollte die philosophische Fakultät Gottlieb zum Nachfolger Hruschauers als Leiter der dortigen Lehrkanzel für Chemie machen. Gottlieb, der am Joanneum unter bedeutend günstigeren Bedingungen tätig war, stellte jedoch derartige Bedingungen, dass es zu keiner offiziellen Berufung kam.
Verdient gemacht hatte sich Gottlieb unter anderem durch die Entdeckung diverser Säuren. So entdeckte er im Jahre 1844 bei der Reaktion von Kohlenhydraten mit geschmolzenen Alkalimetallhydroxiden die Propionsäure und ihre Salze. Der Begriff Propionsäure wurde erst rund drei Jahre später durch den französischen Chemiker Jean-Baptiste Dumas vergeben. Gottlieb bezeichnete sie zu diesem Zeitpunkt noch als Methacetonsäure. Des Weiteren entdeckte Gottlieb die Mesaconsäure und gab eine ausführliche Beschreibung der Darstellung und Zusammensetzung der von Eugène Chevreul entdeckten Ölsäure, die von Gottlieb zum ersten Mal rein dargestellt wurde. Außerdem analysierte Gottlieb zahlreiche Mineralquellen in der Steiermark und war ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Taschenbuch der chemischen Technologie. 1852.
- Lehrbuch der reinen und angewandten Chemie zum Gebrauch an Realschulen. 1853.
- Polizeilich chemische Skizzen. 1853.
- Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie. 1857.
- Kurze Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse. 1866.
- diverse Publikationen in Fachzeitschriften und Fachblättern
Literatur
- Gottlieb, Johann. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 37.
- Eintrag zu Johann Gottlieb im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Johann Gottlieb in AEIOU Österreich-Lexikon
- Robert W. Rosner: Chemie in Österreich 1740–1914 Lehre – Forschung – Industrie. Hrsg.: Wolfgang Kerber und Wolfgang Reiter. 1. Auflage. Böhlau Verlag, Wien 2004, ISBN 978-3-205-77309-2, S. diverse.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Gottlieb, Johann |
KURZBESCHREIBUNG | mährisch-österreichischer Chemiker |
GEBURTSDATUM | 15. Februar 1815 |
GEBURTSORT | Brünn, Markgrafschaft Mähren, Kaisertum Österreich |
STERBEDATUM | 4. März 1875 |
STERBEORT | Graz, Österreich-Ungarn |
License Information of Images on page#
Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
---|---|---|---|---|
Dr. Johann Gottlieb (1815-1875), Chemiker, Rektor der Universität Graz. Lithographie von Adolf Dauthage, 1860 | Eigenes Foto einer Originallithographie der Albertina (Wien) | Adolf Dauthage (1825-1883) | Datei:Johann Gottlieb Litho.jpg | |
Logo der TU Graz | selbst vektorisiert, Vorlage: offizielle Website | Autor/-in unbekannt Unknown author | Datei:TU Graz.svg |