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vom 18.06.2022, aktuelle Version,

Josef Weidenholzer

Josef Weidenholzer 2014

Josef Weidenholzer (* 6. März 1950 in St. Florian am Inn) ist ein österreichischer Soziologe und Politiker (SPÖ). Er war ab der 7. Wahlperiode Mitglied des Europäischen Parlaments, ab dem 6. Juli 2015 Vize-Vorstand der S&D-Delegation und von 1991 bis 2015 Präsident der Volkshilfe Österreich. Nach der Europawahl in Österreich 2019 schied er aus dem Europäischen Parlament aus.

Leben

Nach seiner Matura am Stiftsgymnasium Kremsmünster studierte Weidenholzer von 1968 bis 1973 Soziologie an der Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Universität Linz) und engagierte sich als Student im Verband Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ). 1973 absolvierte er das Magisterstudium, 1977 die Promotion und 1982 die Habilitation.

Weidenholzer startete seinen beruflichen Werdegang 1973 als wissenschaftlicher Vertragsassistent am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Linz und 1975 als Universitätsassistent am Institut für Gesellschaftspolitik. Daneben war er als Mitarbeiter der Ludwig Boltzmann Gesellschaft für Geschichte der Arbeiterbewegung an der Johannes Kepler Universität Linz tätig.

Nach Lektoraten an verschiedenen Akademien und Universitäten und Forschungsaufenthalten in Europa und Übersee wurde Weidenholzer 1983 zum außerordentlichen Universitätsprofessor für Gesellschaftspolitik und Sozialpolitik ernannt. Er ist emeritierter Professor für Gesellschaftspolitik und Sozialpolitik und war von 1998 bis 2015 Vorstand des Instituts für Sozial- und Gesellschaftspolitik der Johannes Kepler Universität Linz.

1984 erhielt Weidenholzer den Förderpreis des Victor-Adler-Staatspreises für Geschichte sozialer Bewegungen. Von 1984 bis 1998 war er Leiter des Forschungsinstituts für Sozialplanung, von 1998 bis 2003 Studiendekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Johannes Kepler Universität Linz.

Weidenholzer ist verheiratet und hat drei Kinder, darunter die Schriftstellerin Anna Weidenholzer.[1]

Wirken

Josef Weidenholzers wissenschaftliche Schwerpunkte sind Sozialpolitik, Theorien vom Wohlfahrtsstaat, internationaler Vergleich wohlfahrtsstaatlicher Systeme, politische Theorie und politische Kulturen im internationalen Systemvergleich, Theorie und Geschichte sozialer Bewegungen insbesondere der Arbeiterbewegung und die Weiterbildung in Theorie und Anwendung.

Auch baute er den Verein Museum Arbeitswelt in Steyr auf, dessen Vorsitzender er von 1986 bis 1993 war und führte dabei die Ausstellung Arbeit – Mensch – Maschine (1987) durch, die ausschlaggebend für die Dauereinrichtung des Museums war.

Von 1991 bis 2015 war er Präsident der Volkshilfe Österreich.[2] Von 2007 bis 2014 war er darüber hinaus Präsident der europäischen NGO-Plattform Solidar.

Weidenholzer setzt sich unter anderem dafür ein, dass – ähnlich den europäischen Kulturhauptstädten – sozialpolitisch engagierte Städte und Gemeinden als europäische Sozialhauptstädte ausgezeichnet werden.[3]

Im Jahr 2008 war Weidenholzer ein Gründungsmitglied des Kongresses Momentum, dessen wissenschaftlicher Leiter er war.

Seit Anfang 2022 ist Josef Weidenholzer stellvertretender Vorsitzender des Beirats der Gemeinwohlstiftung COMÚN, einer auf ökologischen und sozialen Wandel ausgerichteten Bürgerstiftung mit Sitz in Wien.[4]

Arbeitsschwerpunkte im Europäischen Parlament

Weidenholzer kandidierte für die SPÖ bei der Europawahl 2009.[5] Durch die im Lissabon-Vertrag geregelte Erhöhung der Abgeordnetenanzahl wurde er am 1. Dezember 2011 Mitglied des Europäischen Parlaments[6] und gehört der sozialdemokratischen Fraktion an. Während seiner 1. Periode im EU-Parlament waren die Schwerpunkte seiner parlamentarischen Arbeit der Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE), und hier vor allem die Themenbereiche Menschenrechte, Asyl, Datenschutz, polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit und die Sicherung der Grundrechte.

Josef Weidenholzer ist stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) und Teil der Delegation für die Beziehungen zu Iran. Von März 2012 bis Oktober 2013 war er im temporären Sonderausschuss gegen organisiertes Verbrechen, Korruption und Geldwäsche (CRIM) tätig. Aufgabe dieses Sonderausschusses ist es, organisierte Kriminalität, Mafiaorganisationen und kriminelle Strukturen zu untersuchen, zu analysieren und einen umfassenden Plan zu deren Bekämpfung auf europäischer Ebene zu entwerfen. Anderthalb Jahre lang, von November 2012 bis Juni 2014, war Josef Weidenholzer stellvertretendes Mitglied in der Delegation in den Ausschüssen für parlamentarische Kooperation der EU mit Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan sowie für die Beziehungen zu Tadschikistan, Turkmenistan und der Mongolei.[7]

Bei der Europawahl im Jahr 2014 kandidierte Josef Weidenholzer erneut und erreichte durch einen starken Persönlichkeitswahlkampf bundesweit 28.328 Vorzugsstimmen. In seinem Heimatbundesland Oberösterreich erhielt er dabei von allen Kandidaten die meisten Vorzugsstimmen (24.697). Die SPÖ konnte ihre Mandatszahl halten und Josef Weidenholzer zog erneut in das Europäische Parlament ein.

Der Schwerpunkt der parlamentarischen Tätigkeit von Josef Weidenholzer während der 2. Periode liegt nach wie vor im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE). Aufgrund seiner Erfahrung in Menschenrechtsfragen war Josef Weidenholzer seit dem 1. Juli 2014 Mitglied und Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion im Unterausschuss für Menschenrechte. Im IMCO ist er weiterhin als stellvertretendes Mitglied tätig. Auch seine Tätigkeit als Teil der Delegation für die Beziehungen zum Iran setzt Josef Weidenholzer in seiner 2. Legislaturperiode fort. In Bezug auf die Beziehung zu Nachbarstaaten der Europäischen Union ist Josef Weidenholzer stellvertretendes Mitglied sowohl der Delegation für die Beziehung zu Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo als auch der Delegation in der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-Gruppe - EU.

Ab Herbst 2014 war Josef Weidenholzer somit als Mitglied im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) sowie im Unterausschuss für Menschenrechte und in der Delegation für die Beziehungen zum Iran tätig.

Schriften (Auszug)

Ausgewählte Schriften:[8]

  • Der sorgende Staat. Zur Entwicklung der Sozialpolitik von Joseph II bis Ferdinand Hanusch. Wien 1985.
  • Der österreichische Weg, Aussichten und Einsichten. Linz/Wien 1989.
  • Bewegung und Klasse. Studien zur österreichischen Arbeitergeschichte. (Mithrsg.) Wien 1978. Ebenso in: Arbeitswelt und Sozialstaat. Festschrift für Gerhard Weissenberg zum 60. Geburtstag. Wien 1980.
  • Die Situation der Fabrikarbeiterin in Oberösterreich. (Mithrsg.) In: Schriftenreihe zur sozialen und beruflichen Stellung der Frau. o. O. 1980.
  • Perspektiven und Tendenzen in der Sozialpolitik. (Mithrsg.) Oswin Martinek zum 60. Geburtstag. o. O. 1984.
  • Welfare State Development in East Asia. (Mithrsg.) Gesellschafts- und Sozialpolitische Texte. Linz 2001.
  • Bilanz gewerkschaftlicher Jugendarbeit in der Zweiten Republik. In: 30 Jahre Gewerkschaftsjugend – Rückblick und Ausblick. Linz 1975.
  • Der alltägliche Faschismus. In: Aufrisse. Jahrgang 2, Nr. 3/1981 sowie in: Reihe gewerkschaftliche Orientierung. Nr. 1/83, S. 19–32.
  • Der alte(rnde) Mensch und das Arbeitsrecht. In: Helmut Konrad (Hrsg.): Der alte Mensch in der Geschichte. Wien 1982, S. 107–121.
  • Politik in Bewegung – ein Jahrhundert Sozialdemokratie. In: Arbeit/Mensch/Maschine. Der Weg in die Industriegesellschaft. Beiträge. Linz 1987.
  • Alternative political movements. In: Jim Sweeney, Josef Weidenholzer (Hrsg.): Austria: A Study in Modern Achievement. Aldershot 1988, S. 101–108.
  • Armut als ewig neue Herausforderung. In: Armut in Österreich. Edition pro mente, Linz 1995, S. 29–44.
  • gemeinsam mit Brigitte Kepplinger: Die Rekonstruktion der Sozialdemokratie in Linz 1945–1950. In: Entnazifizierung und Wiederaufbau in Linz (= Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1995.) Linz 1996, S. 13–68, ooegeschichte.at [PDF].
  • Virenregime – Wie die Coronakrise unsere Welt verändert. Befunde, Analyse, Anregungen. Sammelband, hrsg. mit Thomas Schmidinger, Bahoe Books, Wien 2020.

Auszeichnungen

Commons: Josef Weidenholzer  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Volkshilfe-Chef Josef Weidenholzer:Überraschungs-Demo in Goisern zum 60er. Artikel vom 7. März 2010, abgerufen am 8. Dezember 2016.
  2. Volkshilfe Bundeskonferenz stellt Weichen für die Zukunft. APA-Meldung vom 29. Mai 2015, abgerufen am 24. August 2015.
  3. Für ein Europa der Sozialhauptstädte! In: weidenholzer.eu. 1. Februar 2014, abgerufen am 29. März 2018.
  4. Stiftung – Gemeinwohlstiftung COMÚN. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  5. Professor Joe's Wahlkampfstart in: OÖN vom 12. Mai 2009.
  6. Der Standard: Stadler und Weidenholzer neu im EU-Parlament, 12. Dezember 2011
  7. Website des Europäischen Parlaments
  8. Weidenholzer Josef, Univ.-Prof. Mag.Dr. bei der Universität Innsbruck, abgerufen am 4. April 2019.
  9. Goldenes Ehrenzeichen des Landes OÖ für Europaabgeordneten Prof. Dr. Weidenholzer im Oe-Journal vom 2. Oktober 2017, abgerufen am 4. Oktober 2017.

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