Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 26.06.2022, aktuelle Version,

Mijat Tomić

Mijat Tomić (* um 1610 in Gornji Brišnik bei Tomislavgrad, Sandschak Herzegowina, Osmanisches Reich; † um 1656 in Doljani bei Jablanica, Herzegowina) war ein Heiducke in Bosnien und Herzegowina. Als solcher war er besonders in der Herzegowina um die Gegend von Županj-Potok (heute: Tomislavgrad) aktiv, überfiel und plünderte häufig osmanische Karawanen und verteilte die Beute oft an Bedürftige. Er gilt daher vor allem bei den Kroaten der Herzegowina, als Held des Freiheitskampfes gegen die osmanische Herrschaft. So wird er in den Liedern des Guslars Željko Šimić besungen[1] und es werden Bücher über in veröffentlicht[2].

Leben

Das erste Dokument über ihn, stammt aus dem Jahr 1640 und beschreibt sein Eintreten in das Heiduckenleben. Tomić wuchs in seinem Geburtsort Gornji Brišnik auf und hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Seine Schwester Manda war die Mutter seines Gefährten, des Hajduken Mali Marijan (Kleiner Marijan), auch Marianko genannt. Tomić wurde von seinem Onkel Niko (väterlicherseits) aufgezogen, da er früh die Eltern verlor. Er verließ jung seinen Onkel, um bis zu seinem 20. Lebensjahr für den Beg Kopčić Schafe zu hüten. Sein mutmaßliches Grab liegt auf dem Friedhof von Doljani. Sein Grabstein, ein Stećak, wurde 1937 mit einer Gedenktafel versehen.

Heldenlieder

Wie Tomić danach ein Hajduk wurde, beschreibt das, mit der Gusle zu begleitende, epischen Heldenlied Die geplünderte Begovica:

Mähder sammelt der Kopčić Verwalter,
Hundert Mähder und zweihundert Häusler
Und dann redet er zu ihnen also:
„Welcher morgen kommt nach Sonnenaufgang
Dem laß ich dreihundert Prügel geben,
Ihn ins unterste Gefängnis werfen,
Laß ihn auch nicht frei aus dunklem Kerker;
Oh, der Beg nicht aus dem Felde kehret,
Und er kehrt nicht unter sieben Jahren.“
Ob der Red' erschrocken sich alle Mähder
Und vor Tage sind sie aufgestanden,
Doch verspätet sich der Tomić Mijat,
Trägt auf seinem Arm die lange Flinte,
In der Hand die Sense sammt dem Schleiffstein,
Zu ihm redet der Kopčić Verwalter:
„Weißt Du, Mijat, was ich gestern sagte,
Will's bei meinem Glauben auch vollziehen!
Lasse Dir dreihundert Prügel geben,
Dich ins unterste Gefängnis werfen,
Frei nicht wirst Du bis der Murat Beg kommt,
Und er kommt nicht unter sieben Jahren.“
Als der Tomić Mijat dieses hörte,
Warf er in das grüne Gras die Sense,
Flüchtete sich in die weite Waldung
Und dort trat er auf als kühner Räuber,
Weilet nun so lang im grünen Walde
Bis er sammelt einige Gefährten.[3]

Auch sein Tod und die Rache seiner Gefährten wird in dem solchen Heldenlied, mit dem Titel Das Strafgericht der Haiduken beschrieben:

Inzwischen trifft in Bosnien ein großherrlicher Ferman ein,
der auf Mijat's Kopf drei Beutel Goldes und drei schöne Spahi-
liks zum Preise aussetzt. Zwar, als der Ferman verkündigt ward,
that man, als höre man nichts, und sprach von anderen Dingen,
so furchtbar war Mijat den Türken; doch endlich tritt ein arabi-
scher Hauptmann auf und verspricht, den Mijat, dem er einst
befreundet, auszuliefern. Er ergreift seinen Damascenersäbel und
seine lange Flinte, besteigt sein geschwindes Roß und eilt in die
Schluchten, den Geächteten aufzuspüren. Unterwegs trifft er den
Knees Elias, der aus der Stadt zurückkehrt mit zwei Lasten
Weins. „Hast Du, fragt der Schwarze, diesen Vorrath zu
einem Trauer- oder Festmahl angeschafft?“ „In meinem Hause
ist nicht Trauer, entgegnet Elias, sondern Freude, denn diesen
Abend wird Mijat mit seinen dreißig Gefährten bei mir speisen.“
„In Allahs Namen!“ ruft der Araber aus, „lieferst Du den
großen Haiduken in meine Hände, auf daß das Haupt ich ihm
vom Rumpfe trenne, so erhältst drei Beutel Goldes Du zum
Lohne.“ Der Knees nimmt den lockenden Antrag an und be-
stellt den schwarzen Araber zur Nachtmahlsstunde in sein Haus;
drauf scheiden sie und Elias kehrt in's Dorf zurück.

Als Mijat seinen Gevatter in's Gehöfte einziehen sieht, eilt
er ihm entgegen und späht nach dem Pulversack; doch gewahrt
er nur Schläuche mit Wein gefüllt, und der Knees erklärt ihm,
daß er im Bazar nur schlechtes Pulver gefunden, was kein Hai-
duk gebrauchen könne. Arglos setzen am Abend die Freunde sich
zur Tafel, und jubelnd trinket Mijat, als ihm plötzlich Thränen
auf die Stirn herniederträufeln und er die Gevatterin, die ihm
einschenkt, weinend hinter sich erblickt. „Holde Marina, ruft
er, warum diese Thränen? Glaubst Du vielleicht, ich werde Dir
nicht Deine Pflege und Heilungskosten bezahlen?“ „O,“
erwidert Marina, „ich verlange keine Zahlung für Pflege und
Unterhalt; ich weine nur beim Gedanken an unsere Trennung
und weil furchtbares Leid Dir bevorsteht, denn Elias hat Dich
an den Araber verrathen.“ Bei diesen Worten blickt Mijat
nach der Thür um, aber im nämlichen Augenbick tritt der schwarze.
Hauptmann ein, und strecken Flintenschüsse den armen Haiduken
nieder.

Nur Mijats Neffe, Marianko, entkommt bewaffnet
durchs Fenster und schießt im Gebirge sein Gewehr los.
[…] Stracks nun steigen die Haiduken hinab, doch sie finden nur Marianko schwer
verwundet, der erzählt den Verrath des Kneesen von Bobowo und
wie der Araber und seine türkischen Söldner sich in Elias's Kula
an leckerem Weine laben. Scherawitza beweint mit heißen Thränen
Mijat's Tod und alle Haiduken stimmen dumpfe Trauerklagen an;
alle brennen sie vor Begierde, ihren unglücklichen Gefährten zu
rächen, und stellen sich ohnweit des Dorfes in dem blutigen Eng-
paß auf, wo der Türken Weg hindurchführt. Bald erscheinen
diese, an ihrer Spitze der schwarze Araber mit Mijat's Haupt.
Bei diesem Anblick legt Scherawitza, von herbem Schmerz er-
griffen, auf den Hauptmann an und trifft ihn mitten in's Herz.
Drauf feuern auch die dreißig Haiduken los und dreißig Türken
sinken todt zu Boden; nun ziehn die Sieger in Bobowo ein, ver-
schonen zwar die brave, treue Marina, aber stürzen wüthend über
den treulosen Kneesen her, hauen Arm und Bein ihm ab, reißen
ihm Zähne und Augen aus und verbrennen ihn dann lebendig
in seiner Kula. Solch ein Lohn ward dem Verräther.[4]

Sonstiges

Im Bosnienkrieg trugen mehrere kroatische Militäreinheiten des HVO seinen Namen (z. B. die Brigada Herceg-Stjepan 3. bojna Jablanica „Mijat Tomić“ und Postrojba posebnih namjena Doljani „Mijat Tomić“).

Siehe auch

Literatur

  • Ivo Žanić: Flag on the Mountain : A Political Anthropology of War in Croatia and Bosnia-Herzegovina 1990–1995. SAQI, London 2007, ISBN 978-0-86356-815-2, The dual loyality of Mijat Tomić, S. 165 ff.
  • Ivan Franjo Jukić und Ljubomir Hercegovac (d. i. Fra Grga Martić): Narodne pjesme bosanske i hercegovačke. [Bosnische und herzegowinische Volkslieder]. Osijek 1858.
  • Anđelko Mijatović (Hrsg.): Narodne pjesme o Mijatu Tomiću. [Volkslieder über Mijat Tomić]. Zajednica samostalnih pisaca „Tin“, 1969.
  • Gligor Stanojević: Jugoslovenske zemlje u mletacko-turskim ratovima XVI–XVIII vijeka [Die südslawischen Gebiete während der türkisch-venezianischen Kriege des 16.–18. Jahrhunderts]. 1970, S. 184 f.
  • Dubravko Horvatić: Junačina Mijat Tomić : po starim pjesmama i pripovijedanjima. [Das Heldentum des Mijat Tomić : In alten Liedern und Erzählungen]. K. Krešimir, Zagreb 1998, ISBN 953-6264-68-4.

Einzelnachweise

  1. Željko Šimić: Smrt Mijata Tomića (Der Tod des Mijat Tomić) und Mijat Tomić i paša od Zvornika (Mijat Tomić und der Pascha von Zvornik)
  2. Dubravko Horvatić: Junačina Mijat Tomić : po starim pjesmama i pripovijedanjima. (Das Heldentum des Mijat Tomić : In alten Liedern und Erzählungen). K. Krešimir, Zagreb 1998. -ISBN 953-6264-68-4
  3. S. Singer: Das Hajdukenthum bei den Südslaven. In: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft. Bd. II 1885, S. 447. Verlag von A. H. Payne, Leipzig 1885
  4. Cyprian Robert: Die Slawen der Türkei, oder die Montenegriner, Serbier, Bosniaken, Albanesen und Bulgaren, ihr Kräfte und Mittel, ihr Streben und ihr politischer Fortschritt. S. 19-20. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig, 1844