Miller zu Aichholz (Familie)


Die Familie der Ritter von Miller zu Aichholz ist eine österreichische Industriellen- und Gelehrtenfamilie, die besonders in der ausgehenden Donaumonarchie große Bedeutung hatte.
Geschichte
Die Familie Miller stammt ursprünglich aus der Schweiz und lässt sich in verschiedenen Berufen bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen. Als ältestes belegbares Familienmitglied gilt Jacob Müller aus Zürich, der Mitte des 13. Jahrhunderts lebte. Als Gefolgsleute des Herzog Leopolds von Österreich, musste die Familie die Schweiz verlassen. Die eigentliche Stammreihe beginnt mit Augustin Miller, jüngsten Sohn des Tiroler Kanzlers.[1]
1669 heiratete Johann Miller die Erbin des Ansitz Aichholz bei Lana Anna Prunner. 1691 wurde die Familie von Kaiser Leopold I. mit dem Prädikat von Aichholz in den Adelsstand erhoben.[2] Sie erwarben auch den Ansitz Larchgut. Um 1700 zog die Familie von Lana nach Cles im Nonstal um.
Josef von Miller (1797–1871), Sohn des Franz von Miller aus Cles, schaffte im 19. Jahrhundert den Aufstieg vom Drogisten zum Großindustriellen. Er erwarb Rohrzucker-Raffinerien in Wien und war geschäftlich auch in Böhmen und Schlesien sowie in Triest tätig. Aufgrund seiner Leistungen wurde der Adel der Familie stufenweise erhöht: Sie hieß seit 1856 Miller zu Aichholz, seit 1860 von Miller zu Aichholz und seit 1865 Ritter von Miller zu Aichholz. 1862 ließ er am Heumarkt in Wien zwei Wohnpalais erbauen, die in Teilen noch im Eigentum seiner Nachfahren sind.
Josef Miller war mit der Belgierin Marie Flore d’Heur verheiratet und hatte 15 Kinder. Von ihnen waren besonders bedeutend:
- Vinzenz von Miller zu Aichholz (1827–1913) übernahm die Firma des Vaters
- August von Miller zu Aichholz (1829–1899) schrieb ein 1907 publiziertes Lebensbild des Vaters unter dem Titel "Esse quam videri" (Sein, was man scheint).
- Eugen von Miller zu Aichholz (1835–1919) war Industrieller und Kunstsammler; er ließ 1877–80 das Wiener Palais Miller-Aichholz in der Prinz-Eugen-Straße 28 errichten (1919 verkauft, 1961 abgerissen).
- Viktor von Miller zu Aichholz (1845–1910), der jüngste Sohn, war Chemiker und Großindustrieller sowie Kunstsammler und Wohltäter; er besaß die Villa Miller-Aichholz in Gmunden, wo ihn oft sein Freund Johannes Brahms besuchte.
Weitere Familienmitglieder
- Eugen von Miller zu Aichholz (1878–1963), Unternehmer, Sohn von Viktor (1845–1910), der die Münzsammlung seines Vaters 1913 dem staatlichen Münzkabinett stiftete.
- Heinrich Ritter von Miller zu Aichholz, Industrieller, erwarb 1894 das Jagdschloss Esterházy in Hütteldorf (Wien), das seither Miller-von-Aichholz-Schlössel genannt wird; die Familie musste es aufgrund der Weltwirtschaftskrise 1938 wieder verkaufen.
Wappen
1691: Quadrierter Schild. 1. und 4. von Rot und Silber gespalten mit einem Mühlrad in verwechselten Farben. 2. und 3. in Silber ein gekrönter roter Greif einwärts. Auf dem Helm der Greif wachsend mit silbern, rot gespaltenem Mühlrad in den Krallen. Die Decken sind rot-silbern.[2]
Besitzungen
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Ansitz Aichholz, Südtirol
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Palais Miller-Aichholz, Am Heumarkt 11, Wien
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Villa Miller-Aichholz, Gmunden
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Villa Miller-Aichholz, Viktring (Klagenfurt)
Siehe auch
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Miller, die Familie, zur Geschichte. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 18. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1868, S. 323 f. (Digitalisat).
- Franz X. Wöber: Die Miller von und zu Aichholz, eine genealogische Studie. Gerold in Comm., Wien 1893. Digitalisat.
- Miller zu Aichholz. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 303–305 (Direktlinks auf S. 303, S. 304, S. 305).
- Josef Mentschl: Miller zu Aichholz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 526 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Franz X. Woeber: Die Miller von und zu Aichholz: Eine genealogische Studie. Gerold & Company, 1898 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2017]).
- 1 2 Otto Titan v. Hefner: „Der Adel der gefürsteten Grafschaft Tirol“, in J. Siebmacher's großes Wappenbuch, Bd. IV, 1. Abteilung, Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 1857. Namensindex und Wappentafeln S. 12