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vom 19.06.2022, aktuelle Version,

Mohrenbrauerei

Mohrenbrauerei Vertriebs KG
Logo
Rechtsform KG
Gründung 1834
Sitz Dornbirn, Österreich
Leitung Heinz Huber Geschäftsführer
Mitarbeiterzahl 121 (2012)[1]
Umsatz 22,2 Mio. EUR (2012)[1]
Branche Getränkeherstellung
Website www.mohrenbrauerei.at

Die Mohrenbrauerei Vertriebs KG in Dornbirn ist die älteste Vorarlberger Bierbrauerei. Die Brauerei führt zahlreiche Biersorten sowie Weine und Limonaden in Eigenproduktion. Mit einem Gesamtmarktanteil in den Sparten Gastronomie und Handel von 47,8 Prozent war die Mohrenbrauerei im Jahr 2014 Marktführer unter den vier Vorarlberger Brauereien.[1]

Darstellung der Entwicklung des Mohrenbräu-Logos anhand von Bierdeckeln in der „Mohren Biererlebniswelt“

Die Kombination des Wortes Mohr mit der stereotypen Darstellung eines Schwarzen Menschen im Logo wurde wiederholt als rassistisch kritisiert.[2][3]

So wurde die Darstellung 2012 als rassistische Stereotypisierung thematisiert, da das Logo die karikaturenhafte Silhouette eines Mannes mit wulstigen Lippen, krausem Haar und einer markanten Nase darstellt. Offiziellen Aussagen des Unternehmens zufolge handelt es sich beim Logo um das im Jahr 1834 vom ursprünglichen Brauereigründer Josef Mohr übernommene Familienwappen.[4] Dieses basiere auf alten Darstellungen des heiligen Mauritius.[5]

Im Zuge der im Frühjahr 2020 global wiederaufflammenden Black-Lives-Matter-Proteste kam auch die Wahl von Logo und Firmenname der Mohrenbrauerei erneut in die Kritik. Nachdem ein Vorarlberger Grafiker einen Vorschlag für die Umgestaltung des Unternehmenslogos publiziert hatte, der zum Ziel hatte, den stilisierten menschlichen Kopf durch die Silhouette eines Birnbaums zu ersetzen, wurde das Unternehmen insbesondere in den Sozialen Medien erneut stark für seine Logowahl und den Unternehmensnamen kritisiert.[6] Schließlich legte die Mohrenbrauerei mit 21. Juni 2020 ihre sämtlichen Social-Media-Accounts vorübergehend still, nachdem es dort zu massiven Anfeindungen sowohl von Gegnern als auch Befürwortern des Unternehmenslogos gekommen war.[5]

Am 8. März 2022 wurde von der Mohrenbrauerei ein gemeinsam mit Historikern überarbeiteter Markenauftritt präsentiert. Der Kopf im Logo blieb dabei erhalten, wurde jedoch um die stereotypischen Merkmale der wulstigen Lippen und markanten Nase reduziert und insgesamt nach Angabe des Unternehmens „neutral statt kolonial“ gestaltet. Statt „Seit 1834“ wird dem runden Mohrenkopf-Siegel ein „Seit 1763“ angefügt, das auf die erste Erwähnung unter Josef Mohr Bezug nimmt. Anstatt „Mohrenbräu“ wurde in der neuen Bildmarke der Schriftzug „Privatbrauerei – Das Vorarlberger Bier“ eingefügt, der „Mohren“-Schriftzug auf den Flaschen durch „Mohrenbräu“ ersetzt. Das neue Logo wird zuerst auf einer neuen 0,33-L-Glasflasche eingeführt, die Umfirmierung aller Produkte soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein und zumindest 1 Million Euro kosten. Alle im Umlauf befindlichen Bierkisten werden hingegen nach Schätzung des Unternehmens erst in 10 Jahren ausgetauscht sein.[7][8]

Geschichte

Blick auf das historische Firmen ­gebäude; dahinter die Brauerei, 2010
Stand der Mohrenbrauerei auf der Dornbirner Messe, 2007
Die Auslieferung des Bieres und anderer Getränke erfolgt teilweise mit eigenen LKW

Heute lässt sich nicht mehr genau feststellen, in welchem Jahr mit dem Brauen des ersten Mohrenbieres begonnen wurde. Es handelt sich aber um eine sehr alte Braustätte, welche laut Steuerkataster vom Jahr 1808 als reale „Bierbrau Gerechtigkeit“ bezeichnet und solche Gewerbe mindestens seit dem Jahre 1742 betrieben wurden.

Der Ursprung der heutigen Mohrenbrauerei liegt im Gasthaus „Zum Mohren“, benannt nach dem Inhaber der Gast- und Braustätte Josef Mohr. Dieser wird 1784 erstmals urkundlich als „Mohrenwirt“ erwähnt. 50 Jahre später wechselt das Gast- und Brauereianwesen in den Besitz der Familie Huber über.

1834 bis 1849

Franz Anton Huber, Händler und Schlosser in Dornbirn-Markt, erwarb zum 1. Mai 1834 das Gasthaus samt Anwesen und dazugehörender Brauerei von einem Bauern aus Hohenems. Seit diesem Tag befindet sich die Brauerei in Familienbesitz.

1846 verkaufte Franz Anton Huber die Brauerei an seinen Sohn Johann Ulrich, vereinbarte aber weitere Nutzungsrechte für sich und seinen jüngsten Sohn Karl Ferdinand. Diesem hinterließ der Vater nach seinem Tod 1849 auch den Brauereianteil.[9]

Die 2. Generation

Karl Ferdinand Huber führt die Brauerei und das Gasthaus. In Platten an der Gütlestraße wird zur Lagerung eines weiteren Quantums Sommerbiers ein neuer Felsenkeller mit eigenem Gastzimmer und Bierausschank erbaut. Am 24. April stirbt Karl Ferdinand Huber erst 40-jährig überraschend an einem Herzschlag. Er hinterlässt seiner Frau Anna drei minderjährige Söhne und die Verantwortung eines nun schon sehr großen Unternehmens. Sie bestellt den Braumeister Anton Christadler aus dem Allgäu und das Geschäft floriert weiter. 1869 veranlasst Anna Huber den Neubau des Gasthofes. Der neue Mohren wird die größte Gaststätte Dornbirns.

Aufgrund der Eröffnung der Bahnstrecke Lindau–Bludenz erlebt das Land Vorarlberg 1872 einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung, von dem auch die Mohrenbrauerei profitiert. Anna nimmt ihren Sohn, den 20-jährigen August Huber in die Geschäftsleitung.

Die 3. Generation

Unter der Führung von Anna und August Huber und der aufstrebenden Industrialisierung kann die Mohrenbrauerei ihren Aufschwung und ihr Wachstum fortsetzen. Viele Entwicklungen fallen in diese 3. Führungsgeneration der Mohrenbrauerei. 1883 heiratet August Huber die Lauteracherin Bertha Haltmeyer.

1884 wird die Arlbergbahn eröffnet, Reiseverkehr und Bierkonsum wachsen Hand in Hand. Mittlerweile waren es 7.000 hl Bier, die jährlich produziert wurden. Bis ins Jahr 1890 sollte er auf nahezu 20.000 hl steigen.

Am 9. April 1888 stirbt Anna Huber im Alter von 61 Jahren. Unter der alleinigen Führung von August wächst das Unternehmen weiter, 1894 kauft er den „Goldenen Hirschen“ in Bregenz, eine weitere Niederlassung wird in Egg im „Gasthof Traube“ errichtet. Auch Feldkirch und Bludenz werden nun mit Mohrenbier beliefert. Am 20. Februar 1895 stirbt August Huber unerwartet im 43. Lebensjahr. Er hinterlässt seine Frau Berta mit fünf unmündigen Kindern und einem der größten Geschäfte des Landes. Nach dem Testament erfolgt die Gründung der Firma Mohrenbrauerei August Huber unter welchem Namen die Mohrenbrauerei noch heute firmiert. Berta vergrößert weiter, investiert in technische Anlagen und kauft den Montafoner Hof in Tschagguns.

1898 wird unter ihrer Leitung das ganze Unternehmen elektrifiziert. Im selben Jahr werden Kegelbahn und Gartenhalle gebaut und Berta heiratet Karl Wehinger, der auch mit Kollektiv-Prokura ins Geschäft eintrat. Das Absatzgebiet wurde erweitert und nunmehr auch das Fürstentum Liechtenstein beliefert. Zur Jahrhundertwende hat die Bierproduktion unter dem ostschlesischen Braumeister Anton Decker einen Ausstoß von 30.000 hl erreicht. Es folgt weiteres Wachstum: Gasthöfe werden gekauft, eine Fasswäscherei erworben und die ersten Lastenautomobile angeschafft.

Die 4. Generation

Geführt von Oswald Huber ist die Ära der 4. Huber-Generation geprägt von den Ausnahmezuständen der beiden Weltkriege. Der Erste und Zweite Weltkrieg haben auch in der Geschichte der Mohrenbrauerei Dornbirn ihre Spuren hinterlassen. Die Produktion sinkt während des Krieges stetig und muss schließlich sogar eingestellt werden. Die Brauerei wird vorübergehend zur Kaserne umfunktioniert und es werden Soldaten aus Marokko einquartiert. Erst 1951 geht es für die Mohrenbrauerei wieder aufwärts.

Die 5. Generation

Die Arbeit der 5. Generation stand unter dem Zeichen der Öffnung in der Geschäftsführung sowie des Wiederaufbaus und der Konsolidierung. Karl[10] und Guntram Huber halten die Familienanteile, mit den Geschäftsführern Ganahl und Menz wurden erstmals Gesellschaftsverträge außerhalb der Familie Huber abgeschlossen. Ende der 80er Jahre wird der bislang letzte Generationswechsel vorbereitet.

Die 6. Generation

Die Mohrenbrauerei erhielt für 2008 einen Auftrag aus Schweden über 2 Millionen Flaschen Mohren Pfiff – das etwa einem Viertel der damaligen Jahresproduktion entsprach.[11]

2012 betrug der Getränkeausstoß 222.911 hl.[1]

Produkte

Produkt Stammwürze [°] Alkoholgehalt [Vol.-%] Zusammensetzung Bierart Größen
Mohren Spezial 12,7 5,6 Spezialbier 0,5 l MW
Mohren Export 11,7 5,0 Märzenbier 0,5 l MW
0,33 l Dose
0,5 l Dose
Mohren Pfiff 11,6 4,9 Spezialbier bzw. Pilsbier 0,33 l MW, 0,33 l PET
Mohren Pilsener 11,3 4,8 Pilsbier 0,33 l MW

Longneck grün

Mohren Gambrinus 11,8 4,6 Schwarzbier, Malzbier 0,33 l MW

Bügelflasche

Mohren Bock 16,5 7,0 Bockbier 0,33 l MW-Bügelflasche
(nur Ostern & Weihnachten)
Mohren Radler süß 6,6 2,8 50 % Mohrenbier und 50 % Zitronenlimonade Biermischgetränk 0,33 l MW
0,5 l MW
0,33 l PET
Mohren Radler sauer 6,6 2,9 60 % Mohrenbier und 40 % Mineralwasser Biermischgetränk 0,33 l MW
0,5 l MW
0,33 l PET
Mohren Grapefruit Radler 7,0 2,7 50 % Mohrenbier und 50 % Limonade mit Blutorangen-Grapefruit-Saft Biermischgetränk 0,33 l MW
0,33 l PET
Mohren Kellerbier 12,8 5,7 Kellerbier, Spezialität 0,33 l MW-Bügelflasche
Mohren Pale Ale 5,5 Pale Ale 0,33 l EW

(MW – Mehrweg)
(EW – Einweg)

Mohren Biererlebniswelt

Die Mohren Biererlebniswelt ist ein Museum über die Geschichte der Mohren-Brauerei sowie die Braukunst im Allgemeinen und wurde am 22. Oktober 2016 eröffnet. Das Museum befindet sich am Hauptsitz der Mohrenbrauerei in Dornbirn. Es sind darin etwa 10.000 Exponate ausgestellt, von kleinen wie Bierdeckel bis zu einem Nachbau der Fassade des ehemaligen Gasthofs „Mohren“ oder einer Brauanlage aus dem 19. Jahrhundert.[12]

Commons: Mohrenbrauerei August Huber  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Marktführer Mohrenbrauerei: 400.000 Liter Absatzplus. (PDF; 22,4 kB) 27. März 2013, archiviert vom Original am 20. August 2013; abgerufen am 19. Dezember 2017.
  2. Manuela Meyer, Bettina Fleischanderl: Es ist eben mehr als nur ein Logo. 2009, abgerufen am 16. Juni 2022.
  3. Mohrenbrauerei überarbeitet Logo nach Rassismusvorwürfen minimal. Abgerufen am 16. Juni 2022 (österreichisches Deutsch).
  4. Irene Brickner: Affenbrotbaum statt Mohrenkopf. In: Der Standard. 20. November 2012, S. 10 (Online [abgerufen am 20. Februar 2015]).
  5. 1 2 Vorarlberger Mohrenbrauerei legt nach Logo-Aufregung Social-Media-Accounts still. In: derStandard.at. 22. Juni 2020, abgerufen am 22. Juni 2020.
  6. Andreas Scalet: Mohrenbräu: Diskussion ja, neues Logo nein. In: Vorarlberger Nachrichten (VN.at). 20. Juni 2020, abgerufen am 22. Juni 2020.
  7. Mohrenbrauerei präsentiert leicht abgeändertes Logo (abgerufen am 9. März 2022: Mohrenbräu ändert umstrittenes Logo minimal). In: vorarlberg.ORF.at. 8. März 2022, abgerufen am 8. März 2022.
  8. Mohrenbrauerei: So sieht das neue Logo aus. In: Vorarlberg Online (VOL.at; V+). 8. März 2022, abgerufen am 8. März 2022 (Paywall).
  9. Franz Anton Huber. Mohrenbrauerei, abgerufen am 20. Februar 2015.
  10. Karl August Huber, 28. September 1929 – 6. März 2018.
  11. Mohren fasst in Schweden Fuß. In: Vorarlberger Nachrichten. Nr. 243, 19. Oktober 2007, S. 1 (Online [abgerufen am 20. Februar 2015]).
  12. Biererlebnis in einem eigenen Museum. In: Vorarlberger Nachrichten. 20. Oktober 2016, S. 6.