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vom 10.05.2020, aktuelle Version,

Norbert Futterweit

Norbert Samuel Futterweit (geboren 30. November 1898; ermordet 12. Juni 1933 in Wien) war ein österreichischer Juwelier jüdischer Abstammung,[1] der Opfer eines nationalsozialistischen Bombenanschlags wurde.[2][3][4] Seine Ermordung war einer der Anschläge, die zum Verbot der österreichischen NSDAP am 19. Juni 1933 führten.[5][6]

Futterweit betrieb ein Juweliergeschäft in der Meidlinger Hauptstraße Nr. 19 im 12. Bezirk.[7] Zwei Monate vor dem Attentat hatten Nationalsozialisten Stinkbomben in das Geschäft geworfen und judenfeindliche Parolen an der Tür angebracht.[6] Gegen 10.30 Uhr am 12. Juni 1933 warf der arbeitslose Kellner Josef Kreil ein verdächtig surrendes Paket in das Geschäft.[1][8] Durch seine Assistentin und eine Kundin auf das Paket aufmerksam gemacht, hob Futterweit es auf und wollte es hinausbringen. Als er den Eingang erreichte, explodierte die Bombe. Futterweit war sofort tot. Im Laden und auf der Straße gab es Verletzte. Ein zufälliger Passant – Johann Hodik, ein 63-jähriger Anstreicher – erlag am nächsten Tag seinen Verletzungen.[9]

Nur der Buchbindergehilfe Johann Teuer, der Aufpasser des Attentäters gewesen war, konnte gefasst werden: Die anderen Täter setzten sich nach Deutschland ab.[1][10]

Nach Kastner dürfte der Anschlag vom SS-Mann Max Grillmayer geplant worden sein.[1][2] Auch Odilo Globocnik wurde in Verbindung mit dem Anschlag genannt.[11] Unmittelbar nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald berichtete Eugen Kogon, dass Globocnik nach dem Anschlag nach Deutschland geflohen war. 1945 sagten die Nachrichten der Eighth United States Army, dass Globocnik den Sprengsatz geworfen habe.[12]

Gedenktafel am Anschlagsort

2008 wurde am Ort des Anschlags eine Gedenktafel angebracht.[13]

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Georg Kastner: Die Opfer des NS-Terrors in Österreich von 1935 bis 1938. Forschungszwischenbericht. In: Demokratie und Geschichte: Jahrbuch des Karl von Vogelsang-Institutes zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Österreich. Band 5, Nr. 1, 1. Dezember 2002, ISSN 2227-7633, S. 161–187, hier S. 174, doi:10.7767/dug.2002.5.1.161.
  2. 1 2 Opfer des Terrors der NS-Bewegung in Österreich 1933–1938: Norbert Samuel Futterweit. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, abgerufen am 7. Januar 2018.
  3. One Jew Killed, 5 Wounded As Nazis Start Attack on Jews in Vienna. In: Jewish Daily Bulletin. Jewish Telegraphic Agency, New York 13. Juni 1933, S. 3 (Online [PDF; abgerufen am 7. Januar 2018]).
  4. Das Bombenattentat in Meidling. In: Acht-Uhr-Blatt – Abendausgabe der Neuen Zeitung. 12. Juni 1933, S. 1 (online abrufbar bei ANNO – AustriaN Newspapers Online).
  5. Kurt Schubert: Die Geschichte des österreichischen Judentums. Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-77700-7, hier S. 110 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 9. Januar 2018]).
  6. 1 2 Kurt Bauer: „... jüdisch aussehende Passanten“: Nationalsozialistische Gewalt und sozialdemokratische Gegengewalt in Wien 1932/33. In: Das Jüdische Echo. Band 54, Oktober 2005, S. 125–139, hier S. 137 (Online [PDF; abgerufen am 7. Januar 2018]).
  7. Verbrecherische Anschläge in Wien. In: Reichspost. 12. Juni 1933, S. 2 (online abrufbar bei ANNO – AustriaN Newspapers Online).
  8. Verbrecherische politische Anschläge in Wien: Ein zweites Todesopfer des Bombenwurfs in Meidling. In: Reichspost. 13. Juni 1933, S. 2 (online abrufbar bei ANNO – AustriaN Newspapers Online).
  9. Braune Terrorakte in Oesterreich. In: Arbeiter-Zeitung. 13. Juni 1933, S. 1 (online abrufbar bei ANNO – AustriaN Newspapers Online).
  10. Der Bombenanschlag von Meidling vor Gericht. In: Acht-Uhr-Blatt – Abendausgabe der Neuen Zeitung. 31. August 1933, S. 1 (online abrufbar bei ANNO – AustriaN Newspapers Online).
  11. Gerhard Botz: Nationalsozialismus in Wien: Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung 1938/39. Rosenbaum, Wien 2008, ISBN 978-3-85476-252-2, hier S. 262.
  12. Joseph Poprzeczny: Odilo Globocnik, Hitler’s Man in the East. McFarland, Jefferson (North Carolina) 2004, ISBN 978-0-7864-1625-7, hier S. 32–34 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 7. Januar 2018]).
  13. Gedenktafel für Norbert Futterweit (Memento vom 15. August 2011 im Internet Archive)