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vom 09.11.2012, aktuelle Version,

Praterstern

Der Praterstern ist ein Platz in der österreichischen Hauptstadt Wien, der heute die Form eines Kreisverkehrs hat. Er befindet sich im 2. Wiener Bezirk, Leopoldstadt, und wird durch den Zusammenlauf von sieben Straßen gebildet. Neben dem regionalen Bahnhof Wien Praterstern dominiert ein Denkmal für den österreichischen Admiral Tegetthoff den Platz. Vor dem Verteilerkreis Favoriten ist der Praterstern der größte Kreisverkehr in Wien.

Geschichte

Bis 1945

Praterstern mit Tegetthoff-Denkmal und dem alten Nordbahnhof im Hintergrund von Südwesten aus gesehen (um 1900)

Im späten 18. Jh. gab es hier bereits einen Platz, in den sieben Alleen mündeten; die städtische Bebauung, vom Donaukanal nordöstlich vordringend, war aber hier bis ins 19. Jh. zu Ende, weil Auen der unregulierten Donau angrenzten; nicht nur der Prater, sondern Auen auch dort, wo sich heute das Nordbahnhofgelände und das Stuwerviertel befinden.

Nach der Errichtung des ersten Nordbahnhofes (1838), des ersten Bahnhofs für Wien überhaupt, entwickelte sich die benachbarte Kreuzung sukzessive zu einem Verkehrsknotenpunkt, da die Nordbahn, die die Stadt mit Mähren, Österreichisch-Schlesien und Galizien verband, sich bald als die wichtigste Bahnverbindung der Stadt und der ganzen Monarchie erwies. 1859 wurde das Viadukt der Verbindungsbahn in Form eines Kreissegments um den Platz geführt; zwischen Ausstellungsstraße und Hauptallee wurde 1900 / 1901 die bis 1945 benützte Haltestelle Praterstern errichtet. 1865 wurde das bis 1945 benützte Aufnahmsgebäude des Nordbahnhofs eröffnet.

1868 wurde die erste Pferdebahnlinie des 2. Bezirks über den Praterstern (SchottentorRingstraßePraterstraße-Praterstern–Schwimmschulallee, heute Lassallestraße) eröffnet.[1] Nach der Donauregulierung 1870–1875[2] konnte das Gelände „stadtauswärts“ des Pratersterns mit dem heute bestehenden Straßennetz verbaut werden.

1879 erhielt der schon früher (z. B. Stadtplan von 1856) so bezeichnete Platz amtlich den Namen Praterstern. Seit 1897 verbindet die erste elektrisch betriebene Straßenbahnlinie Wiens, die spätere (und heutige) Linie 5, Praterstern und Westbahnhof.[3] Da ihre Schleife nahe dem Prater lag, wurde sie lang mit dem Fahrtziel „Volksprater“ betafelt.

Die sieben Straßen, deren Zusammenlauf den Praterstern bildet, trugen im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Namen. Heute tragen sie die Namen

Stand das 1886 enthüllte Tegetthoff-Denkmal, eine Columna rostrata, ursprünglich genau in der Mitte des Platzes, so liegt es, spätestens seit 1955, bedingt durch die Erweiterung des Pratersterns, an seinem westlichen Rand, ohne verschoben worden zu sein.

Rund um das Denkmal wurde im Kreisverkehr gefahren; auch Straßenbahngleise führten zweigleisig fast komplett um das Denkmal. Im Herbst 1938 wurde auf Rechtsverkehr umgestellt.

Seit 1945

1945 wurde der Nordbahnhof durch Bombardierung und Artillerieduelle schwer beschädigt; das historische Aufnahmsgebäude blieb bis Mitte der sechziger Jahre als Ruine stehen. (Die Nordbahnbrücke über die Donau war erst 1959 wieder befahrbar.) 1954 / 1955 wurde der Kreisverkehr stark vergrößert, die ursprüngliche Sternform des Platzes ist seither nicht mehr erkennbar. Dabei wurde das Bahnviadukt ins neue Zentrum der Verkehrsfläche verlegt und bis 1959 ein neues Stationsgebäude mit fünf Gleisen errichtet. Der Praterstern (vorher der Nordbahnhof) war (ausgenommen den Zeitraum 1945–1959) seit Jahrzehnten Knotenpunkt intensiven Regionalverkehrs mit Dampfbetrieb (Nordbahn, 1924–1943 und von 1959 an auch Nordwestbahn). Seit 1962 verläuft die „Schnellbahn“-Stammstrecke (Floridsdorf–Meidling, elektrischer Betrieb) über den Praterstern.

Beim Umbau 1954 / 1955 wurden Fußgängertunnel errichtet, um die Anzahl der Kreuzungen des Fußgängerverkehrs mit dem Autoverkehr zu reduzieren. In den achtziger Jahren wurden wieder oberirdische Fußgängerübergänge angelegt. 1981 wurde die U-Bahn-Station Praterstern als nördliche Endstation der Linie U1 eröffnet; 1982 wurde die U1 bis Kagran verlängert (seit 2006 führt sie bis Leopoldau). Bis dahin war der Platz von zahlreichen Straßenbahnlinien bedient worden (vor 1960: A, Ak, B, Bk, C, 25R, 25K; Endstation von E2, G2, 5 und 25). In den neunziger Jahren verwahrlosten die Verkehrsanlagen auf dem Platz beträchtlich; er wurde zum Treffpunkt von Menschen mit viel Tagesfreizeit und alternativem Lebensstil. Während der neuerliche Umbau des Pratersterns und der Neubau des Bahnhofs geplant und durchgeführt wurden, entstand die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 vom Schottenring zum Stadion; seit 2008 kreuzt sie die U1 auf dem Praterstern unterirdisch und hat hier eine Station.

Gebäude mit Hausnummern des Pratersterns bestehen nur zwischen Heinestraße, Nordbahnstraße und Bahnhof, da in den anderen einmündenden Straßen die Häuser bis zur Einmündung unter den Straßennamen aufscheinen (z. B. ist das Haus Heinestraße 42 Eckhaus zur Praterstraße) oder an den Kreisverkehr Grünflächen anschließen:

  • Praterstern 1 / Heinestraße 41-43: „Hochhaus am Praterstern“, 1953–1955 vom Verband Wiener Arbeiterheime und einer Wohnbaugenossenschaft errichtet, Eckrisalit 14-stöckig; mit Volkshochschule Leopoldstadt und „Festsaal am Praterstern“, einem Mehrzwecksaal[4]
  • Praterstern 2: historisches Eckhaus zur Nordbahnstraße
  • Praterstern 3: Sitz der ÖBB-Infrastruktur AG
Praterstern 1773 (Karte von Joseph Anton Nagel; 10 Uhr entspricht Norden)
Praterstern ca. 1830 (Karte von Carl Graf Vasquez)

Darstellung auf Stadtplänen

  • 1773: Der Praterstern ist zu erkennen, der Halbkreis in der östlichen Hälfte scheint keine Funktion zu haben.
  • Ca. 1830: Der Straßenkreuzungspunkt ist zu zwei Dritteln von einer kreisförmigen Grünfläche umgeben und ansonsten unverbaut.
  • 1856: Der Platz ist, obwohl offiziell noch nicht so benannt, als Praterstern ersichtlich. Gegenüber dem Nordbahnhof steht das k.k. Forsthaus, statt des Stuwerviertels besteht Aulandschaft mit dem Feuerwerksplatz.
  • Kurz vor 1900: Das Nordbahnviertel ist bereits vorhanden, das Stuwerviertel noch nicht.
  • 1912: Auch das Stuwerviertel ist nun verbaut. Auf dem heutigen Parkgelände Venediger Au hat sich ein Teil des Volkspraters mit dem Zirkus Busch ausgebreitet. Der Westteil des Pratersterns ist von Häuserblöcken umgeben, der Ostteil von Grünflächen, an deren Außenseite das Viadukt der Verbindungsbahn verläuft.
  • Rotes Wien: wie zuvor. Zwischen Heine- und Nordbahnstraße sowie zwischen Hauptallee und Franzensbrückenstraße bestehen Straßenbahnschleifen. Seehöhe des Denkmals: 161 m.
  • 1936: Die Lassallestraße heißt nun Reichsbrückenstraße.
  • Ca. 1954: Der Nordbahnhof scheint wie andere Bahnhöfe auf. (Tatsächlich war das Bahnhofsgebäude seit 1945 außer Betrieb.) In der Venediger Au bestehen keine Praterbetriebe mehr (sie wurden hier nach den Kriegsschäden nicht wieder errichtet).
  • 1959: Außer mit der Straßenbahn kann man den Praterstern mit der Autobuslinie 4 (Westbahnhof–Stephansplatz–Praterstern) und der Autobus-Nachtlinie A (Keplerplatz–Stephansplatz–Praterstern) erreichen. Der Nordbahnhof scheint als „ehem.“ (ehemaliger) auf.
  • 1972: Das Nordbahnhofgebäude ist mittlerweile abgerissen. Das große Bahnhofsgelände scheint als Frachtenbahnhof Praterstern auf.
  • 1976: Die in Bau befindliche U-Bahn-Linie U1 ist bereits ersichtlich. Diese Linie sollte für längere Zeit auf dem Praterstern ihre nördliche Endstation haben. Der Einsturz der Reichsbrücke im gleichen Jahr beschleunigte den Bau der Verlängerung nach Kagran stark.

Gegenwart

Funktionen des Platzes

Der Praterstern ist heute mit folgenden Funktionen einer der wichtigsten Verkehrsknoten der Stadt:

Umbau bzw. Neugestaltung

Der Praterstern mit dem Bahnhof von der Ostseite (2008)

Die Wiener Stadtplanung und die Österreichischen Bundesbahnen befassen sich etwa seit 1995 mit Neugestaltung bzw. Umbau des Pratersterns. 50 Jahre nach dem letzten Umbau, der 1955 fertiggestellt wurde, war der Platz neuerlich Großbaustelle. Ziel der Maßnahmen war, den Komfort für die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel durch übersichtlichere Anordnung der Haltestellen und Verbesserung der Umsteigerelationen zu steigern, lang aufgeschobene Erneuerungsarbeiten am Verkehrsbauwerk durchzuführen und die architektonische Gesamterscheinung des Platzes deutlich zu verbessern.

  • Der Umbau bzw. Neubau des Bahnhofs Wien Praterstern (zuvor Wien Nord) wurde 2004–2008 im Auftrag der ÖBB von Albert Wimmer gestaltet. Abgesehen von der Nutzung der tragenden Struktur des Viadukts wurde der Bahnhof komplett neu errichtet und umfasst nun erstmals eine glasüberdachte Halle auf Bahnsteigebene (vorher waren nur die einzelnen Bahnsteige überdacht) mit zwei Mittelbahnsteigen und vier Gleisen. Die Bahnsteiglängen sind auch für Fernzüge geeignet.
  • Boris Podrecca, der mehrere prominente Plätze in europäischen Städten gestaltet hat, legte 2002 gemeinsam mit B. Edelmüller und Werner Sobek seinen Entwurf für die Planung des zentrumsnäheren, westlichen Teils des Platzes vor. 2009 war dieser Entwurf größtenteils realisiert: Die Haltestellen für Straßenbahn und Autobus auf dem Bahnhofsvorplatz sind mit einem 3.000 m² großen Glasdach geschützt, das die Weite des Platzes unterstreicht und sich optisch auf das Tegetthoff-Denkmal bezieht. Im Halbkreis um das Denkmal nimmt eine große Pergola (deren Begrünung bzw. Dekoration noch offen ist) die ursprüngliche Platzform auf.[5] 2010 sollte ein Brunnen mit Wasserspielen fertiggestellt sein.[6]
  • Der zentrumsfernere Platzteil zwischen Bahnhof, Lassallestraße, Venediger Au und Prater wird nach dem Entwurf von Gerhard Mossburger umgebaut und ist derzeit noch in Arbeit.[7] Hier sind vor allem die Fußgängerströme Richtung Prater und Hauptallee zu bewältigen, die den mehrspurigen Kreisverkehr kreuzen. Außerdem verläuft auf dieser Platzseite der Lieferverkehr zum Bahnhof und zu den darunter eingerichteten Geschäftslokalen.

Einzelnachweise

  1. Josef König (Hrsg.): Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 4 / 2007, Bezirksmuseum Leopoldstadt; Verein für Geschichte der Stadt Wien, Wien 2007, S. 43
  2. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 72 f.
  3. König, S. 44 / 45
  4. Evelyn Klein, Gustav Glaser: Peripherie in der Stadt – Das Wiener Nordbahnhofviertel – Einblicke, Erkundungen, Analysen, Studienverlag, Innsbruck 2006, ISBN 978-3-7065-4189-3, S. 115
  5. Stadt Wien Norbert Walter: ÖVP Wien kritisiert Platzgestaltung um Tegetthoff-Denkmal, RK 23. September 2008.
  6. wien.at, Mitteilungsblatt der Stadt Wien, Heft 9 / 2009, S. 8
  7. Stadt Wien Oberflächengestaltung des Pratersterns
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