Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
Dies ist Version . Es handelt sich nicht um die aktuelle Version und kann folglich auch nicht geändert werden.
[Zurück zur aktuellen Version]    [Diese Version wiederherstellen]
vom 20.12.2012, aktuelle Version,

Waldbahn Deutschlandsberg

Waldbahn Deutschlandsberg
Geografische Daten
Kontinent Europa
Land Österreich
Bundesland Steiermark
Streckenbezogene Daten
0,0 Deutschlandsberg Sägewerk Liechtenstein 838 m ü. A.
1,3 Tunnel Deutschlandsberg 306 m[1]
1,8 Brücke Laßnitz
Wasserstation Buchwald
4,3 Wasserstation Fischerbauer
Brücke Fischbauer
6,9[2] kleiner Tunnel 35 m
Wasserstation Imhof
Parhofer Brücke
9,9 Freiland bei Deutschlandsberg Seilbahn Verladestation
Das Ostportal [3] des 306  m langen „Prinz Franz Liechtenstein-Tunnels“
Waldbahntrasse und Seilbahn im Laßnitztal nordwestlich von Deutschlandsberg, um 1937

Die Waldbahn Deutschlandsberg, auch „Fürst Liechtensteinische Waldbahn im Laßnitztal“ genannt, war eine Waldbahn zwischen Deutschlandsberg und Freiland in der Weststeiermark und wurde bis 1959 betrieben. Erbauer und Eigentümer der Waldbahn war die Forstverwaltung des Fürsten Liechtenstein, die ausgedehnte Waldungen im Gebiet der Koralpe besaß und die Bahn zwischen 1920 und 1923 errichten ließ.

1930 erteilte die Bundesregierung eine Genehmigung für kombinierten Güter- und öffentlichen Personenverkehr. Neben dem Transport von Holz der Forstverwaltung fand daher ab 1931 noch ein beschränkt-öffentlicher Personenverkehr statt.

Die Abwanderung der Holzbeförderung auf die Straße erzwang 1959 die Betriebsaufgabe, von 1961 bis ca. 1963 wurden die Gleisanlagen abgetragen.

Geschichte und Bau

Erste Trassenstudien umfassten mehrere Varianten, so wurde auch eine Trasse durch die Klause überlegt oder eine Strecke vom Gebiet des Peuerlhofes in Schwanberg. Die Gesamtlänge war mit 41,5 km geplant. Zur Finanzierung des Baus wurde die „Weststeirische Holzverwertungs-Actiengesellschaft“ gegründet, der Bahnbau konnte den Status eines begünstigten Baus erhalten, was auch Enteignungen möglich gemacht hätte. Die Strecke führte aber ohnedies nahezu vollständig über das Gebiet der Güter der Familie Liechtenstein, deren Wälder durch die Bahn besser zugänglich und damit nutzbar gemacht werden sollten und die die notwendigen Grundflächen kostenlos zur Verfügung stellte. Die Begünstigung war an die Bedingung geknüpft, ein Sägewerk in Deutschlandsberg zu errichten.[4] Dieses Werk wurde nördlich des Bahnhofes Deutschlandsberg der Wieser Bahn gebaut, es ist auch 2012 in Betrieb. Dieses Werk ist durch eine normalspurige Schleppbahn an den Bahnhof Deutschlandsberg angebunden. Diese Schleppbahn hat mit der schmalspurigen Waldbahn nichts zu tun, ihre Gleise standen nicht mit der Waldbahn in Verbindung.

Am 21. Mai 1921 wurde der Bauauftrag an das Unternehmen Redlich & Berger vergeben, der erste Spatenstich fand am 22. Juni 1921 statt. Am 22. Oktober 1922 fand die erste Probefahrt statt, am 29. Jänner 1923 wurde die Strecke offiziell in Betrieb genommen. Für die Strecke im Laßnitztal wurden zunächst acht Brücken aus Holz, später aus Stahlbeton errichtet. Für eine Zugsfahrt waren neben dem Lokführer und dem Heizer ein Zugsführer und drei Bremser vorgesehen.[5]

Das Bahnpersonal umfasste während der Bauzeit zwischen 25 und 1818 Arbeiter und 10 bis 64 Beamte, Aufseher und Ingenieure.[6] In der Zeit des Bahnbaus ist ein Ansteigen der unehelichen Geburten um 33 % publiziert.[7]

Am 2. Juni 1922 wurde der Bau einer Seilbahn von der Endstation der Bahnstrecke im Laßnitztal zum Forsthaus Kupper beantragt. Ursprünglich war geplant gewesen, die Bahnstrecke im Laßnitztal zu verlängern. Dies war an den Kosten gescheitert. Die Seilbahn war 2,72 km lang.[8]

1927 begann der Bau der Zubringerstrecke I (Waldbahn II) über Glashütten in das Bärental am Koralpenzug. 1928 wurde die 12 km lange Zubringerstrecke II (Waldbahn III) zur Landsberger Brendl in der Nähe der Hebalm in Angriff genommen.[9]

1929 wurde probeweise ein beschränkt öffentlicher Personenverkehr eingeführt und 1930 genehmigt, fahrberechtigt waren neben den Mitarbeitern der Bahneigentümer und den Beamten der lokalen Behörden samt deren Angehörigen die Einwohner der an die Bahnstrecke angrenzenden Gemeinden. Als Fahrpreis werden 1,20 Schilling genannt.[10]

Am 27. Juli 1959 wurde der Personenverkehr eingestellt, 1961 der restliche Betrieb der Bahn. Die Bahn hatte sich gegen die Konkurrenz der immer stärker und geländegängiger werdenden Lastkraftwagen nicht behaupten können.

Streckenverlauf

Ausgangspunkt der Strecke mit einer Gesamtlänge von 9,9 km war die Dampfsäge der Fürst-Liechtensteinischen Forstverwaltung (nördlich angrenzend dem Bahnhof Deutschlandsberg an der Graz-Köflacher Eisenbahn).

Vom Sägewerk in Deutschlandsberg ausgehend, führte die Bahn über Mitteregg durch einen 306 m langen Tunnel (heute ist im Tunnel eine Schießstätte untergebracht, auf dem Tunnelschild steht 311 m)[11] und auf einer Brücke über die Laßnitz, die Brückenpfeiler dieser einzigen Stahlbetonbrücke der Bahn sind auch heute noch vorhanden. Weiter verlief sie entlang des heutigen Forstweges hinauf beim Fischerbauern (heute Tonis Fischerhütte) vorbei über die Fischbauerbrücke und nach einem 35 m langen Durchbruch über eine weitere größere Brücke zur Endstation Freiland (ehemalige Säge des Bauerhofes Herk). Dort befand sich die Talstation der Seilbahn, die die Holzstämme von den beiden oberen Streckenteilen brachte. Das Gasthaus Riederer bei diesem Bahnhof war in den 1940er Jahren erbaut worden, es wurde nach Einstellung der Bahn 1960 abgetragen.[12] Die Strecke überwand einen Höhenunterschied von 235 m, insgesamt waren 25 hölzerne und eine Betonbrücke vorhanden. An vier Wasserstellen konnten die Vorräte der Lokomotive ergänzt werden.

Längere Teile der Waldbahntrasse zwischen dem großen und dem kleinen Tunnel wurden im Jahr 2008 durch Straßen- und Kraftwerksbauten zerstört. An der Bahntrasse befinden sich nun zwei kleine Wasserkraftwerke, die der örtlichen Stromversorgung dienen.[13]

Galerie

Lokomotiven

  • Dampflokomotive mit der Achsfolge Ct, Jung 3191, Baujahr 1922, die Lokomotive erbrachte eine Leistung von 50 PS bei einem Eigengewicht von 7,53 t.
  • Ab 1940 kam eine Lokomotive vom Typ RL3 der Firma Orenstein & Koppel AG, Werk Berlin mit der Fabrikationsnummer 21270 zum Einsatz. Diese Lokomotive kam 1965 zu den Gleinstättner Ziegelwerken. Am 5. Dezember 1978 übernahm sie der Verein Kärntner Eisenbahnfreunde in Althofen, seit 1984 sollte die Lok im Besitz des Montan- und Werksbahnmuseums in Graz sein.

Personenwagen

  • 1 Personenwagen für 10 Personen von 1922 bis 1931
  • 1 Personenwagen für 18 Personen ab 1931

Güterwagen

  • 18 Garnituren Doppeltrucks
  • 2 vierachsige Plateauwagen
  • 1 Schotterwagen
  • 1 viersitziger Rollwagen für Talfahrten

Zubringerstrecken

Das Holz wurde aus dem Bärental im Quellgebiet der Schwarzen Sulm, dem Höllgraben (südlicher Ast) und vom Hofbauer und der Stefflpeterbrendl am Stoffkogel in der Gemeinde Osterwitz über Schienenstrecken mit einer Spurweite von 600 mm zur Ladestelle Kupper gebracht, von wo es mit einer 3,5 km langen Seilbahn zu Tal nach Freiland befördert wurde. Der nördliche Ast der Bahn hatte sein Gleisende am Nordhang des Stoffkogels im Einzugsgebiet des Stoffbaches und des Rettenbaches an der Grenze zu Kärnten, nähe Stoffhütte, 1424 m.[14]

Es waren zusätzlich eine Reihe von Zubringerseilbahnen und andere Einrichtungen wie Riesen und einfache, mit Schwerkraft betriebene Bahnen, sowie mehrere Bremsberge in der Region im Einsatz, deren Spuren noch heute entdeckt werden können. So gibt es bei der 1923 erbauten Kapelle oberhalb von Tonis Fischerhütte einen zwei Meter breiten Weg mit gesetzten Mauern, der möglicherweise eine Gleistrasse war. Jedenfalls gab es Planungen für mehrere Trassenvarianten.[15]

Auf den Zubringerstrecken waren als Fahrzeuge vier Verbrennungsmotor-Lokomotiven verschiedener Hersteller (darunter Orenstein & Koppel, Austro-Daimler und Deutz), sowie eine Motordraisine für den Forstmeister in Verwendung.

Literatur

  • Gerhard Fischer, Andreas Fischer: 90 Jahre Fürst Liechtensteinische Waldbahn und Säge. Deutschlandsberg 2012. Simadruck Aigner & Weisi. (Broschüre zum Vortrag am 8. Dezember 2012 im Laßnitzhaus Deutschlandsberg)
  • Christian Oitzl: Die Deutschlandsberger Waldbahn. Erinnerungen an eine Schmalspurbahn. Drehscheibe. Das Mitarbeitermagazin der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH. Nr. 27, Graz, Juni 2006. S. 14–15.
  • Manfred Hohn: Waldbahnen in Österreich. Verlag Slezak 1989, ISBN 3-85416-148-4
  • M. Riederer, G. Riedlsperger, J. Tamaschek: Freiländer Ortschronik. Eigenverlag der Gemeinde Freiland bei Deutschlandsberg 1988
  Commons: Waldbahn Deutschlandsberg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Referenzen

  1. http://www.gkb.at/downloads/drehscheibe27juni2006.pdf
  2. http://www.gkb.at/downloads/drehscheibe27juni2006.pdf
  3. http://www.eisenbahntunnel.at/inhalt/tunnelportale/92201-deutschlandsberg.html
  4. Fischer: Waldbahn. S. 17–19.
  5. Fischer: Waldbahn. S. 19.
  6. Fischer: Waldbahn. S. 20.
  7. Wochenzeitung „Weststeirische Rundschau“ vom 14. Dezember 2012. 85. Jahrgang Nr. 50. Seite 3.
  8. Fischer: Waldbahn. S. 22–23.
  9. Fischer: Waldbahn. S. 24–25.
  10. Fischer: Waldbahn. S. 27 (zum Wert 1930 etwa drei €)
  11. http://www.gkb.at/downloads/drehscheibe27juni2006.pdf
  12. Wochenzeitung „Weststeirische Rundschau“ vom 15. November 2008. 81. Jahrgang Nr. 46. Seite 4.
  13. Wochenzeitung „Weststeirische Rundschau“ vom 8. November 2008. 81. Jahrgang Nr. 45. Seite 2.
  14. Die Darstellung der Trasse bei Manfred Hohn: Waldbahnen in Österreich, Verlag Slezak, Wien 1989, ISBN 3-85416-148-4, ist in diesem Detail etwas zu kurz, weil sie nur den Stand der Strecke nach ca. 1950 in der provisorischen Ausgabe der österreichischen amtlichen Karte 1:50.000 wiedergibt: Blatt 188 Wolfsberg. Herausgegeben vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Wien (Landesaufnahme), Kartenberichtigung 1940, Einzelne Nachträge 1954. Die Bahn wurde jedoch bis 1959 betrieben und offenbar verlängert.
  15. Gerhard Fischer: Osterwitz. ain wunderthätig Ort im hochen gepürg. Leben, Freude und Leid einer Gegend und ihrer Bewohner. Osterwitz 2002. Herausgeber und Verleger: Gemeinde Osterwitz. Herstellung: Simadruck Aigner & Weisi, Deutschlandsberg. Keine ISBN. Seiten 126-137, zu den Trassenplanungen siehe Seite 128.