Doppler, Christian#
* 29. 11. 1803, Salzburg
† 17. 3. 1853, Venedig
Mathematiker, Physiker, Erfinder
Christian Doppler wurde am 29. November 1803 geboren.
Auf Grund seines zarten Körperbaus kam der Sohn einer Steinmetzfamilie für die Arbeit im väterlichen Betrieb nicht in Frage und wurde im Alter von 18 Jahren auf Anraten des Mathematikers Simon Stampfer, damals Professor am Salzburger Lyzeum, an das Polytechnische Institut nach Wien geschickt, wo er Vorlesungen in Mathematik, Mechanik und Physik besuchte.
Mit 21 Jahren entschloss er sich, in Salzburg privat das Gymnasium nachzuholen, und schaffte auf Grund seines Alters und seiner Reife alle Prüfungen in viereinhalb Jahren anstatt der vorgeschriebenen acht. 1829 kehrte Doppler nach Wien zurück, wo er vier Jahre als Assistent für höhere Mathematik am Wiener Polytechnischen Institut arbeitete. In diesem Zeitraum veröffentlichte er seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten. Nach Ablauf seiner Anstellung als Assistent folgte eine Zeit der erfolglosen Stellensuche, und Doppler fasste bereits ernsthaft ins Auge, nach Amerika auszuwandern, als er 1835 eine Anstellung als Mathematikprofessor an der Realschule in Prag und zwei Jahre später eine Professur am Technischen Institut erhielt.
1836 vermählte sich Doppler mit der Goldschmiedtochter Mathilde Sturm, 1840 wurde er außerordentliches Mitglied der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften.
Während dieser Zeit entstand sein berühmtes Werk "Über das farbige Licht der Doppelsterne", das 1842 in den Abhandlungen der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften erschien und letztendlich seinen Namen weltweit bekannt machte. Christoph Hendrik Diederik Buys Ballot konnte den Doppler-Effekt an Eisenbahnzügen 1845 akustisch nachweisen; Doppler wies darauf hin, dass dieses Prinzip, demzufolge die Frequenz beeinflusst wird, wenn Quelle und Beobachter sich relativ zueinander bewegen, sowohl in der Akustik als auch in der Optik Gültigkeit hätte.
1847 wurde Doppler für kurze Zeit Bergrat und Professor an der Bergakademie in Schemnitz in der heutigen Slowakei, 1848 erhielt er das Ehrendoktorat der Universität Prag und wurde wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Noch im selben Jahr erhielt er die Professur für praktische Geometrie am Polytechnischen Institut in Wien, wo seine akademische Laufbahn begonnen hatte. Im Jahre 1850 wurde Christian Doppier zum ersten Direktor des neuen Physikalischen Instituts in Wien ernannt und erreichte mit dieser Position den Höhepunkt seiner Karriere.
Schon bald nach seiner Ernennung nach Wien erwies sich Doppler aus gesundheitlichen Gründen erst zeitweise und ab Herbst 1852 auf Dauer als unfähig, die Geschäfte des Direktors des Physikalischen Instituts zu führen, und musste deshalb in dieser Funktion suppliert werden. Es wurde damit
Andreas von Ettingshausen beauftragt, Doppler wurde mit November 1852 von der Leitung des Physikalischen Instituts entbunden, ohne dass davon seine Stellung als Professor berührt worden wäre.
Er verstarb am 17. März 1853 49jährig in Venedig, wo er sich Erleichterung für seine Lungenkrankheit erhofft hatte.
Am Friedhof von San Michele befindet sich beim Eingang eine Gedenktafel; Dopplers Grab wurde bis heute nicht identifiziert.
Doppler hat sich eingehend mit der von Young 1817 aufgestellten und auch von Fresnel vertretenen, in Österreich 1823 bereits von Baumgartner in dessen "Naturlehre" aufgegriffenen Theorie der Wellennatur des Lichtes, damals "Vibrationstheorie" genannt, auseinandergesetzt. 1842, also in seiner Prager Zeit, publizierte er die den "Doppler-Effekt" voraussagende epochale Abhandlung "Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels". Daneben publizierte er in seiner Zeit als Professor in Prag über 50 wissenschaftliche Arbeiten über Physik, Mathematik und Astronomie.
Die oben genannte und eine weitere Arbeit – "Über den Einfluss der Bewegung des Fortpflanzungsmittels auf die Erscheinungen der Äther-, Luft- und Wasserwellen: ein weiterer Beitrag zur allgemeinen Wellenlehre" (Prag 1847) – erregten große Aufmerksamkeit und erfuhren ihre experimentelle Bestätigung durch Christoph Buys-Ballot, Scott Russell und den in den USA lebenden italienischen Astronomen Benedetto Sestini, sodass sich Doppler 1850 optimistisch äußern konnte:
„Ich lebe mehr als je der Überzeugung, dass der Farbenschmuck, welchen das beobachtende Auge an den Doppelsternen und einigen anderen Gestirnen des Himmels bewundert, uns einstens wohl zu mehr als einer bloßen Augenweide, dass er uns in einer, wenn auch vielleicht fernen Zukunft dazu dienen werde, die Elemente der Bahnen von Himmelskörpern zu bestimmen, deren unermessliche Entfernung uns nur noch die Anwendung rein optischer Hilfsmittel gestattet.“
1850/51 erhob sich über die Frage der Veränderlichkeit bzw. der Unveränderlichkeit der Frequenz der Licht- und Schallwellen eine scharfe Kontroverse mit Petzval, obgleich mittlerweile Buys-Ballot durch seinen bekannten Versuch auf der niederländischen Eisenbahn das Phänomen im akustischen Bereich und Hippolyte Fizeau im optischen Bereich experimentell bestätigt hatten.
(Bei einer Schallquelle kommt man nach dem Dopplerschen Prinzip zu folgendem Schluss: Wir hören das Normal-A, wenn in der Sekunde 435 Luftwellen in regelmäßigen Zwischenräumen an unser Ohr treffen und wenn Schallquelle und Ohr im Ruhezustand sind. Nähert sich aber die Tonquelle mit entsprechender Geschwindigkeit, so hört man einen höheren Ton, entfernt sich die Tonquelle, so wird der hörbare Ton tiefer sein als der, den die Schallquelle wirklich erzeugt.
Diese Folgerung wurde 1845 vom holländischen Physiker Buys-Ballot nachgewiesen. Er stellte längs einer Eisenbahnstrecke Musiker auf und ließ an ihnen einen Bläser auf einer Lokomotive möglichst schnell vorbeifahren. Die Musiker stellten die wahrgenommenen Tonunterschiede fest und bestätigten so das Dopplersche Prinzip.)
Doppler zählt zweifellos zu den weltweit auch einer allgemeineren Öffentlichkeit bekannt gewordenen österreichischen Physikern; nur Mach dürfte ihm diesbezüglich zur Seite zu stellen sein. Der Doppler-Effekt wird heute in einer unüberschaubaren Fülle von Anwendungen genützt.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Anläßlich des 150-Jahr-Jubiläums der Entdeckung des Doppler-Effektes erschien am 27. März 1992 eine Sonderbriefmarke
- Büste von Christian Doppler im Arkadenhof der Universität Wien
- An Dopplers 100. Geburtstag wurde in Salzburg an seinem Salzburger Wohnhaus gegenüber dem Salzburger Landestheater eine Gedenktafel angebracht; in Wien gab es schon länger eine solche.
- Der Doppler-Fonds soll Christian Dopplers Namen und sein auch technisch bedeutsames Wirken bekannter machen.
- In Salzburg gibt es ein Doppler-Gymnasium; die ehemalige Landesnervenklinik wurde in "Christian-Doppler-Klinik" umbenannt.
- In Österreich wurden Christian-Doppler-Laboratorien zur Förderung angewandter Forschung eingerichtet.
- Eine umfangreiche Christian-Doppler-Schau im Haus der Natur in Salzburg weist auf das Werk dieses bedeutenden Gelehrten hin.
Publikationen (Auswahl)#
- Abhandlungen. Leipzig: Engelmann, 1907
- Schriften aus der Frühzeit der Astrophysik. Frankfurt/M.: Deutschmann, 2000. (Reprint d. Ausg. Leipzig 1907)
- Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels. Prag: Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften, 1842
- Über eine wesentliche Verbesserung der katoptrischen Mikroskope. Prag: Borrosch & André, 1845
- Über die bisherigen Erklärungs-Versuche des Aberrations- Phänomens. Prag, Gottlieb Haase & Söhne 1845
Literatur#
- Manuskript "Materialien zur Entwicklung der Physik und ihrer 'Randfächer' Astronomie und Meteorologie an den österreichischen Universitäten 1752-1938", Prof. Dr. Walter Höflechner, 1992 - 2002, nicht publiziert
- Österreichisches Biographisches Lexikon ÖBL, Bd. 1, S. 196
- Allgemeine Deutsche Biografie ADB Bd. 5, S. 345-346
- Neue Deutsche Biographie NDB, Bd. 4, S. 76f
- Alec Eden: Christian Doppler: Leben und Werk. Salzburg: Landespressebüro, 1988
- H. Grössing und K. Kadletz, Christian Doppler, 2 Bände, Wien: Böhlau, 1992 (Bd. 1 + 1. Teil: Helmuth Grössing (unter Mitarbeit von B. Reischl): Wissenschaft, Leben, Umwelt, Gesellschaft; 2. Teil: Karl Kadletz (unter Mitarbeit von Peter Schuster und Ildikó Cazan-Simányi): Quellenanhang; Bd. 2. + 3. Teil: Peter Schuster: Das Werk)
- Peter M. Schuster: Schöpfungswoche Tag eins – Christian Doppler zur Huldigung. Pöllauberg: Living Edition, 2003 (Poem, mit Temperabildern von Helmut Krumpl sowie Anmerkungen und Zeittafel)
- Peter M. Schuster: Weltbewegend – unbekannt: Leben und Werk des Physikers Christian Doppler und die Welt danach. Pöllauberg: Living Edition, 2003
- Peter M. Schuster: Moving the Stars – Christian Doppler: His Life, His Works and Principle, and the World After. Pöllauberg: Living Edition, 2005 (übertragen ins Englische von Wilmes, Lily)
- Robert Hoffmann: Auf den Spuren eines (fast) Unbekannten. Christian Dopplers Jugendjahre in Salzburg und Wien. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 145. Jg., 2005, 161-176
- Robert Hoffmann: The Life of an (almost) Unknown Person. Christian Doppler’s Youth in Salzburg and Vienna. In: Ewald Hiebl, Maurizio Musso (Eds.), Christian Doppler – Life and Work. Principle and Applications. Proceedings of the Commemorative Symposia in Salzburg − Salzburg, Prague, Vienna, Venice. Pöllauberg 2007, S. 33-46
Quellen#
- AEIOU
- Christian Doppler Forschungs- und Gedenkstätte
- Haus der Natur Salzburg
- MacTutor History of Mathematics archive (Englisch)
- Wiener Zeitung
- Christian Doppler Forschungsgesellschaft
- Österreichische Zentralbibliothek für Physik
- Österreichs große Erfinder: ihr Leben, ihre Arbeiten, ihre Schicksale. Heinz Jankowsky, Verlag Styria (2000), 240 S.
Weiterführendes#
- Thema Audiotechnik
- Machreich, W.: Ein Effekt namens Doppler (Essay)
- Pinter, C.: Missgriff mit schweren Folgen (Essay)
- Sonderpostmarke 1992, Sonderpostmarkensatz Naturwissenschafter, 150-Jahr-Jubiläum der Entdeckung des Doppler-Effektes (Briefmarken)
- Christian Doppler Gedenktafel, Linz im Bild (Bibliothek)
- Christian Doppler Denkmal, Wien (Denkmale)
Web-Link#
- Bericht im "Kurier"
Redaktion: J. Sallachner, I. Schinnerl