Jagić, Vatroslav von#
* 6. 7. 1838, Varaždin (Kroatien)
† 5. 8. 1923, Wien
Slawist
Vatroslav von Jagić wurde am 6. Juli 1838 als Sohn eines Schuhmachermeisters in Varaždin in Kroatien geboren.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Agram, studierte er in Wien und besuchte zwischen 1856 und 1860 Vorlesungen u.a. bei Hermann Bonitz und Franz Miklosich. Anschließend war er als Mittelschullehrer in Agram tätig, seine ersten slawistischen Publikationen erschienen.
1871 wurde er aus politischen Gründen ohne Pensionsanspruch entlassen und studierte danach in Leipzig und Berlin Slawistik (slawistisches Doktorat). Sein Ruf als vergleichender Sprachwissenschafter an die Universität Odessa bedeutete den Beginn einer der glänzendsten wissenschaftlichen Laufbahnen.
1874 übernahm Jagić in Berlin die neugeschaffene Lehrkanzel und gab ab 1875 das "Archiv für Slawische Philologen" heraus. 1880 erhielt er einen Ruf an die Universität St. Petersburg, bevor er 1886 als Nachfolger Miklosichs den Lehrstuhl für Slawistik an der Universität Wien erhielt. Er gründete ein Seminar für slawische Philologie und gilt damit als Begründer der modernen Slawistik.
Ihm gelang die Lösung der Frage nach der Entstehung des Altkirchenslawisch - der ältesten überlieferten slawisachen Sprachform -, er galt mit mehr als 600 wissenschaftlichen Publikationen als der bedeutendste Slawist seiner Zeit.
Er war Mitglied des Herrenhauses und als Mitarbeiter der "Neuen Freien Presse" auch journalistisch tätig.
Vatroslav von Jagić ist in seiner Geburtsstadt Varaždin bestattet. Im Arkadenhof der Universität Wien wurde seine Büste von Ivan Mestrovic aufgestellt, und im 13. Bezirk ist eine Gasse nach ihm benannt.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Erhebung in den Adelsstand, 1908
- Ernennung zum Hofrat
- Träger des Ordens Pour le mérite
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften von Agram, Belgrad, Berlin, Krakau, Prag, St. Petersburg und Wien
Werke (Auswahl)#
- Glogolitica, 1890
- Codex slovenicus rerum grammaticarum, 1896
- Zur Entstehungsgeschichte der Kirchenslavischen Sprache, 1900
- Geschichte der slawischen Philologie, 1911
Quellen#
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- F. Czeike: Historisches Lexikon Wien
- 625 Jahre Universität Wien
Redaktion: R. Lenius