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Vatertag#

Bild 'Vatertag'
Die Idee des Vatertages stammt, wie jene des Muttertags aus Amerika. Louisa Dodd gründete 1910 eine Bewegung zur Ehrung der Väter. Sie wollte damit ihren Vater, den Bürgerkriegsveteranen William Smart, ehren, der nach dem Tod seiner Frau Alleinerzieher von sechs Kindern war. Sechs Jahre später feierte der Präsident den Vatertag im Weißen Haus. 1926 konstituierte sich ein "National Father's Day Committee". Dieser Kreis von Geschäftsleuten setzte sich zum Ziel, einen neuen nationalen Feiertag zu etablieren. Fast ein halbes Jahrhundert später, 1972 verabschiedeten Senat und Repräsentantenhaus eine entsprechende Resolution. In den USA feiern vor allem Väter und Söhne bei gemeinsamen Ausflügen. Noch nach Jahren erzählen Männer etwa vom gemeinsamen Fischen und Baseballtraining. 1978 Präsident Jimmy Carter den „Nationalen Großeltern-Tag“ für den ersten Sonntag nach dem Tag der Arbeit in den USA (erster Montag im September) fest.

Der Brauchtermin des Vatertags, (meist der zweite) Sonntag im Juni, erreichte über England und die Niederlande Österreich. Hier sollte der Vatertag 1936 eingeführt werden, kam aber nicht an. In Österreich ist der Vater des Vatertags Helmut Herz, 1955 Werbeleiter der Hemdenmanufaktur Gloriette. Um andere Firmen dafür zu begeistern, argumentierte er: „Eine gemeinsame Torte wird schöner, größer und es können alle ein Stück davon haben." Er erfand auch den Slogan „Vater sein ist vielfach Plag’, drum leb’ er hoch, der Vatertag“. Ein Zeichen-und Malwettbewerb zum Thema „Bild oder Beruf des Vaters“ motivierte die Kinder. 1956 meldete die Tageszeitung "Neues Österreich" optimistisch, "dass man dem Vatertag - von einigen Ausnahmen abgesehen - überall mit Freude und heimlicher Erwartung entgegensieht."

Ein Jahrzehnt später gab es im "Volksblatt" Tipps, wie man den Vater erfreuen könnte, denn, "außer den ewigen Krawatten, Socken und Oberhemden will uns bei allem Nachdenken nichts einfallen." So empfiehlt die Redakteurin anno 1967: " … mit der elektrischen Eisenbahn der Kinder spielen dürfen. Eine Sonntagsfahrt im Auto, bei der niemand ein Wort dreinredet. Einen Tag mit der Ehefrau allein, bei der er endlich einmal wieder umhegter Mittelpunkt sein darf." 1990, 35 Jahre nach der Einführung, widmete sich der Werber-Fachblatt "ExtraDienst" dem neuen Brauch: Überraschenderweise erwies sich der erste Vatertag bereits als durchschlagender Erfolg. Vor allem deshalb, weil die Medien voll mitgezogen hatten und das Thema hochspielten. … Heute … muss der Vatertag um seinen Platz an der Schenkszene gehörig zittern. Oder ist gar der Wert der Väter gesunken ? Hingegen wurde der Tag im 21. Jahrhundert für den österreichischen Handel zusehends relevanter. Hinter Weihnachten, Ostern, dem Muttertag und dem Valentinstag zählt er mittlerweile zu den wichtigsten Umsatzbringern des Jahres. Zum 69. Vatertag, 2024 , schätzte der handelsverband den Umsatz auf 170 - 180 Mio. €. Demnach wurden jeweils 50 bis 60 € für Geschenke wie Süßigkeiten, Gutscheine, Blumen und alkoholische Getränke ausgegeben.

Der langjährige Direktor des Volkskundemuseums, Leopold Schmidt (1912-1981)äußerte sich kritisch zum "Brauch ohne Glaube": Nannte er schon den Muttertag "eines der merkwürdigsten Feste der neueren Zeit", das sich "mit dem sentimentalen Aspekt der glaubenslosen Bürgerwelt angelsächsischer Art begnügen musste", so sieht er im Vatertag "seine Travestierung durch die Geschäftswelt."

In Deutschland sind nicht das Feiern im Familienkreis und kleine Geschenke der Kinder wesentlichste Kennzeichen des Vatertags, sondern am Christi-Himmelfahrts-Tag eine Lokaltour in feucht-fröhlicher Männerrunde und die Initiation der Jüngeren in die „Sitten“ der Männlichkeit. Aufgrund des erhöhten Alkoholkonsums gibt es dabei laut Statistik erheblich mehr Schlägereien als an anderen Tagen.


Quellen:
Alois Döring: Vatertag (Manuskript)
Helga Maria Wolf. Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 205
"Neues Österreich", 13.5.1956
"Volksblatt", 10.6.1967
"ExtraDienst" 10/1990
Leopold Schmidt: Brauch ohne Glaube. Ethnologia Bavarica Heft 5, Würzburg - München 1977
60 Jahre Vatertag, publiziert 14.6.2015
"Heute", 7.6.2024

Bild:
Vater und Tochter, Wien 1952


Siehe auch:
--> Heimatlexikon


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