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Jilek, Wolfgang Georg #

* 25. 11. 1930, Tetschen-Bodenbach (Děčín Decin , Tschechische Republik)


Mediziner, Psychiater, Anthropologe


Wolfgang G. Jilek
© Wolfgang G. Jilek

Wolfgang Georg Jilek wurde am 25. November 1930 als Sohn einer altösterreichischer Familie in Tetschen-Bodenbach in Böhmen geboren.

Sein Vater war der Internist Oskar Jilek, ein mehrfach ausgezeichneter Kaiserjägeroffizier im 1. Weltkrieg, der später Chefarzt der Heilanstalt Steinschönau im Sudetenland wurde, seine Mutter war Elfriede, geb. Biemann, eine Rotkreuzschwester.

Schon als kleines Kind war er fasziniert von der Bibliothek seines Großvaters – voll mit geographischen und etnographischen Werken - , die bei ihm ein frühes Interesse an exotischen Ländern und Völkern weckte. Aber auch die Wappenkunde interessierte Wolfgang Jilek, was ihn später auch zur Studium der semiotischen und psychologischen Aspekte von nationalen und politischen Symbolen führte.

Nach dem 2. Weltkrieg mußte die Familie Böhmen verlassen. Nach dem Schulabschluß nahm er zunächst das Studium der Philosophie an Universität München auf, um dann Medizin in München, Innsbruck und Wien zu studieren

In Wien lernte er 1954 als Student Viktor Frankl kennen, mit dem er später lange in persönlichem Kontakt stand. Die Verbindung mit Frankl führte später zur Anwendung logotherapeutischer Prinzipien in interkultureller Psychotherapie. Sein Medizinstudium schloß er 1956 ab; die allgemeinärztliche Pflichtausbildung absolvierte er in Österreich und den USA (Chicago und New York). Er entschloss sich, Psychiater zu werden und bereiste - ehe er nach Europa zurückkehrte - Nord- und Zentralamerika. Er begann zunächst seine nervenärztliche Ausbildung an der neurologischen Abteilung der Universität Innsbruck und wechselte später zum Schweizer Epilepsie-Institut nach Zürich. Insgesamt verbrachte er 3 Jahre in der Schweiz, wo er auch die Bekanntschaft vom Psychologen C. G. Jung machte und eine norwegische Kollegin kennenlernte - die Fachärztin für Psychiatrie und Tropenheilkunde Louise Aall, die er 1963 heiratete.

Nach einem gemeinsamen Arbeitsaufenthalt in Afrika (Tansania) gingen sie beide zusammen für weitere Studien nach Kanada, wo sie ansässig wurden und er schließlich kanadischer Staatsbürger wurde.

Wolfgang und Louise Jilek absolvierten eine psychiatrische Ausbildung bei den transkulturellen Psychiatern Professor E. Wittkower und Professor HBM Murphy an der McGill Universität in Montreal und absolvierten auch beide noch ein Studium der sozialen Anthropologie an der Universität von British Columbia in Vancouver.

(So folgten seinem Doktortitel aus Medizin von der Universität Innsbruck (1956) die akademische Abschlüsse in Psychiatrie und Sozialpsychiatrie, Montreal, 1965/66 und Anthropologie, Vancouver, 1972).

Seit 1966 leben Wolfgang und Louise Jilek in British Columbia; seine Feldforschungen in transkultureller Psychiatrie und Ethnomedizinführten ihn nach Tansania, Haiti, Ecuador, Paraguay, Neuguinea, Tonga, Thailand, Nepal und zu indianischen Volksstämmen Nordamerikas.

1972 wurde Wolfgang Jilek zum 'Fellow des Collegium Regale Medicorum et Chirurgorum Canadense' ernannt. Seit 1975 ist er Mitglied der medizinischen Fakultät der Universität von British Columbia, Vancouver, wo er heute 'Clinical Professor Emeritus of Psychiatry' ist. Er ist akademisch jedoch weiterhin aktiv: seit 1986 als 'affiliate Professor' an der Universität von Washington (Seattle, USA) und darüberhinaus als Gastprofessor an der Abteilung Ethnomedizin der Universität Wien; von 1976 bis 2008 hilet er zahlreiche Gastvorlesungen an Universitäten in Europa, Nord- und Südamerika, Asien, Ozeanien.

Von 1983 bis 1999 war er Sekretär und Vorsitzender der Sektion Transkulturelle Psychiatrie des Weltverbandes für Psychiatrie (WPA) und Organisator von internationalen Symposien der Transkulturellen Psychiatrie in Europa, Asien, Südamerika.

1984/85 war er Consultant der Weltgesundheits-Organisation (WHO) in Papua-Neuguinea und 1987 in Tonga. Von 1987 bis 1989 war er als 'Refugee Mental Health Coordinator' und als 'United Nations High Commissioner for Refugees' in Thailand.

Er war und ist Herausgeber des Transcultural Psychiatry Newsletter und im Redaktionsbeirat mehrerer Fachzeitschriften.


In der Symbolforschung interessieren ihn die Entwicklung und die semiotisch-psychologische Aspekte der Symbolik des Kommunismus und Nationalsozialismus.

Er beschäftigte sich auch mit traditioneller Stammes-Vexilloide, kolonialer Staats- und Provinzheraldik in Neuguinea, Staatsheraldik des Königreiches Tonga und der Ko-Prinzipalität Andorra, politischen und militärischen Symbolen im spanischen Bürgerkrieg und mit historischen Flaggen der Rebellenprovinzen Südbrasiliens. Auch schamanische Ritual-Symbolik nordamerikanischer Indianer fällt unter seine Interessensgebiete.


Wolfgang Jilek hat von 1964 bis heute unzählige wissenschaftliche Publikationen in englischer, deutscher und spanischer Sprache veröffentlicht, darunter 4 Bücher, 133 Artikel und einige Buchkapitel.


1997 wurde ihm aufgrund außerordentlicher Leistungen auf wissenschaftlichem Gebiet die österreichischen Staatsbürgerschaft wieder verliehen. 2002 wurde er zum Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Ethnomedizin ernannt.


Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl