Agnesbrünnl#
Auf einem Grundstück des Stiftes Klosterneuburg , in der Katastralgemeinde Weidling nächst der Wiener Stadtgrenze, entspringt eine Quelle, die als Agnesbrünnl Eingang in Brauch und Sage fand. Es galt als Jungbrunnen und heilkräftig bei Augenkrankheiten. Die Quelle ist als Auslaufbrunnen gefasst. Die Waldparzelle wurde 1957 zum Naturdenkmal erklärt.
Die Quelle tritt zwischen den Wurzeln einer Buche zu Tage, in deren Rinde man das Bild der Muttergottes zu erkennen glaubte. 1805 wurde eine auf Eisenblech gemalte Kopie des Mariahilfbildes von Lucas Cranach an dem Baum angebracht. (Es befindet sich seit 1931 in der Weidlinger Pfarrkirche. ) Im Biedermeier war das Agnesbrünnl ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Von Neustift am Walde (Wien 19) bis zum Brünnl standen Buden und wurden Waren und Dienstleistungen aller Art angeboten. Besonders im "Kometenjahr" 1811 soll der Andrang gewaltig gewesen sein. Um den großen Zulauf zu beenden, ließ die Behörde 1817 die "Wunderbuche" fällen und die Quelle zuschütten. Doch diese zeigte sich wieder und die Leute kamen weiterhin. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg fand am Fest Johannes Enthauptung (29. August) der Brünnlkirtag statt.
Zu bestimmten Zeiten, vor allem am Dreikönigstag (6. Jänner), Karfreitag und Johannestag (24. Juni), hoffte man im Schlamm der Quelle Nummern zu erkennen, um sie in der Lotterie zu setzen. Alte Frauen verkauften Liebeszauber. Der Ober-Sieveringer Gemeindewirt (später Gasthof "Zur Agnes") ließ Bilder der Sage anfertigen, versprach seinen Gästen ein neues Glücksspiel und verkaufte "Ternobuchteln" mit eingebackenen Lottozahlen.
Im 19. Jahrhundert entstand ein Sagenkreis um Karl und Agnes: Ein armes Köhler-Ehepaar entdeckte beim Baum an der Quelle ein Findelkind, dessen Mutter eine Fee war. Sie erzogen das Mädchen, Agnes, gemeinsam mit ihrem Sohn Karl. Als dieser herangewachsen war, versorgte ihn die Fee mit einer Rüstung und Waffen, mit denen er im Kampf gegen die Türken siegreich war. Bei seiner Heimkehr hatte sich die Köhlerhütte in einen Palast verwandelt, wo ihn Agnes als Braut erwartete, doch Karl war bereits mit einer Wienerin verlobt. Mit seinem Heer spukt er als Schwarzer Ritter bei der Quelle.
Quelle#
- Helga Maria Wolf: Mythos Wasser. St. Pölten 2009. S. 90
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