Römisches Österreich#
Die römische Geschichte Österreichs begann 15 Jahre vor Christi Geburt. Damals entschied Kaiser Augustus (63 v. Chr. - 14 n. Chr.), das Imperium nach Norden über die Alpen und das Voralpenland zu erweitern. Im Zusammenhang mit den Eroberungszügen unterwarfen seine Stiefsöhne Drusus (38 - 9 v. Chr.) und Tiberius (42 v. Chr. - 37 n. Chr.) Gebiete in Westösterreich, die Verkehrsverbindungen nach Italien ermöglichten. Das übrige (heutige) Österreich bevölkerten keltische Stämme, die sich im 2. vorchristlichen Jahrhundert zum "Regnum Noricum" zusammenschlossen. Eisen- und Goldvorkommen machten sie zu wichtigen Geschäftspartnern der Römer. Ein bedeutendes Handelszentrum befand sich auf dem Magdalensberg (Kärnten). Nachdem die Eroberungspolitik im 1. nachchristlichen Jahrhundert zum Stillstand gekommen war, strebten die Römer eine stabile Grenzsituation an. Sie errichteten Truppenlager entlang der Donau (Donaulimes), wie sie die mittelalterliche Tabula Peutingeriana zeigt. Spuren der Lager finden sich in Linz, Traismauer, Mautern, Tulln, Zwentendorf, Klosterneuburg, Wien, Schwechat und Carnuntum. In Carnuntum legten sie neben den Legionslager ein Hilfstruppenlager an.
Unter Kaiser Trajan (53-117) teilte man Pannonien in Pannnonia Superior (Oberpannonien) und Pannonia Inferior (Unterpannonien). Ein Statthalter verwaltete das westliche Oberpannonien von Carnuntum aus, wo steinerne Wehrmauern (ebenso wie in Wien) errichtet wurden. Erster Statthalter Unterpannoniens war der spätere Kaiser Hadrian (76-138). Er führte Offensivkriege und veranlasste Grenzbefestigungen in größerem Umfang. Ab 167 n. Chr. drangen die germanischen Markomannen in Noricum und Westpannonien ein. Ihre Einfälle forderten zahlreiche Menschenleben, Archäologen fanden verheerende Zerstörungsspuren. Im Jahr 172 rüstete Kaiser Marc Aurel (121-180) von Carnuntum aus zu einem Feldzug. Zerstörungen am gesamten Donaulimes machten Wiederaufbauarbeiten notwendig, auch neue Lager entstanden. Septimius Severus (146-211) wurde von seinen Truppen in Carnuntum zum Kaiser proklamiert. Er ließ die neuen Kastelle mit Steinbauten befestigen, die Zivilstädte von Wels, Wien und Carnuntum mit Stadtmauern und Gräben schützen. Sein Sohn und Nachfolger Caracalla (188-217) sorgte für den Ausbau des Straßennetzes im norischen und panonnischen Grenzgebiet. Kaiser Diokletian (* zwischen 236 und 245 -312 ) leitete einschneidende Reformen ein, wodurch die bisherige Herrschaftsstruktur der Kaiserzeit (Prinzipat) endete und die Spätantike einsetzte. 293 wurde das römische Reich in eine Tetrachie umgewandelt: Die Herrscher des Ostens und Westens erhielten je einen Mitregenten, die Verwaltungseinheiten wurden neu organisiert, militärische und zivile Gewalt getrennt. Der Sitz des militärischen Oberkommandierenden war in Carnuntum. 308 fand dort eine Kaiserkonferenz statt, um die Nachfolge des aus gesundheitlichen Gründen abgedankten Diokletian zu klären. Mitte des 4. Jahrhunderts zerstörte in Erdbeben große Teile des Legionslagers, des Tempelbezirks und der Lagervorstadt. Am Limes entstanden zahlreiche Wachttürme (Burgi). Solche Restkastelle werden für Wallsee, Mautern, Traismauer, Zeiselmauer und Carnuntum angenommen. In den ersten Jahren des 5. Jahrhunderts war der österreichische Limes zahlreichen kriegerischen Einfällen ausgesetzt (401 durch Vandalen, 404 durch Ostgoten, 407 durch Westgoten).
433 wurde die Provinz Pannonien an die Hunnen abgetreten und ging somit dem weströmischen Einfluss verloren. Nach dem Tod des Hunnenkönigs Attila (+ 453) kam es im Osten zu massiven Völkerbewegungen. In der Folge siedelten in Pannonien Teile der Goten, in der Kremser Gegend entstand das Königreich der Rugier. Um 460 kam der hl. Severin (+ 462) in Favianis (Mautern) an. Er kümmerte sich nicht nur um pastorale Belange, sondern half tatkräftig bei der Bewältigung des schwierigen Alltags und übernahm diplomatische Verhandlungen mit den Germanen, vor allem mit den Rugiern. Dieser ostgermanische Stamm schloss sich teilweise den Hunnen an, errichtete ein Reich im heutigen Niederösterreich und zog schließlich mit den Ostgoten nach Italien. Zu Severins Zeiten fungierten die Rugier als Schutzmacht der romanischen Bevölkerung. Nach der Vernichtung des rugisches Reiches durch Odoaker (433-493), den germanischstämmigen König von Italien (Feldzüge 487 und 488), waren die Romanen der gemanischen Völkerschaften schutzlos ausgeliefert. Odoaker erkannte, dass die Gebiete an der Donau nicht zu halten waren und organisierte den Abzug der Romanen nach Italien. Damit endet die römische Geschichte Österreichs.
Quelle#
Der römische Limes in Österreich. Hg. Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger. Wien 1997. S. 26-46