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Walter Mooslechner: Naturnah#

Bild 'Mooslechner'

Walter Mooslechner: Naturnah. Von Gamsbärten, Kasermandln und Baumheiligtümern. Verlag Anton Pustet Salzburg, 2015. 176 S., ill., € 25.

"Naturnah" ist der passende Titel für dieses aufschlussreiche Buch. In mehr als 30 Textkapiteln, die mit eigenen beeindruckenden Fotos illustriert sind, stellt Ing. Walter Mooslechner Natur und Bräuche des Salzburger Landes vor. Der Autor war Förster und Museumsvereins-Obmann. Nach Artikeln in regionalen Medien und Fachzeitschriften legt er nun schon sein fünftes Buch im Pustet-Verlag vor.

Der Verfasser weiß, wovon er spricht, wenn er formuliert: „Der Wald bedarf des Menschen nicht, ein Leben ohne ihn ist aber für die Menschheit undenkbar.“ Österreich zählt mit 46 % seiner Fläche (rund 3 877 000 Hektar) zu den waldreichsten Staaten Europas, in der Steiermark und Kärnten sind es sogar 60 %. Der Verfasser verweist auf die vielen Funktionen des Waldes, vom Rohstoffproduzenten bis zum Sauerstoffspender. Beispielsweise setzt eine alte Buche pro Stunde so viel Sauerstoff frei, wie 50 Menschen zum Atmen brauchen.

Der Förster Walter Mooslechner nimmt seine Leserschaft mit zu einem Waldspaziergang, der zur spannenden Entdeckungsreise durch Flora und Fauna wird. In dieser vielfältigen Welt hat alles seinen Sinn, sogar das tote Holz. 1500 Pilzarten, 1300 Insektenarten und 100 Wirbeltierarten leben in abgestorbenen Bäumen. Besonders viele alte Bäume finden sich in dem, auf 1700 - 1800 m Höhe gelegenen, Rauriser Urwald. Die bizarren Formen knorriger Bäume und Wurzeln waren schon immer geeignet, die Phantasie anzuregen. Daher ist ein Kapitel auch den "Waldgeistern" gewidmet. Kundig wendet sich der Autor den Wurzeln und verschiedenen Hölzern zu, ehe er die Aufmerksamkeit auf "bunte Flattertiere" und den "Blütenzauber der Bergwelt" lenkt. Enzian und Edelweiß kennt wohl jeder Tourist, doch Mooslechner öffnet ihm die Augen für wenig Beachtetes, wie Pilze oder Flechten.

Wasser, Schnee und Eis sind wichtige Elemente des Gebirges. Die 380 m hohen Krimmler Wasserfälle zählen zu den eindrucksvollsten Europas. Rauris wiederum erhielt als "Tal der Quellen" den "Neptun Wasserpreis 2015". In den folgenden Abschnitten geht es um Berufe, die mit der Natur im Einklang stehen. Ein typisches Beispiel ist die seit der Römerzeit existierende Almwirtschaft mit ihrer eigenen Kultur. Man liest über Alltag und Feste, von denen die "Heimfahrt" das bekannteste ist, und vom gefährliche Leben der Heuzieher. Wer in den Bergen wirtschaftet, ist extrem vom Wetter abhängig. Wetterregeln entwickelten sich teils aus Erfahrung, teils aus Vorstellungen, die heute skurril erscheinen. Pflanzen - wie die Silberdistel - und Tiere galten als Wetterpropheten.

Stattliche Tiere wie Hirsch, Steinbock und Adler wurden zu Mythen umwobenen Symbolen. Mit Kapiteln über Jagd und Falknerei geht es fachlich fundiert weiter. Bei den folgenden - Stichwort "Brauchtum" - ist das weniger der Fall. Hier gibt manches zu Assoziationen Anlass, die wissenschaftlich seit langem überholt sind - wenn etwa von "uralten Wurzeln", "dämonischen Masken" oder "Signalen aus der grauen Frühzeit" die Rede ist. Seit 2015 ziehen wieder Perchten durch Rauris. Am Umzug beteiligt ist die Jägerschaft. Sie hatte traditionell auch mit anderen Bräuchen zu tun, wie Scheiben- und Böllerschießen oder dem Privileg der Gamsbärte als Hutschmuck. Das letzte Kapitel führt geographisch über Salzburg hinaus, zu den südtiroler Ortler-Alpen mit der Königsspitze. Bis 1804 galt "König Ortler" als unbezwingbar. Erzherzog Johann setzte eine Prämie für die Erstbesteigung des höchsten Gipfels im Habsburgerreich aus. Eineinhalb Jahrhunderte später ging der Salzburger Jurist und Bürgermeister Dr. Herbert Knapp mit der Erstbesteigung der "direkten Königsspitze-Nordwand" in die Alpingeschichte ein.

Walter Mooslechner vermittelt sein Wissen lehrreich, aber nicht belehrend. Getragen von tiefem Respekt vor der Natur erschließt er mit seinen Bildern und Texten den faszinierenden Lebensraum Wald.