E. Vitek, A. Ch. Mrkvicka, W. Adler, E. Horak, W. Fleck, B. Haslehner: Wiens Pflanzenwelt#
E. Vitek, A. Ch. Mrkvicka, W. Adler, E. Horak, W. Fleck, B. Haslehner: Wiens Pflanzenwelt. Ein Bilderbuch zur Flora Wiens in zweiter, veränderter Auflage. Verlag des Naturhistorischen Museums Wien 2017. 382 S., ill., € 26,40
Wien ist eine der "grünsten" Städte der Welt, in keiner anderen Stadt Mitteleuropas gibt es so viele Pflanzenarten wie hier - es sind mehr als 2400, sowohl Alpenpflanzen als auch Arten aus den pannonischen Gebieten der Ungarischen Tiefebene und dazu eingewanderte "alien species". Die Vielfalt ist im Zusammentreffen verschiedener Klimazonen begründet, dazu verfügt die Bundeshauptstadt über viele Parks sowie Naturschutzgebiete und einen Nationalpark.
Das Autorenteam unter der Leitung des Direktors der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums, Ernst Vitek, stellt die häufigsten und geschützten Pflanzenarten Wiens mit Fotos, Detailbildern, Angaben zur Blütezeit und ihren wichtigen Merkmalen vor. Damit ermöglicht es auch Laien die Bestimmung der Pflanzen. Dem umfangreichen Bildteil sind grundlegende Informationen über den Wiener Naturraum vorangestellt.
So erfährt man, dass Dolomit- und Kalkgesteine der Nördlichen Kalkalpen, wie sie sich im Raum Kalksburg befinden, 225 bis 135 Millionen Jahre alt sind. Die Sandsteinzone des Wienerwaldes entstand vor 90 bis 65 Millionen Jahren in Tiefseebereichen. Dem leicht verwitternden Flyschgestein verdankt der Wienerwald seine sanften Kuppen. Vor ein bis zwei Millionen Jahren zog sich das Meer aus dem Wiener Raum zurück und die Donau strömte ins Wiener Becken. Sie brachte gewaltige Schottermassen mit, deren Reste sich etwa auf dem Laaer Berg, dem Hungerberg in Grinzing und auf der Schmelz (Wien 15) befinden. Die Bildung der heutigen Böden setzte mit dem Ende der letzten Eiszeit ein. Die Entstehung der wenige Dezimeter tiefen Bodenschichten dauerte mehrere Jahrtausende.
Nach dem Abklingen der letzten Eiszeit, um 14.000 v. Chr. herrschte in Wien eine steppenartige Vegetation mit größeren Föhren- und Birkenbeständen. Mit dem Temperaturanstieg folgten Eiche, Ulme, Hasel, Linde und Esche. Ab 5500 v. Chr., als bereits Rodungen und Siedlungen existierten, rückte die Buche vor. Als letzte Baumart erschien um 600 v. Chr. die Hainbuche. Heute ist rund die Hälfte des Stadtgebiets "grün", mit Wäldern, Parks, Gärten und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Weitere Abschnitte des einführenden Kapitels beschäftigen sich mit dem Wald in verschiedenen Spielarten, dem Waldrand, Wiesen und Weiden, sowie Gewässern.
Wien hat Anteil an verschiedenen Kategorien von Schutzgebieten. Sie sind, wie schon zuvor die Waldtypen, auf einer Karte dargestellt. Europaschutzgebiete befinden sich in der Lobau, im Lainzer Tiergarten, in Liesing und auf dem Bisamberg. Der Nationalpark Donau-Auen (seit 1997) bewahrt eine der letzten intakten Aulandschaften Europas. 2005 hat die UNESCO den Wienerwald als Biosphärenpark anerkannt. Der Lainzer Tiergarten ist ein Naturschutzgebiet. Naturdenkmale stehen ebenfalls unter besonderem Schutz, weitere Kategorien sind geschützte Biotope und geschützte Landschaftsteile.
Der Hauptteil stellt fast 650 Pflanzen in Bildern und prägnanten Texten vor. Die Zusammenstellung beginnt mit den Sporenpflanzen (ohne Blüten) und unauffälligen Blüten. In der Folge sind die Blüten nach Farben geordnet. Jede Doppelseite umfasst vier Pflanzen, rechts die Fotos, links die Texte. Diese geben - unter dem deutschen und botanischen Namen - grundlegende Informationen zur Art (Baum, Strauch, mehrjährig, kurzlebig), Größe, Blütenfarbe und -zeit, charakteristisches Aussehen, Hinweise auf geschützte Arten, Arzneipflanzen usw. Eine schematische Stadtkarte zeigt jeweils das Verbreitungsgebiet.
Ergänzend werden einige häufig gepflanzte Bäume mit charakteristischen Früchten gezeigt. Ein weiteres neues Kapitel beschäftigt sich mit "alien species", einem aktuellen Problem des Naturschutzes. Den Abschluss bildet ein Register der deutschen und wissenschaftlichen Pflanzennamen von Abies alba (Weißtanne) bis Zypressen-Wolfsmilch.
Dieses überaus nützliche und fundierte Buch ermöglicht einen einfachen Einstieg in die Kenntnis der Pflanzenwelt Wiens. Es macht Lust auf Entdeckungsreisen und ist ein handlicher und verlässlicher Begleiter auf den Exkursionen selbst. Man muss dem Autorenteam dafür sehr, sehr dankbar sein.