Klaus Kamolz: Singvögel#
Klaus Kamolz: Singvögel. Heimische Arten und wo sie zu finden sind. Servus bei Benevento Publishing. Reihe "Das kleine Buch". 64 S., ill., € 7,-
Mit der Reihe "Das kleine Buch" ist dem Servus-Verlag ein Erfolgsformat gelungen: Handlich zum Einstecken, übersichtlich, preiswert und interessant. Auch der jüngste Band über die "gefiederten Musikanten" besticht durch die Konzentration auf das Wesentliche und bringt doch alles, was man über das Thema wissen möchte. Wieder wurde ein prominenter Autor gefunden. Klaus Kamolz ist langjähriger "Profil"-Redakteur und beim Servus-Magazin für Gartenthemen zuständig.
Das Büchlein kommt gerade recht zum Frühlingsbeginn, wenn "alle Vöglein schon da" sind. Ganz wörtlich darf man das Kinderlied von Amsel, Drossel, Fink und Star nicht nehmen, Amseln gehören nämlich zu den Drosseln. Gleich zu Beginn lernt man eine ganze Menge über "Singen und Fliegen". Etwa, dass die Lungenkapazität der Singvögel zehnmal größer ist als die gleich großer Säugetiere. Oder, dass die Komplexität der Gesänge vom Sozialverhalten abhängt: "Gesellige Vögel wie die Sperlinge haben ein wesentlich kleineres Repertoire als solche mit einem rigiden Revierdenken." Es mag überraschen, dass Raben zu den Singvögeln zählen. Ihre Laute sind zwar krächzend, aber ihr Geplauder ähnelt dem Gesang der Singvögel. Mit 65 cm sind sie die größten der mehr als 4000 Arten umfassenden Gruppe. Die kleinsten, Wintergoldhähnchen, messen nur 8,5 cm. Nach einigen praktischen Hinweisen, wie Füttern im Sommer, verlassene Jungvögel und wie man seinen Garten vogelgerecht gestalten kann, charakterisiert der Autor 25 Arten - von Amsel bis Zilpzalp.
Die heimischen Singvögel werden im Bild, mit Merkmalen, Lebensweise, Gesang und ihren volkstümlichen Namen vorgestellt. Auch über Nest, Eier und Brutverhalten informiert das Büchlein. Besonders interessant ist der Abschnitt "Wissenswertes". Beispielsweise imitieren Amseln in der Stadt Polizeisirenen und Handysignale. Außerdem sind sie trickreich. Wenn sie einen guten Futterplatz gefunden haben, "warnen" sie die Artgenossen vor vermeintlichen Feinden, um sie abzuhalten. Über die Blaumeise reimte Wilhelm Busch: "Hell flötet sie und klettert munter / Am Strauch kopfüber und kopfunter." Den Fichtenkreuzschnabel begleitet die Legende, er hätte dem gekreuzigten Jesus einen Nagel aus der Hand gezogen. Das rote Federkleid und der ungewöhnliche geformte Schnabel förderten die superstitiöse Vorstellungen: er sollte Segen ins Haus bringen und Blitze abwehren. Auch Rotschwänze galten als Feuerschutz.
Spatzen sind durch viele Redensarten populär: Sie pfeifen es von den Dächern, man schießt mit Kanonen auf sie und einer in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Der Kleiber erhielt seinen Namen nach den Handwerkern, die mit Lehm bauten. Als Nachmieter von Spechthöhlen verkleinert er deren Eingänge mit bis zu 1,5 kg Lehm. Unüblich ist auch seine Fähigkeit, kopfüber die Stämme hinunter zu laufen. Kein Vogel ist wegen seiner Lieder in der Literatur und Musik so präsent wie die Lerche. Ihr Gesang soll sogar Rosen zum Blühen bringen. Der Pirol wurde wegen seines außergewöhnlichen gelben Gefieders lange Zeit in Volieren gehalten, was ihm nicht gut bekam. Das charakteristische Geflöte hat Richard Wagner in seine Oper "Siegfried" eingewoben. Das Rotkehlchen, das auch bei Nacht trällert, gilt als Nationalvogel der Engländer. Forscher haben 275 Tonfolgen nachgewiesen. Um den auffallend bunten Stieglitz rankt sich eine Legende: Als der liebe Gott die Farben an alle Vögel verteilte hatte, blieben für ihn nur noch die Reste aus allen Farbtöpfen übrig. Auch diesen Fink hielt man wegen seines Aussehens und Gesangstalentes früher gerne in Käfigen. Der Zilpzalp gehört - wie Uhu oder Kuckuck - zu jenen Vögeln, die ihren Namen nach den Gesängen erhalten haben. Er kommt an sich häufig vor, doch ist sein Gelege von Elstern bedroht. "Dieser schlaue Rabenvogel wird durch die Warnrufe des Zilpzalps vor Katzen hellhörig und beobachtet genau, in welchen Büschen die kleinen Brüter verschwinden."