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Peter Wegenstein: Wege aus Eisen in Salzburg und Kärnten#

Bild 'Wegenstein'

Peter Wegenstein: Wege aus Eisen in Salzburg und Kärnten. Zur Eisenbahngeschichte der beiden Länder. Edition Winkler-Hermaden Schleinbach. 132 S. ill., € 22,90

Peter Wegenstein war schon in jungen Jahren bei den Österreichischen Bundesbahnen beschäftigt, etliche technische Innovationen gehen auf ihn zurück. In seinen Publikationen bringt er interessierten Lesern die Eisenbahngeschichte detailliert näher. So sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Bild-Text-Bände erschienen, wie Wege aus Eisen im Waldviertel (2014), Wege aus Eisen in Wien (2017), Wege aus Eisen in den Straßen von Wien (2018), Wege aus Eisen in der Steiermark (2019), Wege aus Eisen in Oberösterreich (2020).

Nun sind Salzburg und Kärnten an der Reihe. Da sie nicht über so große Industrie- und Bergbaugebiete wie andere Bundesländer verfügten, erhielten sie erst in den 1860er Jahren Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die ersten Zugsverbindungen der Österreichisch-ungarischen Monarchie folgten der Nord-Süd-Richtung. 1838 fuhr die Kaiser Ferdinands-Nordbahn mit Dampflokomotiven Richtung Tschechien. Im selben Jahr entstand der Wunsch nach einer Eisenbahn von Wien nach Bayern. Bis zur Konzessionserteilung der Kaiserin-Elisabeth-Bahn vergingen aber 20 Jahre. Bei der feierlichen Eröffnung der Strecke von Wien nach Salzburg waren 1860 der österreichsche Kaiser und der König von Bayern anwesend. 1881 musste der Staat den defizitären Betrieb übernehmen. Der zweigleisige Ausbau der Westbahn im Land Salzburg erfolgte 1901/02. War Bayern ein Pionier des elektrischen Betriebs (1914), so erfolgte die Elektrifizierung der Westbahn in Österreich erst in den 1930er Jahren. 2008 bis 2014 wurde der Salzburger Hauptbahnhof umgebaut, sodass nun neun Bahnsteige zur Verfügung stehen.

Die Verbindung von Salzburg ins Inntal sollte durch eine Gesellschaft namens Gisela-Bahn geschaffen werden, doch erhielt die Kaiserin-Elisabeth-Bahn 1872 die Konzession. Bei der Eröffnung der Bahn am 6. August 1875 nützte man die Fahrt des deutschen Kaisers Wilhelm I. von Salzburg bis Lend als Eröffnungszug. Wilhelm I. wollte an diesem Tag mit dem Zug bis Lend und dann auf der Straße nach Gastein zur Kur fahren. Die Bahnhöfe und das österreichische Kaiserhaus genehmigten das Vorhaben der Bahnbetreiber unter der Bedingung, dass Wilhelm I. keinen offiziellen Akt setzen dürfe.

Die direkte Verbindung zwischen Salzburg und Kärnten ist die 80 km lange Tauernbahn, die in Schwarzach-St. Veit in das Gasteinertal abzweigt. Pläne für eine Bahnverbindung in die Kurorte bestanden seit 1881. 1905 nahm der Personenverkehr den Betrieb auf. Der Bau des mehr als 8 km langen Tauerntunnels dauerte von 1901 bis 1909. Die Tauernbahn zählt heute zu den gut entwickelten Gebirgsbahnen, stellt der Autor fest.

Die Hauptbahnen in Kärnten umfassen mehrere Abschnitte: Wildbad Einöd - Thörl-Maglern (111,089 km), Villach - Rosenbach (28,466 km), Bleiburg - Oberdrauburg (171,501 km), St. Paul - Bleiburg (19,070 km), St. Veit an der Glan - Klagenfurt (20,074 km), Klagenfurt - Rosenbach (29,831 km) und die in Bau befindliche Koralmbahn Graz - Klagenfurt. Projekte für eine Bahn im Koralpengebiet gab es schon 1923. Realisiert wird nun eine 130 km lange Hochleistungsbahn. Die Bauarbeiten in Kärnten begannen 2003. Am größten Bauwerk der Bahn, dem Koralmtunnel, begannen am 19. Dezember 2003 die Bauarbeiten, der Durchschlag der letzten Tunnelröhre erfolgte am 17. Juni 2020. In Kärnten sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Die Fertigstellung der Bahn ist für 2025 geplant.

Neben den Hauptbahnen widmet sich Peter Wegenstein den zahlreichen Nebenbahnen, die zur regionalen Versorgung der Bevölkerung entstanden. Aufgrund von Änderungen in der Verkehrsbedeutung wurden ab 1929 einzelne Strecken stillgelegt. Dazu zählt die viel besungene "liebe kleine Eisenbahn", die zwischen Salzburg und Bad Ischl verkehrte. Die 1893 eröffnete Schmalspurbahn führte durch die schönsten Gegenden in Salzburg und Oberösterreich, entlang des Wolfgang- und Mondsees. Mehrmals zerstörten Hochwässer und ein Bergsturz die Trasse. Als Provisorium konnten die Passagiere ein Schiff benützen. 1957 brachte die Einstellung der Salzkammergut-Lokalbahn, deren musikalischer Abgesang 1950 komponiert wurde. Besser erging es der Schafbergbahn. Die eingleisige Zahnradbahn bringt seit 1893 Gäste auf den 1782 m hohen Schafberg. Mit seinem markanten Steilabfall zum Mondsee galt er schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts als beliebtes Touristenziel. Die Zahnradbahn wurde, unter wechselnden Besitzern, ein voller Erfolg. Seit 2006 betreibt sie die Salzkammergutbahn GmbH. Sie sorgt für die Modernisierung und einen neuen Bahnhof in St. Wolfgang. Die mehr als 100 Fotos des Buches zeigen alte und neue Züge auf allen Strecken. Oft bilden die Landschaften eine malerische Kulisse. Interessant sind auch die historischen Fahrkarten aus der Sammlung des Autors. Sie wecken nostalgische Erinnerungen an die Zeit, als es noch Schaffner und Bahnhofspersonal gegeben hat. Ein Kuriosum stellt ein im Bahnhof Tamsweg ausgegebener "Begleitausweis" dar. Er stammte aus der Ära der Reichsbahn (1938-1945) und wurde noch 1973 verwendet.

Auch in Kärnten führten wirtschaftliche Überlegungen zur Einstellung von Bahnlinien. Manche hatten Glück, und Eisenbahnfreunde betreiben sie als Museumsbahnen. Eine verkehrt seit den 1970er Jahren zwischen Treibach-Althofen und Pöckstein-Zwischenwässern. Auf der Strecke Weizelsdorf - Ferlach wurde 1951 der Personenverkehr eingestellt, der Güterverkehr folgte 1997. Danach pachtete die Museums Betriebs-GesmbH die Strecke und kaufte sie am 31. August 2001. Seither ist sie eine Anschlussbahn und als Museumsbahn in Betrieb, wobei sie im Bereich von Ferlach bis zum Museumsgelände seit dem 21. August 2011 elektrifiziert ist.

Das abschließende Kapitel ist den ehemaligen Straßenbahnen der beiden Landeshauptstädte gewidmet. In Salzburg war der Pferdeeisenbahn keine lange Dauer beschieden. Die erste Verbindung bestand nur wenige Monate. Auch die geplante Elektrifizierung des später erweiterten Netzes verzögerte sich. Ab Mitte der 1930er Jahre plante man die Neuordnung des Verkehrs in Salzburg. Der O-Bus sollte das Verkehrsmittel der Zukunft sein und die Stadtbahn ersetzen. … Seither ist der O-Bus das einzige öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt Salzburg. Er startete am 1. Oktober 1940 auf einer 2,5 km langen Linie mit drei Bussen und hat heute zwölf Linien mit 73 km Länge sowie 120 Bussen. Auch in Klagenfurt bestanden zwischen 1944 und 1963 zwei O-Bus-Linien mit 8,3 km Länge und acht Bussen. Die historische Entwicklung verlief hier von der Pferdebahn zur elektrischen Straßenbahn, die bis 1927 einen Betriebsüberschuss brachte. Nach 1954 plante man den Ausbau, doch der Gemeinderat entschied sich für die Auflassung des gesamten Straßenbahnbetriebs. 1963 transportierte der letzte Zug Festgäste durch Klagenfurt. Der Verein Kärntner Eisenbahnfreunde bemühte sich um die Erhaltung der Waggons und den Bau einer Museumslinie. 750 m lang, existiert sie seit 1976 südlich des Strandbads. Sie wird mit einem Akku-Wagen bzw. mit "1 PS" betrieben.

Der Bild-Text-Band dokumentiert Entstehung, Blüte und Niedergang der Bahnen. Experten werden die genauen Beschreibungen und Auflistungen zu schätzen wissen. So ist dem Autor auch mit diesem Band wieder ein Buch gelungen, über das Bahnfans jubeln werden.

hmw