Die Technische Universität Graz - ein Jubiläum#
Erzherzog Johann - Visionär und Wegbereiter#
von
Christian Steeb, Josef W. Wohinz
Allerdings hatte der Erzherzog von Anfang an nicht nur die Einrichtung einer Schausammlung, sondern auch die Entwicklung einer Naturwissenschaftlich – Technischen Lehranstalt im Sinn. Der Studienbetrieb wurde 1811 sofort aufgenommen, 1827 der erste Studiendirektor an die Ständische Lehranstalt am Joanneum bestellt. 1864 wurde ein Organisches Statut für die Technische Hochschule am Joanneum in Graz erlassen. 1872 wurde eine Umbenennung in Landschaftlich Technische Hochschule am Joanneum vorgenommen. 1874 fand schließlich die Umwandlung zur k.k. Technischen Hochschule in Graz statt. Erzherzog Johann wurde aufgrund seiner habsburgischen Herkunft und seiner besonderen Persönlichkeit schon während seiner Lebenszeit in zahlreichen künstlerischen Darstellungen gewürdigt und damit für die Nachwelt festgehalten. Dies trifft selbstverständlich auch auf das Joanneum bzw. auf die Technik in Graz zu.
Gedenkobjekte an der Technik in Graz
Am historischen Standort der Technik in Graz (bis 1888), dem Joanneum in der Raubergasse 10, ist eine Bronzebüste auf einem Marmorsockel zu erwähnen. Diese Büste wurde von Leopold Kißling 1812/1813 gefertigt. Die dazugehörige Inschrift lautet: "Joanni Archiduci Austriae, Munifi cio, Huius Musei Fundatori MDCCCXIII".
Am Standort der heutigen Alten Technik (Rechbauerstraße 12) ist auf eine Erzherzog Johann-Bronzebüste von C. Lachner zu verweisen, die sich in der Aula befindet. Sie wurde anlässlich der Eröffnung im Jahre 1888 aufgestellt. Auf der Gedenktafel ist der folgende Text angebracht: "In Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph I. vierzigstem Jahre glorreicher Regierung ward dieses in den Jahren 1885 – 1888 aus Mitteln des Staates und des Landes errichtete Gebäude der k.k. Technischen Hochschule welche hervorgegangen aus dem vom Durchlauchtigsten Erzherzoge Johann gegründeten Joanneum eröffnet."
Nun kommt zu diesen Gedenkobjekten ein Portrait als Ölbild hinzu, das Erzherzog Johann nur wenige Monate vor seinem Tode im Jahre 1858 Professor Georg Haltmeyer zugeeignet hatte, als dieser zum Direktor des Polytechnischen Instituts in Wien (dem Vorläufer der heutigen Technischen Universität Wien) berufen wurde.
Georg Haltmeyer am Joanneum in Graz
Georg Haltmeyer wurde am 12. Dezember 1803 in Hörbranz in Vorarlberg geboren. Er studierte an der Universität Wien Philosophie und Medizin und promovierte 1835 zum Doktor der Medizin. Danach war er als Assistent an der mineralogischen und zoologischen Lehrkanzel der Universität Wien tätig. Georg Haltmeyer war zunächst Schüler, dann enger persönlicher Freund des damals und auch heute noch sehr bekannten Mineralogen Friedrich Mohs (1773-1839).
Friedrich Mohs war 1811 von Erzherzog Johann an das neu gegründete Joanneum berufen worden (und wurde von ihm auch persönlich bezahlt). Durch seine Anwesenheit sollte die Anerkennung des Joanneums in der "scientific community" von Anfang an sichergestellt werden. Mohs war Leiter des mineralogischen Kabinetts und von 1813 bis 1817 Professor der Mineralogie. In das Jahr 1812 fällt auch die Entwicklung der nach ihm benannten Mohs`schen Härteskala über Härte und spezifi sches Gewicht der einfachen und zusammengesetzten Mineralien. 1817 nahm Mohs eine Berufung als Professor für Mineralogie an die Königlich – sächsische Bergakademie in Freiberg an und verließ damit Graz. Sein Nachfolger wurde Matthias Josef Anker (1771-1843). Mit dessen Erkrankung bzw. nach dessen Abgang supplierte Georg Haltmeyer zunächst ab 1840 das Fach Mineralogie. 1842 wurde er zum Professor und 1843 zum Kustos der mineralogischen Sammlung des Joanneums ernannt. Nach Eröffnung der Berg- und Hüttenschule in Vordernberg dehnte er seine Lehrtätigkeit auch auf das Fach Geognosie aus. Im Jahre 1846 wurde Georg Haltmeyerzum Vizedirektor des Joanneums und der angeschlossenen Realschule bestellt. Er übte diese Funktion bis 1858 aus. 1858 wurde Georg Haltmeyer als Direktor an das Polytechnische Institut in Wien berufen. Er bekleidete die Funktion des Direktors von 1858 bis 1866. [1]
Anlässlich seiner Berufung und der damit verbundenen Übersiedelung von Georg Haltmeyer nach Wien soll ihm Erzherzog Johann das gegenständliche Portrait zur Erinnerung an die Zeit am Joanneum in Graz persönlich zugeeignet haben.
Das Portrait Erzherzog Johann
Das Portrait stammt aus dem Besitz der Nachkommen von Professor Georg Haltmeyer. Zuletzt war es 1982 in der Landesausstellung "Erzherzog Johann von Österreich" im Schloss Stainz gezeigt worden. Das Ölbild auf Leinwand mit den Maßen 66 x 53,5 cm wird dem Künstler Franz Xaver Nager (1790 in Pettau geboren, 1866 in Graz gestorben) zugeschrieben und besitzt einen Originalrahmen aus dem 19. Jahrhundert. Das Portrait zeigt Erzherzog Johann in der Uniform eines Generalinspektors der k.k. Genie-Truppe. Um den Hals trägt er den Orden vom Goldenen Vlies, auf der Brust den Stern zum Großkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens und darunter den Stern des Leopolds-Orden I. Klasse.
Das Portrait erscheint nicht nur von allgemeiner kulturhistorischer Bedeutung, sondern kann als wichtiges Dokument zur Entwicklung der Technischen Universität Graz wie der Technischen Universität Wien angesehen werden. Es ist überaus erfreulich, dass anlässlich des 150. Todestages von Erzherzog Johann dieses besondere Gedenkobjekt an der Technik in Graz nun einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden kann.
[1] 1866 wurde nach einer Reorganisation des Polytechnischen Institutes der erste Rektor gewählt: Professor Josef Ph. Herr, der zuvor ebenfalls Professor für Mathematik, Theoretische und Praktische Geometrie am Joanneum in Graz gewesen war.
- Steeb Christian: Der Orden vom Goldenen Vlies. In: Stolzer Johann/Steeb Christian (Hsg.): Österreichs Orden vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Graz, 1996), S. 68-89
- Ludwigstorff Georg: Der Militär-Maria-Theresien-Orden. In: Stolzer Johann/Steeb Christian (Hsg.): Österreichs Orden vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Graz, 1996), S. 90-113
- Schmidt Günther E.: Der österreichisch-kaiserliche Leopolds-Orden. In: Stolzer Johann/Steeb Christian (Hsg.): Österreichs Orden vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Graz, 1996), S. 135-145
- Wohinz Josef W. (Hg.): Die Technik in Graz – Vom Joanneum zur Erzherzog Johann-Universität (Graz-Wien-Köln, 2002)
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