Notiz 084: Sicherungskopie, Episode V#

(Das Set in der Gasse)#

Leerstellen#

Etwas verschwindet, wird entfernt, abgerissen – erst entsteht eine Leere und eine völlig neue Ansicht. Die bisherige Perspektive weicht einer zunächst unbestimmten neuartigen Aussicht.

Wir haben es mit einer völlig normalen Sache im Leben zu tun: Menschen gehen, Häuser verschwinden, der Lebensraum sieht aufgrund von Abriss und Neubau ungewöhnlich neu aus, das Umfeld und seine Bedingungen verändern sich sowieso ständig. Auch das Gesetz der Entropie hat immer ein Wörtchen mitzureden.

Hier zeige ich ein Beispiel aus Italien, nämlich von der Küste bei Sistiana: Betonruinen, Reste des Grande Guerras, also des Ersten Weltkriegs, fallen langsam aber sicher in sich zusammen. Wir sehen die Situation zweimal – einmal den gegenwärtigen Zustand, die Betonruine, und dann die baldige Leere mit dem verbleibenden Rest.

Bis es soweit ist und dieser Bau ins Meer stürzt, dient es den Badenden der Costa die Barbari als Sprungturm, Liegeplatz, Schattenspender.

In der traditionellen Aquarelltechnik wurde hier die aktuelle Situation vor Ort „live“ erfasst. Mit Buntstiften wurde die Tatsache der baldigen Leere zeichnerisch seziert.

Die baldige Leere in der Gleisdorfer Schießstattgasse wurde einer Sicherungskopie in mehreren Schritten zugeführt. Vol 1-3 hatte die ersten Schritte dieses Prozesses zum Inhalt – nun gedeiht eine mögliche Sicherungskopie ein paar hundert Meter weiter:

Nachdem die Samen der Wiesenblumen abgenommen worden waren, darf er nun in der Kernstockgasse seine Wurzeln schlagen, die Erntekrone markiert den Bereich mit Adresse Schießstockgasse.

• Das Aquarell (oben): Costa die Barbari, 24 x 32 cm, Aquarell auf Papier (2021)
• Die Zeichnung (unten): Leerstelle, 38 x 75 cm, Bunststift auf Papier (2021)

• Slot I: Monika Lafer (Übersicht)
  • Zeit.Raum (Das Projekt)
  • Im Rahmen von The Long Distance Howl (Startseite)

Physische Sicherungskopie#

Das Set in der Gasse#