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Notiz 053: Kooperation und Assoziation#

KIP: Kulturpolitik #3#

von Martin Krusche

Das geistige Leben und der Kulturbetrieb unseres Landes können nur gedeihen, wenn wir Hauptamt und Ehrenamt verzahnen. Das bedeutet, es muß gelingen, bezahlte und unbezahlte Arbeit so zu kombinieren, daß der Effekt sich erheblich steigern kann, ohne daß Eifersucht zwischen bezahlten und unbezahlten Kräften die Prozesse blockiert.

Die drei Bürgermeister des Netzwerkes, von links: Peter Moser, Werner Höfler und Robert Schmierdorfer. (Foto: Martin Krusche)
Die drei Bürgermeister des Netzwerkes, von links: Peter Moser, Werner Höfler und Robert Schmierdorfer. (Foto: Martin Krusche)

So ein Gedeihen verlangt auch die Kooperation der drei Sektoren Staat, Markt und Zivilgesellschaft. Das heißt, wir brauchen sachkundige Leute in Politik und Verwaltung, auch in der Wirtschaft, müssen als Einzelpersonen und in Vereinen kooperieren können.

Dabei ist das Ziel dieser Kooperationen primär in Kunst und Kultur angelegt, nicht in anderen Genres. Daß aber unser kulturelles Engagement auch eine günstige Wirkung auf die übrigen Genres haben möge, versteht sich von selbst. Die Gemeinwesenorientierung scheint mir dabei unverzichtbar.

Ich suche individuell völlige Freistellung von all diesen Zusammenhängen in der Kunstpraxis, denn die Kunst ist keinen anderen Aufgaben verpflichtet, als den selbstgewählten. (Autonomieprinzip!) Aber das ist wiederum nur ein Teilgebiet im hier skizzierten Zusammenhang.

Ich hab dabei als Künstler keine Abgrenzungsprobleme, wie sie so manche Kunstschaffende äußern, die sich gegängelt fühlen, die meinen, der Markt setze sie zu sehr unter Druck. Erstens unterscheide ich Kunstpraxis vom Broterwerb. Broterwerb ist eine soziale Kategorie, keine der Kunst.

Forscher Franz Nahrada. (Foto: Dorf-Uni)
Forscher Franz Nahrada. (Foto: Dorf-Uni)

Zweitens meide ich zu enge Verknüpfungen zwischen Kunst und Markt, indem ich hauptsächlich jene Kompetenzen auf den Markt trage, die mir aus der Befassung mit Kunst erwachsen. Das sind demnach unterschiedliche Deals, a) meine Kunstwerke betreffend und b) meine Kompetenzen aus der Befassung mit Kunst.

Wissens- und Kulturarbeit#

In dem Zusammenhang beschäftigt mich Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz, also jenseits des Landeszentrums. Dabei haben uns vor allem neue Medienformen sehr wesentlich geholfen, alte Gefälle zwischen Zentrum und Provinz sowie alte Denkweisen über solche Gefälle aufzubrechen.

Hier bietet sich allerdings keine Rolle als Heldenfigur an, die sich einsam in das Rad der Geschichte wirft. Das ist – ganz im Gegenteil - vorzugsweise kollektive Arbeit, prozeßhafte Arbeit. In diesen Optionen finde ich vor allem zwei wichtige Verbindungen. Kooperation und Assoziation.

Ich brauche für beide Varianten inspirierte Gegenüber, die sich als paktfähig erweisen und die eine nachvollziehbare Vorstellung von Professionalität haben. Das betone ich deshalb, weil ich in den letzten 30 Jahren abenteuerliche Versionen von Großmäulern und Trittbrettfahrer kennengelernt habe.

Wissenschafter Hermann Maurer (links) und Künstler Martin Krusche. (Foto: Ursula Glaeser)
Wissenschafter Hermann Maurer (links) und Künstler Martin Krusche. (Foto: Ursula Glaeser)
Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov. (Foto: Martin Krusche)
Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov. (Foto: Martin Krusche)
Ewald Ulrich (Fokus Freiberg, links) und Hermann Maurer. (Foto: Martin Krusche)
Ewald Ulrich (Fokus Freiberg, links) und Hermann Maurer. (Foto: Martin Krusche)

Der Kunst- und Kulturbereich kennt in der Provinz viele Arten von Kreativen, die einem alles zusagen, um an ein Budget zu kommen, aber dann nicht Wort halten, nicht liefern, nicht einlösen, was vereinbart war. Dagegen:

  • Kooperation: eine kontinuierliche Zusammenarbeit quer durchs Jahr, gemeinsame Projekte, die auch so deklariert sind.
  • Assoziation: anlaßbezogene Zusammenarbeit, ohne unter gemeinsamer Flagge zu fahren.

Beispiele#

Mit Wissenschafter Hermann Maurer (Austria-Forum) hab ich schon über etliche Jahre eine enge Kooperation, eine derzeit losere mit Mirjana Peitler-Selakov (GISAlab). Diese Zusammenarbeit ruht momentan fast, da ein von Peitler-Selakov für das Kulturjahr Graz 2020 entwickeltes Projekt derzeit in seinen Schritten Richtung öffentlicher Raum durch den Lockdown blockiert ist.

Mit drei Bürgermeistern bewährt sich eine mehrjährige Kooperation, die jüngst sehr schlank wurde, als eine Wahl nach der anderen zu absolvieren war. Werner Höfler (Hofstätten) Peter Moser (Ludersdorf) und Robert Schmierdorfer (Albersdorf) hofften, vorigen März mit den Gemeinderatswahlen diese Serie abschließen zu können. Es kam anders.

Peter Moser (links) und Ewald Ulrich. (Foto: Martin Krusche)
Peter Moser (links) und Ewald Ulrich. (Foto: Martin Krusche)

Mit der Pandemie und dem nötigen Lockdown kam auch Unternehmer Ewald Ulrich unter Druck, behält aber die Zukunft der Kulturformation Fokus Freiberg im Auge. Mit ihm hab ich schon eine Reihe vergnüglicher Projekte umgesetzt.

Das wäre ein Beispiel, wie Kunst Ost gelegentliche Assoziationen pflegt, so hier mit Fokus Freiberg. Diese oststeirische Formation geht in unserer unmittelbaren Nachbarschaft sehr eigenwillige Wege. Mit Ulrich kann man real praktizieren, wovon viele bloß reden: Kooperation geht vor Konkurrenz.

Sehr jung ist dagegen die Kooperation mit Forscher Franz Nahrada (Dorf-Uni), in die auch Informatiker Hermann Maurer verwoben ist. Wir entwickeln gerade erst gemeinsame Schritte, die auf meiner Seite bei Kunst Ost verankert werden.

Zugleich arbeite ich für Mythos Puch VII mit dem Unternehmer Josef Laller zusammen, andrerseits beim puch CLUB magazin mit dem Unternehmer Manuel Wutti. So ergibt sich in Summe eine Situation, in der wir Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft im Wechselspiel halten.

Zusammengefaßt widme ich diese Arbeit im Bereich Dorf 4.0 derzeit vor allem auch dem Thema „Nächste Kulturpolitik“. Die inhaltliche Agonie meines Milieus in den letzten Jahren birgt für mich keinerlei Anregungen für die Zeit nach dem Lockdown und schließlich nach der Pandemie. Das bedarf alles neuer Klärungsschritte.