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Träumen Maschinen?#

(Kunst und Technik)#

von Martin Krusche

Ridley Scott schuf mit „Blade Runner“ (1982) einen der einflußreichsten Science Fiction-Filme des 20. Jahrhunderts. Dieser Streifen beruht auf einem Roman des ebenso prägenden Schriftstellers Philip K. Dick: „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ Träumen also Androiden von elektrischen Schafen, falls ihnen das Einschlafen schwer fällt? Brauchen sie Schlaf? Was geht in ihnen vor? Gibt es den Geist in der Maschine? Wir haben angesichts der schon laufenden Vierten Industriellen Revolution gute Gründe, heute darüber grundlegend anders nachzudenken als in den 1980er Jahren. (Das kann man auch an aktuellen Science Fiction-Filmen gut ablesen.)

Das Artefakt „Fiat lux“. (Foto: Martin Krusche)
Das Artefakt „Fiat lux“. (Foto: Martin Krusche)

Diese Entwicklung ist für einige Kulturschaffende der Region schon geraume Zeit Thema und taucht bei Kunstveranstaltungen immer wieder auf. So dieser Tage in einem kleinen Festival von Fokus Freiberg, wo der italienische Künstler Riccardo „Sammo“ Casagrande seine Wasserharfe zeigte. Eine komplexe Maschinerie in der Tradition der antiken Äolsharfen, auf das Element Wasser umgelegt, ein staunenswerter Klangkörper.

Im Jahr davor war das Kunstsymposion von Kultur.at dem Thema Artist Is Obsolete gewidmet, einem etwas ironisch vorgebrachten Diskursbeitrag nach einer Arbeit des österreichischen Künstlers Niki Passath.

Dabei zeigte Passath eine nach simplen mechanischen Prinzipien angelegte Maschine, bestehend aus Holzstäben und einigen Metallkomponenten. Sie führt (dank kleiner Elektromotoren) einfache Zeichnungen aus, darf dabei ihren eigenen Toleranzen folgen, die sich aus ihrer Bauweise ergeben.

Das hat seine Aspekte der antiken Theatermaschinerie (Deus ex machina), aber auch der Automaten, wie sie bei uns seit der Antike beschrieben wurden. Derlei findet sich dann auch etwa in arabischen Schriften des Mittelalters oder wurde beispielsweise im Japan des 18. Jahrhunderts zur Kunstform Karakuri ningyō.

Beim 2015er Kunstsymposion von Kultur.at ging es um den Themenbogen „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“. Dabei kam erstmals ein Apparat zum Einsatz, die in einer Zusammenarbeit von Künstler Martin Krusche und IT-Experte Ewald Ulrich entstand.

Die „Wasserharfe“. (Foto: Martin Krusche)
Die „Wasserharfe“. (Foto: Martin Krusche)
Passaths Maschine. (Foto: Martin Krusche)
Passaths Maschine. (Foto: Martin Krusche)

Das Artefakt Fiat lux wurde zu einem Miniatur-Automobil, welches menschliche Inputs aufnahm, um anschließend eigenständig und eigenwillig mit Menschen zu interagieren, um sich dabei als „Erzählung“ zu manifestieren und seine Geschichten zu erzählen.

Zwei Jahre darauf, im November 2017, inszenierte Ewald Ulrich im Rahmen von „Dying Robots“ die fachgerechte Schlachtung des Artefakts „Fiat lux“. Ein ironischer Querverweis auf die Maschinenstürmer ab dem frühen 19. Jahrhundert, die in Europa Prozesse der Ersten Industriellen Revolution stoppen wollten; vergeblich, wie wir längst wissen.

Zwischen der Antike und der Dampfmaschinen-Moderne des 19. Jahrhunderts waren übrigens Mühlen das Hauptereignis europäischer Machinenbaukunst. Inzwischen sind neue Roboter-Arten und selbstlernende Systeme in unserem Alltag angekommen. Haben wir noch Zeit für angemessene Adaptionsphasen, bis die nächsten Innovationen unsere Gesellschaft verändern?

+) Das Projekt Mensch und Maschine