Konferenz in Permanenz: Intrada#
(Laufender Diskurs, dezentral)#
von Martin KruscheEs ist mehr als 20 Jahre her, daß ich die „Konferenz der Provinz“ realisiert habe. Damals lag mir daran, unter Kunst- und Kulturschaffenden einen laufenden Diskurs zu etablieren, in dem wir Inhalte und Projekte debattieren konnten. Ich habe darauf geachtet, daß dabei nicht zentralisiert wird. Das heißt, jede Konferenz fand an einem jeweils anderen Ort statt.
Es wär ja zu dumm gewesen, den alten Modus zu reproduzieren, wonach ein Zentrum seine Peripherie zur Provinz macht, um so alle denkbaren Ressourcen an einem Ort zu konzentrieren.
Es ging mir also auch darum, das alte Denkmuster Zentrum/Provinz aufzubrechen. Damals lag längst eine Revolution der individuellen Mobilität hinter uns, was sich vor allem ab den 1960ern als eine Volksmotorisierung per Automobil manifestiert hatte.
Dem folgte in den 1970ern eine Digitale Revolution, die uns in den 1980ern preiswerte Personal Computers bescherte. Ende der 1990er war das Internet Realität geworden, war ferner das österreichisches Rundfunkmonopol gefallen, waren also für eine neue Art der Netzkultur viele Weichen gestellt.
Da ich mich ab Mitte der 1980er mit diesen digitalen Innovationen befaßt hab, schien mir klar, daß die reale soziale Begegnung bei all dem unverzichtbar bleibt und sogar noch gestärkt werden sollt; grade von uns Leuten abseits des Landeszentrums. Die Telekommunikation hatte zwar unsere Möglichkeiten erweitert, ist aber bis heute kein Ersatz für Zusammenkünfte im analogen Raum.
Hohe individuelle Mobilität, ein unbegrenzter Kommunikationsraum, technisch für Teleworking und Telepräsenz gerüstet, das hat die meisten Gründe für ein Zentralisieren kultureller Prozesse versenkt. Wer dennoch daran festhält, muß sich eventuell als Problem des Kulturgeschehens identifizieren lassen.
So ergaben sich auch weiterhin gute Gründe für meine Konferenz der Provinz, die ich über verschiedene Zwischenschritte in die Konferenz in Permanenz überführt habe. Das sind nun - wie erwähnt - insgesamt mehr als 20 Jahre solcher Praxis. Ich sehe die Notwendigkeit von derlei Formaten heuer dringender denn je. Und zwar Bottom up und nicht von oben her verwaltet.
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