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Paul Wierbsinski
Paul Wierbsinski

Episode XVII: Weltläufigkeit#

(Eine Session mit Paul Wierbsinski)#

Von Martin Krusche#

Es läßt sich in ganz beliebigen Settings stets neu einlösen. Wer in der Kunst lebt, ist mit den diesbezüglichen Landkarten der Bedeutungen vertraut, kennt die wesentlichen Codes und hat von den Vorleistungen anderer eine Ahnung. (Damit meine ich, einen milieuüberschreitenden Kommunikationsraum.) Ohne diese Vorleistungen würden wir nicht schaffen, was uns aktuell gelingt. Diese Session ergab sich unmittelbar nach unsere Neudau-Landpartie. (Siehe Link am Seitenende!) Bäuerin Carmen Dreier-Zwetti kam danach mit Künstler Paul Wierbsinski nach Gleisdorf, während der einige Zeit auf dem Hof in Pöllau („Apfelschmiede“) verbracht hatte.

Schnittpunkte#

Ich habe es aktuell erlebt, als wir es innerhalb von zwei Tagen auf vermutlich drei Generationen geistreicher Menschen brachten, die überdies in verschiedenen Genres tätig sind. Dabei hagelte es Schnittpunkte, wo sich praktisch beliebig anknüpfen läßt.

Architekt Winfried Lechner hat die interessante Ansicht, wir würden mit den Jahrzehnten Vorlieben und womöglich Filter entwickelt, die uns bezüglich einer tiefergehenden Unterhaltung uninteressante Leute sehr schnell ausblenden lassen. So bleiben interessante Menschen besser im Sichtfeld.

Das mag etwas ruppig klingen, aber ich hab weder an Small Talk Interesse, noch an den leeren Kilometern, die einem manche Menschen mit Geschwätzigkeit aufdrängen. Ich mag mich mit all dem Hintergrundrauschen nicht befassen. Wenn ich aber mit inspirierten Leuten zusammenkomme, denen die Welt eine Fülle an Überraschungen und Fragen ist, geschehen meist sehr anregende Dinge, selbst wenn man grade Lust auf Leichtigkeit hat.

Bild 'fh.re004b'

Die Landpartie nach Neudau war davon geprägt. Keinerlei Schwellen im Zugang zueinander. Nun in Gleisdorf jene Begegnung mit Paul Wierbsinski, von Bäuerin Carmen Dreier-Zwetti eingefädelt. Sie selbst ist ja auch von dieser Art, daß ihr ein einzelner Denk- und Tätigkeitsbereich niemals genügen würde. „Wie bei einem Hocker“, sagt sie, „was ist, wenn ein Bein wegbricht?“ Na, dann fliegt man auf die Fresse; falls man einen zu schmalen Horizont hat.

Fahrenheit 451#

Gut, es soll sich jeder Mensch in der Welt so einrichten, wie es ihm beliebt. Ich gehöre zu einem Völkchen, das die Komplexität schätzt. Wierbsinski hat mich übrigens sehr bestimmt zum Nachdenken gebracht, daß meine aktuelle Bradbury-Nummer zwar als Metapher einigen Charme hat, aber der Wald von „Fahrenheit 451“ eigentlich nur ein Reservat wäre.

In einem Reservat ansässig kann man zwar in der Welt bleiben, aber es ist nicht die Welt. Wierbsinski betonte, wir seien uns ohnehin einig, daß es uns nicht zu den großen Rudeln hinzieht. Es wäre demnach nicht nötig, sich zu sehr auf einen einzelnen Ort oder eine Region zu konzentrieren.

Das hatte ich vielleicht in letzter Zeit etwas übersehen. Eines unserer zentralen Themen bleibt ja Weltläufigkeit. Das wird durch die aktuelle Mediensituation sehr erleichtert, wenngleich sich die reale soziale Begegnung dadurch keinesfalls ersetzen läßt.

Eigentlich haben wir alles an der Hand, was es braucht, diese Optionen zu gestalten: Wir und die Welt. Um es nicht aus den Augen zu verlieren: Wie einer hinausgeht, Themen und Aufgaben sucht, die Orte dann hinter sich läßt, es vermeidet, in allzulange Verläufe verzahnt zu werden. Ein Leben in der Kunst und Weltläufigkeit. Über diese Zusammenhänge muß ich noch ein Weilchen nachdenken…

Neudau-Kontext#

Weitere Details#