Flocke: Lost Places#
(Verblassende Spuren der Netzkultur)#
von Martin KruscheEs war im Jahr 2000, als dieses Stück steirischer Netzkultur begann: Jürgen Kapeller ist so smart gewesen, sich die Domain kultur.at zu sichern, bevor der Sturm losging. (Das hatte in der Folge eine Menge Begehrlichkeiten geweckt.)
Heute klingt es banal. Aber damals war Online-Zeit noch teuer, die Übertragungsraten sind dürftig gewesen und die Suchmaschinen im Vergleich zum heutigen Standard sehr schwach. Daher hatte man im Web mit so einer Adresse einen erheblichen Standortvorteil.
Das haben wir später auch erlebt, als wir im Kontext „Graz: Kulturhauptstadt Europas“ in der „Graz 2003-Kontroverse“ bis zum Obersten Gerichtshof geschleppt wurden. Derlei ist heute alles gewissermaßen Museums-Kram. Aus einem aktuellen Gespräch mit Kapeller weiß ich nun, daß der alte Datenbestand erhalten wurde. Kapeller hat ja seine eigenen Server. Mehr noch, er hat kultur.at nun wieder freigeschaltet.
Da wurde in HTML gefahren und ich habe allerhand Framesets gebaut. Klar, man muß heute nicht mehr wissen, was diese Worte bedeuten. Siehe dazu etwa das damalige Vereins-Feature: Link! (Fraglich, ob das etwa auf gängigen Mobiltelefonen überhaupt noch adäquat dargestellt werden kann.) http://www.kultur.at/v/index.htm
In solchen Zusammenhängen sprach Kapeller nun von Lost Places… ein vertrautes Genre. Da gibt es folglich auch Lost Traces, Broken Links, lauter so Zeugs. Weil wir grade in einer Zeit angekommen sind, die uns eine völlig andere Netzkultur zeigt, wo auch vielfach nicht mehr traditionell recherchiert, sondern eine KI „gepromptet“ wird, haben wir hier eigentlich ein kulturgeschichtliches Thema. Wie diese Themenstellung genau lautet, müssen wir erst klären.
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Ergänzend#
- Kultur.at (Archiv)
- Die Grammatik des Rauschens (Maschinenintelligenz und verwandten Themen)
- Netzkultur