Flocke: Stunden im Wald#
(Der rostige Rest des Puch 600-M)#
von Martin KruscheIch war hier mit Altmeister Fredi Thaler (links) im Wald an jener Fundstelle zugange, wo anno 1974 ein Prototyp vergraben wurde. Der Puch 600-M gehörte zu den Ideen für das Angebot eines preiswerten Nutzfahrzeuges auf der technischen Basis des Steyr-Puch 500. Ich hatte Puchianer schon vor vielen Jahren davon sprechen gehört: „Da oben ist ein Puch Kübelwagen verbuddelt. Denn sollte man wieder ausgraben.“
Laien würden annehmen, so eine 50 Jahre alte Leiche sei heute völlig nutzlos. Das ist freilich eine Fehleinschätzung. Mit rollendem Kulturgut verhält es sich ohnehin so, daß nur ganz wenige Exemplare (mit einer dokumentierten Historie von Bedeutung) auch einen höheren Marktwert erreichen können, mit dem sich der geleistete Aufwand abgelten ließe.
Für den ganzen Rest an Restaurierungsvorhaben gilt meist, daß ein symbolischer, weil kultureller Wert gesichert wird, der manchmal sehr viel Geld verschlingt, was man mit dem Arbeitsergebnis nie mehr lukrieren könnte. Wie der Schrauber und Sammler Charly Haar, spezialisiert auf Vorkriegsfahrzeuge, gerne sagt: „Wer restauriert, verliert.“ Das mein Geld, nicht das Ideelle. Und so geht eben Kultur.
Ich bin freilich kein Schrauber, sondern stamme aus einem anderen Teil der Welt. In meinem Winkel spielt Handfertigkeit kaum eine wesentliche Rolle. Daher tauge ich im Handwerklichen bloß zur Hilfskraft. Also etwa mit Schaufel und Maurerkelle. Ich bin der, von dem dann die Geschichten erzählt werden.
Ich habe aber ein Faible für die Domänen der alten Meister, in denen ein simples Ethos zählt: Man sagt nur, was man kann. Und man kann, was man sagt. Dort war für mich auch einiges zu lernen, wie man mit Nichtwissen umgeht. Wer fragt, ist da nämlich nicht der Depp, sondern der Lernwillige. Nichtwissen markiert die Weggabelung, an der man sich dann eben zum Deppen macht oder vorankommt; indem man fragt.
Fredi Thaler ist mein Mentor in einem Bereich der steirischen Industriegeschichte, über den er ein tiefgehendes Wissen hat, weil er persönlich ein gewichtiger Teil dieser Geschichte ist. Er gehörte zu den markanten Kräften in den historischen Puchwerken und ist bis heute damit befaßt, KfZ-technische Probleme zu lösen.
Thaler war übrigens auch mein persönlicher Instruktor, als ich erstmals mit einem Puch G auf der historischen Teststrecke der Puchwerke (am Grazer Schöckl) ins schwer Gelände fahren durfte. Da braucht der Rookie einen guten Lehrer, denn wer zweieinhalb Tonnen ins Gehackte bewegt, vergißt am besten alles, was in Action-Filmen zu sehen ist. Sonst steht man auf der Liste der bedrohten Arten.
Für mich bedeutet es demnach allerhand, daß wir so nebeneinander auf dem Waldboden gekniet haben, um einen Teil des Prototypen freizulegen. Da ich ja kein Nashorn erlegt hab, sondern mich im Sinn des Wortes reingekniet hab, damit ich beitrage, den Rest des 600-M freizuschaufeln, hat mir dann diese Pose gefallen, in der mich Fotograf Gerald Paunger abgelichtet hat. Ein feines Memento. (Siehe zu Fredi Thaler auch: „Mythos Puch: Intrada“!)
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