Lyrischer Wettstreit#
Kleine Anregungen #1#
von Martin KruscheFokus Freiberg und der 2020er Lyrikwettbewerb, das könnte auch jene reizen, die eigentlich noch keine Erfahrung mit dem Schreiben haben. Gehen Sie einfach davon aus: jeder Mensch kann Geschichten erzählen, wenn er was erlebt und nicht bloß hinterm Ofen hockt. Jeder!
Das tut man ja auch. Meist ganz unbefangen. Genau so können Sie beginnen. Finden Sie Ihre Geschichte. Erzählen Sie diese genau so, wie sie es gewohnt sind, wenn sie es in der Familie oder unter Freunden tun, wenn Sie dabei nicht über die Form nachdenken. So haben Sie Ihre Story, einen Inhalt.
Für einen Lyrikwettbewerb sollte das dann freilich in eine Gedichtform kommen. Mit oder ohne Reime? Was ist das überhaupt? Gute Frage!
Es ist wirklich kein Geheimnis,
ich verrat Dir, was ein Reim ist.
Halb ein Werkzeug
halb ein Spielzeug,
eine Kammer für Gedanken,
eine Klammer, statt der Schranken…
…denn so viel sollte klar sein, das Gedicht verlangt nach etwas anderer Form als der Prosatext. Und wenn auch beide Arten des Textes – Lyrik und Prosa - von einer Sprechmelodie getragen werden mögen, ist das beim Gedicht hoffentlich etwas deutlicher ausgeprägt, also bei einem längeren Prosatext. Me-lo-die! (Es kann Spaß machen, auszuhecken, wie ein Geschichtchen klingen soll. Probieren Sie herum!)
Genau deshalb erscheinen dann Zeilen und Strophen eines Gedichtes meistens fast körperhaft. Liegt ein Gedicht vor Ihnen, hat es ja allein schon als Schrift eine markante Form, die einem auffällt, bevor Sie den Inhalt des Textes erfahren.
Dieses Figürliche der Schrift entsteht in vielen Fällen, weil man auf diese Art erstens seine Gedanken ordnet und so quasi ein Textbild erschafft, das deutlich macht, wie die Geschichte erzählt werden will. Darin steckt aber zweitens noch ein anderes Interesse. Das Gedicht soll – wie erwähnt - eine Melodie bekommen. Man sollte es fast singen können. Der Text soll klingen!
Ich geb Ihnen ein sehr amüsantes Beispiel, das vom Komödianten Heinz Erhard stammt:
Das Berühren
der Figüren
mit den Pfoten
ist verboten.
Probieren Sie es laut aus. Es hat ein gut erkennbare Melodie. Jetzt dämmert Ihnen vielleicht, warum ich eingangs Werkzeug und Spielzeug erwähnt habe. Das Spiel, das Verspielte, aber auch der musikalische Klang sind ein Aspekt dabei. Doch wieso Werkzeug? Das erzähle ich in der nächsten Folge.
- Fortsetzung
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