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Zwei honorige Herren in einer geschichtsträchtigen Krawall-Semmel.
Zwei honorige Herren in einer geschichtsträchtigen Krawall-Semmel.

Sonderprämie#

(Spritztour mit einem Puch 650 TR)#

von Martin Krusche#

Gleisdorf – Judenburg, eine kleine Landpartie. Wir waren quer durch verschiedene Wetterlagen gefahren und da ich abends einen Vortrag halten sollte, durften wir direkt vor dem Puchmuseum komfortabel einparken. Ich war noch gar nicht richtig im Haus gewesen, da fielen in einem kleinen zeitlichen Abstand zwei wesentliche Sätze.

Mein Gastgeber Heinz Mitteregger sagte: „Na fahrst halt eine Runde. Der Schlüssel steckt.“ Als wir dann unterwegs waren, meinte Fotograf Richard Mayr ganz naheliegend: „Jetzt laß amal mich fahren!“

Ein junger Mann hatte mir das Fahrzeug übergeben. Seine Hände verrieten, daß er an dieser Renn-Semmel schraubt. Ich fragte ihn: „Wieviel PS hat er?“ Der Junge: „Zu wenig.“ Alles klar! Er instruierte mich noch bezüglich des Anstartens, weil der Motor eine sehr hohe Kompression hat.

Als Autor werde ich für meine Arbeit in verschiedenen Währungen bezahlt. Cash ist nur eine davon. So eine kleine Spritztour mit einem der sehr selten gewordenen 650 TR fällt unter die Kategorie „Sonderpämie“. (Foto: Stadtmarketing Judenburg)
Als Autor werde ich für meine Arbeit in verschiedenen Währungen bezahlt. Cash ist nur eine davon. So eine kleine Spritztour mit einem der sehr selten gewordenen 650 TR fällt unter die Kategorie „Sonderpämie“. (Foto: Stadtmarketing Judenburg)

Daß dieses Maschinchen nennenswert über den ursprünglichen 16 bis 20 PS des originalen „Drosselmotors“ abliefert, war deutlich zu hören und zu spüren. Man hatte seinerzeit in Graz bewußt ein sehr standfestes Aggregat gebaut, das weit mehr Leistung bieten könnte, als die Serienversion.

Qualitätsstandard#

Was die hohe Qualität der Werkstücke und die Veredelungs-Techniken im Zweier-Werk (Werk Thondorf) angeht, können Sie Details auf der Doppelseite 14 eines Booklets nachlesen, in dem ich Presseinformationen der Steyr-Daimler-Puch Aktiengesellschaft (Werke Graz) aus den Jahren 1961 und 1962 verwertet hab. (Siehe dazu den Link am Seitenende!)

Vom Produktionsstart des Fünfhunderters im Jahr 1957 dauerte es bis 1963, auf daß man es bei Puch nicht mehr bloß Privatleuten überließ, die Thondorfer Raketen schärfer zu machen. Der 650 TR und der 650 TR2 sind offiziell mit 30 PS ausgestattet gewesen, 40 bis 50 PS lassen sich aber problemlos erreichen, ohne die Lebensdauer des Motos gleich auf zwei, drei Ausfahrten zu reduzieren. Bei einem Auto, das man auf rund 500 Kilo Basisgewicht hinbringen kann, ist das ein erhebliches Leistungsangebot, welches im Motorsport für die Gruppe II genutzt wurde.

Ich habe nun etwas weiter ausgeholt, um zu verdeutlichen, welches Vergnügen uns da bereitet wurde, zumal dieser Wagen die geschichtsträchtige Nummer 29 trägt. Das ist ein Hinweis auf Sobek Zasada, der mit einem Pucherl in Monte Carlo Geschichte geschrieben hat.

Fotograf Richard Mayr gehörte einst, so künden die Buschtrommeln, zu jenen Piloten, denen Speed Limits wenig Eindruck gemacht haben, weil ihn sowas an der Entfaltung seiner Talente hinderte. Mayr: „Ich bin um die Minuten gefahren.“ Das heißt: je weniger, desto besser. Klar? Klar!
Fotograf Richard Mayr gehörte einst, so künden die Buschtrommeln, zu jenen Piloten, denen Speed Limits wenig Eindruck gemacht haben, weil ihn sowas an der Entfaltung seiner Talente hinderte. Mayr: „Ich bin um die Minuten gefahren.“ Das heißt: je weniger, desto besser. Klar? Klar!

Nicht zu vergessen Hannes Ortner, der im Puch-Schammerl manch (motor-) stärkere Konkurrenz vor sich hertrieb. So ging es etwa Paddy Hopkirk in seinem großen Austin Healey. Hopkirk zeigte später allerdings mit dem neuen Austin Mini, daß man einen scharfen Puch in seiner Liga schlagen kann, was den Italienern mit dem Fiat nie gelungen ist.

Die Wende#

Die Kurzfassung. Puch: Heckschleuder mit Heckmotor und Heckantrieb. Mini: Frontantrieb mit dem vorne quer liegenden Motor. Das markierte eine Wende im Kleinwagenkonzept und in der Physik der Fahrzeuge. Der von Alec Issiogonis konstruierte Mini kam schon zwei Jahre nach dem Pucherl auf den Markt, nämlich im Sommer 1959. Er markiert den Beginn einer neue Ära.

Sie sehen, „Die Lange Nacht der Museen“ 2022 ist für uns überaus bedeutungsschwer ausgefallen. Ich hab nach unserer kleinen Rundfahrt mit dem scharfen 650er im Museum den geplanten Vortrag gehalten, der die Dampfmaschinenmoderne greifbar macht, die sich auch in der gesamten Steyr-Daimler-Puch-Historie umfassend abbildet.

Ich war als junger Kerl mit wesentlich räudigeren Pucherln auf den Pisten. Der Rat des Club-Chefs: „Schreib deinen Sponsor auf die Bodenplatte, dann sehen ihn die Leute öfter.“
Ich war als junger Kerl mit wesentlich räudigeren Pucherln auf den Pisten. Der Rat des Club-Chefs: „Schreib deinen Sponsor auf die Bodenplatte, dann sehen ihn die Leute öfter.“

Diese Ära hat inzwischen ja geendet, da die Vierte Industrielle Revolution Realität ist. Aber welche Realität soll das sein? Wie klar ist uns dieser Umbruch, den ich für eine Zeitenwende halte? Ein Umbruch zu einem neu geordneten Verhältnis der Menschen zu ihren Werkzeugen und Maschinen. (Es wird zu meinem Vortrag ein Dokumentations-Video von Richard Mayr geben. Und: Ferdinand M. Lanner erläutert die Details: Kosten und Konzepte. Einige Sätze zu Issigonis und Giacosa.)

Kontext#