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Notiz 077: Wenn sich die Kompetenten und Inkompetenten begegnen, oder#

Wenn die Wissenschaft auf Kunst trifft#

von Mirjana Peitler-Selakov

Erfahrungsgemäß studiert nur ein kleiner Teil eines Maturajahrganges ein technisches oder naturwissenschaftliches Fach. Unter den Mädchen ist der Prozentsatz dann noch geringer. Vor allem in technischen und techniknahen Branchen macht sich der Fachkräftemangel längst bemerkbar und qualifizierter Nachwuchs wird gesucht.

Kuratorin Mitjana Peitler-Selakov zwischen Niki Passath und Ulla Rauter. (Foto: Martin Krusche)
Kuratorin Mitjana Peitler-Selakov zwischen Niki Passath und Ulla Rauter. (Foto: Martin Krusche)

Die Allgegenwärtigkeit von Technik in unserem Alltag ist ein weiterer Grund, sich stärker in technischen Berufen zu engagieren. Frauen nutzen Technik ebenso wie Männer, wirken an ihrer Gestaltung aber immer noch zu wenig mit. Hier liegt für Mädchen und junge Frauen, ein breites Potenzial, das bisher ungenutzt geblieben ist.

Da sich die Stadt Graz als Ort der Forschung und Innovation entwickelt und weiter entwickeln möchte, ist es unverzichtbar, Frauen bzw. junge Mädchen in diese Bereiche intensiver einzubeziehen. Diverse Quellen der Kreativität sollen sich mit den Elementen der Wissenschaft und Technik bzw. der Neuen Technologien verbinden.

Das Projekt „Geteilte (in)Kompetenzen“ versucht eine offene Struktur zu generieren, die kollektive kreative Prozesse pflegt und das Vernetzen von Frauen, Wissen und Institutionen aus den breiten Bereichen der Wissenschaft und Technik unterstützt.

Eine Umgebung, die aber auch Platz für das „unqualifizierte Wissen“ und für „Nicht-Expert_innen“ bietet, welche vor allem in der Wissensvermittlung eingesetzt werden sollen. Dafür wurden Kunstschaffende engagiert, die auf das Thema bezogen in ihrer Rolle als Workshopleiter_innen bzw. Vermittler_innen für die Sensibilisierung aller Beteiligten sorgten.

Die Idee dieses Projektes bestand darin, einen Dialog zwischen Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen und auch Inkompetenzen zu initiieren. Es sollte ein Begegnungsfeld mit Künstler_innen, Technikerinnen und Schülerinnen geschaffen werden, ohne vorab einem bestimmten Ziel dienen zu müssen.

Das Projekt wurde in drei Phasen realisiert. Zuerst wurden die Inkompetenzen benannt und aufgezeigt, diese dann mit kompetenten Personen geteilt. Der Fokus lag dabei nicht auf akademischen Methoden und Disziplinen, sondern vielmehr auf dem Anliegen, den Beobachtungen, Fähigkeiten, der Neugierde und Selbstreflexion, der Verwirrung und Ungewissheit.

In der ersten Phase widmete sich das Projekt dem Thema Luftverschmutzung in der Stadt. Dieses wurde in Form von Workshops, von Künstler Niki Passath und Künstlerin Ulla Rauter mit Schulmädchen im Alter zwischen 9 und 16 Jahren realisiert. Von einer Hands-on-Mentalität ausgehend, haben sie gemeinsam mit Schülerinnen aus Graz Objekte geschaffen, die hier im Raum zu Schau gestellt sind.

In der zweiten Phase des Projektes führte das Künstlerduo „diSTRUKTURA“ Interviews mit Frauen aus Graz, die in einem internationalen Technologieunternehmen als Technikerinnen tätig sind. Das Duo „diSTRUKTURA“ befragte sie über die Schwierigkeiten, Chancen und Herausforderungen, die sie als Frauen, in einer noch immer männerdominierten Technikwelt haben. Anhand der Interviews wurden von 16-jährigen Schülerinnen jene Spazierrouten in der Stadt Graz erstellt, die jeweils einer der interviewten Technikerinnen gewidmet sind. Die Schülerinnen haben beim Gehen dieser Routen ihr eigenes Videomaterial erstellt, welches nachher mit den Interviews kombiniert wurde und in der Ausstellung zu sehen ist.

Der dritte Teil des Projektes ist einem Austausch zwischen Kompetenten und Inkompetenten aus dem Bereich Kunst und Wissenschaft gewidmet. Die Künstlerin Tanja Vujinović beschäftigt sich mit der Frage, wie ein Garten der Zukunft ausschauen könnte. Doch ihre Kunstproduktion ist nicht Ergebnis einer einzigen Künstlerin, die Interesse an den neuesten naturwissenschaftlichen Errungenschaften hat.

Es haben auch umgekehrt Naturwissenschaftler_innen und Techniker_innen mitgewirkt, ein Kunstwerk zu erzeugen. Sie forschten gemeinsam, verwendeten dabei unterschiedliche Werkzeuge und Methoden, verändern die Maßstäbe des Experiments in zeitgenössischer Kunst und Wissenschaft, eichten und justieren Kunst und Wissenschaft miteinander neu in ihrer Rolle als Gestalter von Erfahrungen.

Das Projekt „Geteilte (in)Kompetenzen“ kann als ein Experiment verstanden werden, als ein Versuch, die Querverbindungen herzustellen und die Besucher_innen dazu zu bewegen, die Welt, in der wir leben neu zu denken. Es soll zwar von einem Punkt ausgehend möglich sein, nach mehreren Seiten und in verschiedenen Richtungen zu gehen, es mögen aber dann doch alle Wege zusammenzuführen, die gleichermaßen teils von der wissenschaftlichen oder technischen oder künstlerischen Seite kommen.