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Notiz 078: Die Mädchen an der Werkzeugkiste#

Das Projekt „Geteilte (in)Kompetenzen“#

von Martin Krusche

Wenn alles gut geht, bleibt alles, was schief geht, bei einer Person hängen. Bei der Projektleiterin. Und das ist klar: fürs Publikum ist es unerheblich, über welche Hürden ein gutes Ergebnis getragen werden mußte. Kuratorin Mirjana Peitler Selakov hatte nicht nur landesweit übliche Verzögerungen abfangen müssen, die der Pandemie geschuldet waren.

Kuratorin Mitjana Peitler-Selakov bei der Ausstellungseröffnung. (Foto: Martin Krusche)
Kuratorin Mitjana Peitler-Selakov bei der Ausstellungseröffnung. (Foto: Martin Krusche)

Es ist auch eindeutig für Fortgeschrittene, ein Projektteam zu koordinieren, das aus drei verschiedene Nationen kommt, zu einander verschiedene Vorschriften erlebt, was bedeutet: die Corona-Reglements verdichten sich quer durch fast eineinhalb Jahre zu einer Art Abenteuerroman von unzähligen Seiten.

Nun aber ist das alles absolviert wie eine Kanu-Fahrt durch Wildwasser. Die abschließende Schau in der Gotische Halle im Museum Graz hat durch den Ort eine eigentümliche geschichtliche Dimension, denn die Werke weisen in unsere nahe Zukunft und in eine Richtung von Zusammenhänge, worüber vieles heute noch gar nicht gedacht werden kann.

Die Schau handelt außerdem von einem nach wie vor eher ungewöhnlichen Setting, in dem junge Mädchen ans Werkzeug gingen, um die Zusammenhänge zwischen Handwerk, Technik und Frauenleben etwas auszuloten.

Die Gotische Halle im Graz Museum. (Foto: Martin Krusche)
Die Gotische Halle im Graz Museum. (Foto: Martin Krusche)

Zugleich weist der Veranstaltungsort weit in die Vergangenheit, was einen Bezugsrahmen bietet, einen verschwommenen Referenzpunkt tief im Historischen. So tut sich ein Zeitfenster auf, innerhalb dessen wir klären wollen, wie wir Menschen uns zum Beispiel zu den neuen Maschinensystemen verhalten möchten.

Big Data ist Realität, die Vierte Industrielle Revolution hat sich mit ihren selbstlernenden Systemen längst in unser aller Alltag breit gemacht. Wir sollten einigermaßen selbstbewußt überwinden können, was Philosoph Günther Anders die „Prometheische Scham“ nannte; jenes deprimierende Gefühl, daß sich einstellt, wenn Menschen in ihren Kompetenzen von Maschinen übertrumpft werden.

Peitler-Selakov hat mit ihrem GISAlab und dem aktuellen Team einmal mehr deutlich gemacht, daß wir in diesen Dingen auf Geist und Geschick der Mädchen nicht verzichten können. Sie alle von der Technik fernzuhalten, das wäre ein sinnloses Vergeuden von Kompetenzen, von Fertigkeiten. Anders ausgedrückt: der aktuelle Umbruch ist so radikal, da würde uns jeder kluge Kopf, da würde uns auch jede geschickte Hand fehlen, um die Kurve zu bekommen.