Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Kellerfenster, 2025, 40x30 cm, Buntstift auf Papier
Kellerfenster, 2025, 40x30 cm, Buntstift auf Papier

Zeit.Raum, Slot I, Vol. 54#

Techné#

von Monika Lafer

Der griechische Begriff techné steht wörtlich für das fachliche Können sowie Handwerk und Kunst,1) das Wortelement Techni- wird allgemein als Kunstfertigkeit übersetzt.2)

Es geht um den Zusammenhang zwischen Erschaffen und der Kenntnis fester Regeln, der Einsicht in die Gründe und die Natur der Sache – damit ist jeder Beruf gemeint, der auf Fachkenntnis beruht. Es ist mehr als Geübtheit, es schließt Wissen mit ein. Als Beispiel dient etwa die politische techné: Sie muss auf dem Wissen vom Guten beruhen und darf nicht nur eine rhetorische Begabung mit jahrelanger Übung darin zu sein, den Leuten nach dem Mund zu reden.3)

Techné und Zeichnung#

Die intensive Befassung mit der Zeichnung ließ mich über techné und dessen Bedeutung für meinen Zugang zur Buntstiftzeichnung nachdenken.

Meine Herangehensweise war folgende: Neben einigen fixen Grundregeln, die sich aus praktischer Erfahrung und theoretischen Wissen ergaben, wurden während der Erarbeitung eines Motivs Notizen gemacht. Die fixen Grundregeln für mich beim Zeichnen sind:

  • Keine sogenannten Tricks (Verwischen, Polierstift, Farbpulver) – das Motiv muss in Schichten „gebaut“ werden. Alles andere ist für mich erkenntnistechnisch fruchtlos – ja, man versteht während des Arbeitsvorganges noch vieles, was das eigene Arbeiten, das Motiv und die eigenen Regeln innerhalb der Komposition betrifft. Mag sein, das Verwischen und Verdichten mit dem Polierstift ein „mei, is das schön“-Ergebnis hervorbringt, aber mehr wird es halt nicht.
  • Aufbau von links nach rechts (Als Rechtshänderin würde ich andersrum alles verwischen oder müsste ständig das Gezeichnete abdecken)

Die Komposition ist vor Beginn fertig erarbeitet (bedeutet so viel wie „das Motiv wurde verstanden“), das Arbeitsmaterial wird bewusst gewählt (Faber Castell Polychromos auf Fabriano Zeichenkarton 200mg/m2), ebenso das Format: 40x30cm, später in Passepartout gerahmt, 60x50 cm. Es ist das Grundgerüst, mit dem ich starte.

Danach wird im Detail beobachtet und in die Sprache der Zeichnung übersetzt. Es ist nicht „wie zeichne ich ein rostiges Fenstergitter?“ sondern „interessant, hier ist eine Erhebung, ein Rechteck, eine Spur Lila im Rostbraun, usw“ und irgendwann ergibt es etwas, das im Ganzen ein rostiges Fenstergitter zeigt. Zeichnerisches Sezieren und die Ergebnisse zu Papier bringen. Der inneren Logik der Komposition Raum lassen und bei Bedarf adaptieren.

Für mich persönlich ist es wichtig, vorher ein Konzept fertig zu haben. Es erleichtert mir den Blick auf die Details, weil es einen festen Rahmen gibt, innerhalb dessen in die Tiefe gegangen wird.


Fußnoten#

  • 1) Bernhard Kytzler et al, Unser tägliches Griechisch. Lexikon des griechischen Spracherbes, Mainz 2015, S.969.
  • 2) Bernhard Kytzler et al, Unser tägliches Griechisch. Lexikon des griechischen Spracherbes, Mainz 2015, S.1093.
  • 3) https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/techne/2006, abgerufen am 2.7.2025.

(Bilder zum Vergrößern anklicken!)

Bild 'techne02'
Bild 'techne03'

Bild 'techne04'
Bild 'techne05'