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Freiberg, 2025, 40x40cm (gerahmt in 60x60cm), Buntstift auf Papier
Freiberg, 2025, 40x40cm (gerahmt in 60x60cm), Buntstift auf Papier

Zeit.Raum, Slot I, Vol. 57#

Techné II#

von Monika Lafer

Am Beispiel Freiberg (Buntstift auf Papier, 40x40cm) möchte ich zeigen, wie sich Werkzeug und Anwenderin des Werkzeuges gegenseitig beeinflussen. Es ist ein Prozess, in dessen Lauf es zu einer ständigen Anpassung auf beiden Seiten kommt.

Wie ist das zu verstehen?

Meine Utensilien in der Zeichnung sind Buntstifte, Spitzer, Papier und eine Zeichenplatte auf einer Staffelei. Im Laufe der Zeit haben sich meine Materialien und die Arbeitstechnik wechselweise angepasst:

Ich habe vor langer Zeit mit billigem Zeichenpapier und ebensolchen Farbstiften zu zeichnen begonnen. Da ich ziemlich bald in übereinanderliegenden Schichten gearbeitet habe, brauchte ich bessere Farben. Das waren dann jene von Jolly. Zeichenpapier war zunächst nicht so entscheidend – bis ich die Qualität von Fabriano entdeckte. Da ging plötzlich in der Zeichentechnik etwas weiter – feinere Strukturen, bessere Farbtiefe und eine angenehme haptische Qualität.

Doch zurück zur Zeichnung Freiberg,

Sagen wir, es gibt eine bestimmte Sorte Papier – nicht zu dünn, nicht zu glatt (bedeutet, nicht zu stark geleimt) und außerdem alterungsbeständig sowie säurefrei. In diesem Fall handelt es sich um Zeichenpapier von Canson (224g/m). Für die ganz feinen Strukturen wäre glatteres Papier besser. Aber da ich in Schichten zeichne, wäre hier das Limit für die Farbaufnahme schnell erreicht – die Intensität der Farben könnte ich so nicht erreichen.

Also nehme ich die Farben mit der höchsten Lichtechtheit, der stärksten Pigmentierung und einer mittleren Härte (sodass Feinheiten gut zu arbeiten sind und nichts verschmiert): Polychromos von Faber Castell.

Die Kombination dieser Art von Papier mit diesen Stiften funktioniert für mich sehr gut – die Leuchtkraft und Ausarbeitung von Details scheint auf dem richtigen Weg. Bleibt noch die Möglichkeit von mehr Tiefe und feineren Strukturen in der Zeichnung – denn zufrieden bin ich nie.

Dies bedeutet einiges für meine physischen Voraussetzungen:
Da wäre zunächst die Arbeitshaltung vor der Staffelei – kein Arbeiten auf der ebenen Tischplatte. Warum? Zum einen zieht diese Position unangenehme Verspannungen nach sich und zum anderen ist es für mich wichtig, immer zwischen Nah- und Fernsicht zu wechseln. Das geht einfach besser mit einer aufrecht an der Staffelei positionierten Zeichnung auf einem Zeichenbrett.

Dieses Wechseln zwischen Zoom und Gesamtansicht stellt für mich auch sicher, dass meine Augen keinen Schaden nehmen. Auch die mittlerweile nötige Lesebrille ist hier wichtig, um keine Kopfschmerzen zu bekommen.

Ein anderer Aspekt – die Komposition betreffend – spielt beim Hin-und Herspringen zwischen Nah- und Fernsicht eine wichtige Rolle: Ich sehe Fehler sofort. Und wenn ich mir noch immer nicht sicher bin, mache ich ein Foto mit dem Handy – spätestens da merke ich sofort, wenn etwas nicht passt. Ein pragmatischer Ansatz, wenn ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe.

Dann gäbe es noch das Thema mit den Pausen: Selbstverständlich geht es mir auf die Nerven, wenn ich das Zeichnen unterbrechen muss (Hunger, Durst, Klo, oder das Kind braucht etwas). Doch vom gepeinigten Genie, das sich für die Kunst aufopfert, halte ich wenig. Trotz aller Obsession, die in mir wohnt. Also mache ich Pausen – für meine Haltung, für meine Augen und um das Gehirn „durchzulüften“. Und steige dann wieder in die Arbeit ein, wenn ich eine Superkompensationsphase wahrnehme. (Die „Superkompensationsphase“ bezeichnet in der Trainingslehre im Sport jene Phase, wo sich der Körper erholt hat und über sein Ausgangsniveau hinauskommt – idealerweise folgt hier der nächste Trainingsreiz, sodass es schrittweise zu einem Anstieg des Leistungsniveaus kommt)

Die Indizien, dass man ein Stück weiterkommt, äußern sich in mehreren Aspekten: mühelosere Technik in Bereichen, die zunächst viel Anstrengung gekostet haben; besserer Überblick beim Komponieren eines Bildes; Radiergummi wird unnötig; man wählt seine Werkzeuge gezielt aus (genau dieses Papier und genau diese Farben).

Das Werkzeug beeinflusst also die Anwenderin und umgekehrt – will ich feiner und intensiver arbeiten, ändern sich die Materialien. Dadurch merke ich, welche Dinge möglich werden und tüftle weiter: an meiner Technik, die sich nun aufgrund der Werkzeuge (Materialien) verändert hat. Wenn ich damit an eine Grenze stoße, wird wieder weiter gezielt ausprobiert – um meinem Ziel, der Bildaussage, näher zu kommen.