Nagykanizsa: Das Trio#
(Raum • Zeit • Freiheit, das Mission Statement)#
von Martin KruscheJoachim Karner ist Architekt und ein Zeichner auf künstlerischem Niveau. Richard Mayr ist ein Fotograf, der energisch zwischen Wildnis und Zivilisation pendelt. Roswitha Wesiak ist ein Grafik-Profi, zeigt als Fotografin besonderes Talent, Menschen sehr nahe zu kommen.
Drei höchst unterschiedliche Persönlichkeiten mit entsprechend kontrastreichem Kunstverständnis treffen sich in Ungarn zu einem gemeinsamen Statement. Das handelt folglich von Grenzen und wie man solche Linien auf anregende Art überquert.
Da verzahnen sich Themen und Disziplinen. Es geht um Genre-Grenzen, aber auch um eine historische Dimension, die noch aus der Vergangenheit heraufschimmert. Das kaiserliche Österreich hatte zu Ungarn ein heikles Verhältnis, welches große Aufmerksamkeit verlangte.
Später wurde der Eiserne Vorhang zu einer prägenden europäischen Erfahrung. Karner, Mayr und Wesiak sind Kinder jener Epoche, die gerade heute in eine grundlegende neue Phase übergeht. Eine Herausforderung für uns alle.
Das Trio kreist in der vorliegenden Arbeit um zwei menschliche Grundbedürfnisse, die einander zu widersprechen scheinen. Aber sie sind seit Generationen untrennbar verbunden und gegenwärtig von zentraler Bedeutung: das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und jenes nach Selbstbestimmung. (Das gilt offenbar für Menschen ähnlich wie für Nationen.)
In genau diesem Spannungsverhältnis erleben wir, was Freiheit sein kann, die im Zusammenspiel von Zeit und Raum ein sehr konkretes Anliegen wird; wo Menschen einander in realer sozialer Begegnung treffen.
Da wird Freiheit als etwas verhandelt, was allen zusteht. Dazu müssen reale Räume gestaltet werden, sollte eine grundlegende Kenntnis der eigenen Kultur verfügbar sein, aber auch ein Interesse am Anderen. Dazu muß es überdies Erzählungen geben, kulturelle Verfahrensweisen, künstlerische Narrative. So können wir über individuelle Erfahrungen hinausgehen und aktiv Teil dieses größeren Ganzen sein.
Gerade durch die Kunst als einer menschlichen Erkenntnismethode haben wir die Möglichkeit, auch die Erfahrungen anderer Menschen zu nutzen. Darin ist die Freiheit etwas Grenzenloses, während wir soziale Verantwortung akzeptieren. Als Mitmenschen, als Nachbarn, als Bürgerinnen und Bürger Europas. Siehe dazu auch: Kontraste (Die Archipel-Beiträge zur Ausstellung)!