Die Unruhe#
(Von einigen Kontinuitäten)#
von Martin KruscheHier nun das zusätzliche Album-Blatt zur vorigen Notiz. Ich will nicht zu sehr in der Vergangenheit herumhängen, möchte aber doch auf diese speziellen 20 Jahre verweisen. (Das Prozeßhafte und die Kontinuität sind mir sehr wichtig.)
Wo sind denn alle gerade und was tun sie? Das ist die eine Frage, mit der ich beim Verfassen der „Zwei Jahrzehnte“ eben befaßt war. Andrerseits hatte ich meine Fotoarchive durchgesehen, die spätestens ab dem Jahr 2000 digital sind, was ein paar Arbeitsgänge erspart.
Von der speziellen Ecke in der Bar von Hansi Grimm, jenem Winkel, wo er für mich eine schlanke Leselampe aufgestellt hat, konnte ich nur dieses eine Bild finden. Das ist der Ausgangspunkt jener „Verschwörung der Poeten“, die 2002 Grundlagen für das auf 20 Jahren angelegte Projekt „The Long Distance Howl“ schuf. (Dort habe ich unter anderem Flauberts „Bouvard und Pecuchet“ gelesen.)
Graphiker Heinz Payer hatte gerade ein Blatt rausgehauen, daß die Musiker Oliver Mally und Hubert Hofherr zeigt. Die waren gerade auf Tour. Mally schickte mir aus der Schweiz das Foto mit dem Verkehrsschild.
Fotografin Ida Kreutzer hatte in New York kürzlich notiert: „It’s the way of things that the night ends and the light returns. The light always returns.“ Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov schickte ein Theken-Foto und ließ wissen: „Ich bin unterwegs, melde mich später!“
Malerin Monika Lafer schrieb mir: „Bin übrigens gerade dabei, mein Bildmaterial in die Diss zu klopfen.“ (Sie ist hier nicht die Einzige, die grade an einer Dissertation arbeitet.) Und bezüglich „Zeit.Raum“ meinte sie: „Das Material für den Monitor nächste Woche ist auch schon im Kasten, muss nur alles noch digital in Form bringen.“ (Auf den Rückseiten ihrer Leinwände finden sich kuriose Arbeitsspuren.) Derweil konstatiert Marketing-Experte und Automobil-Paparazzo Norbert Gall zufrieden, daß seine Tochter mit einem Lamborghini etwas anzufangen weiß.
Kunsthandwerkerin Andrea Habeler schrieb: „Konturen! Verflixt es is kalt!“ Die Frage der klaren Linien bei einer Frisur. Ich erwäge, diese Mischform von Chaos und scharfen Linien zu übernehmen.
Und ein Stück Retrospektive. Mit Walter Grond hab ich anno 2000 das Netzkunstprojekt „The Old Danube House“ umgesetzt, Literaturwissenschafter Klaus Zeyringer kam nach einer Weile dazu.
Die Wörthersee-Session wies auf den Abend „Die Kraft der Poesie“. Auf dem ersten Foto rechts neben mir Autor Wolfgang Siegmund. Auf dem zweiten Foto (von links): Unternehmer Jürgen Kapeller, Autor Martin Krusche, Autor Wolfgang Siegmund und Comic-Zeichner Jörg Vogeltanz.
So haben wir schließlich von der „Verschwörung der Poeten“ zu „The Long Distance Howl“ übergeleitet. Die Gleisdorfer Session hab ich auf der Bühne mit den Musikern Oliver Mally und Bernie Mallinger sowie dem Autor Wolfgang Siegmund absolviert.
Diese Geschichte hat ihrerseits eine Vorgeschichte. Ich hab einen kleinen Überblick skizziert, der Fragen zur „Szene“, zur Autonomie und zu Möglichkeiten der Solidarität behandelt. Ein Bogen von 1975/1977 bis in die Gegenwart: „Feuilleton“ (Kulturpolitische Annahmen und Behauptungen)- Alle Fotos: Martin Krusche sowie Norbert Gall, Andrea Habeler, Ida Kreutzer, Oliver Mally, Heinz Payer und Mirjana Peitler-Selakov
- Dies ist ein ergänzendes Album-Blatt zu: „Zwei Jahrzehnte“ (Im Umbruch)
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