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Zeit.Raum: Auslage in Arbeit#

(Das Banzai Baby eingeparkt…)#

von Martin Krusche#

Dieses Nachdenken über den 8. Mai 1945, es schien mir absehbar, daß es komplex werden würde. (Die russische Aggression gegen die Ukraine ist dabei nur ein Aspekt davon.) Als mir dämmerte, daß ein neuer Leviathan zu beschreiben sei, was meine Möglichkeiten übersteigen könnte, hab ich mich erst einmal in Stückwerk geflüchtet; eben weil das Thema so groß ist.

Ich bin noch mit dem Umschlichten, dem Hin- und Herschieben einzelner Objekte befaßt und hab nun, am 23.4.2022, erst einmal mein Banzai Baby im Zweier-Slot eingeparkt. Etliche Bücher. Dazu eine Reminiszenz aus meiner Lehrzeit: „Auslage in Arbeit“. Diese Floskel sollte allgemein verstanden werden.

Das Themengebirge#

Die neolithischen Massaker. Die Schlacht im Tollense-Tal. Der Dreißigjährige Krieg. Napoleon, wie er Europa durchrüttelt und den Weg zum Wiener Kongreß mit Trümmern säumt. Dieser Tage dann auch meine Gespräche mit Christian Schweighofer, der eben erst eine Woche im mongolischen Ulaanbaatar verbracht hatte, um in einem Theater technische Aufgaben zu lösen.

Also die Assoziation: Dschingis Khan und seine revolutionäre Raumüberwindung dank einer spezielle Reiterei. Fünftausend Jahre Kentaurischer Pakt zwischen Mensch und Pferd, der erst im Zweiten Weltkrieg zum Ende kam. Deshalb hab ich mir nun die klassische mongolische Schrift angesehen, von der ich bisher nichts wußte. Ein Code, der mich ähnlich verblüfft hat wie das Tifinagh der Tuareg, von dem ich die längste Zeit keine Ahnung hatte, wie auch von ihrer Sprache Tamasheq. So geht es mir ja ständig, wenn ich irgendein Thema antippe.

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Schweighofer hatte mir allerhand Fotos gezeigt, dabei auch welche von mongolischen Wildpferde, was an meine jüngste Fahrt nach Ungarn anknüpft, wo ich zum ersten Mal lebendige Przewalski-Pferde gesehen hab, die letzten europäischen Wildpferde: „Raumüberwindung“ (Kontext Grenzen und Überfahrten).

Culture Clash#

Es ist mir also meistens völlig unmöglich, bei der Sache zu bleiben, egal, was ich angehe. Jedes Thema streut sofort. Doch was von allem soll ich im Zeit.Raum auf die Staffelei packen? Ich hatte zuerst zwei Fotos von meiner Fahrt nach Srebrenica ins Auge gefaßt. Es schien mir dann aber für diese Position doch zu unpassend. Schließlich habe ich eine Collage von Graphic Novelist aus dem Archiv gezogen: „Culture Clash. Telenovela“.

Diese Arbeit fertigte er mir 2007 für meine Ausstellung „Nobody Want’s To Be Nobody“ angefertigt und überließ sie mir. Ich hatte jene Station mit Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov für „next code: love“ entwickelt. Ein Beitrag zum Festival „steirische herbst“ 2007. Da kam dann auf einmal auch Tolstoj daher, dessen Werk „Krieg und Frieden“ grade im Zeit.Raum unter meinem Banzai Baby steht. (Auf dem Schuber der zweibändigen Ausgabe sieht man Napoleon.)


2007er Krusche-Zitat.#

(Grundsätzlich: „next code: love“)

Am Anfang der Arbeit für dieses Projekt stand ein Satz, den Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov im Roman „Anna Karenina“ von Lew Tolstoj als Auftakt vorfand: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie dagegen ist unglücklich auf ihre besondere Art.“
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Zu einem anderen Abschnitt des Prozesses von „next code: love“ meinte Graphic Novelist Jörg Vogeltanz: „Liebe ist nicht Aufopferung, sondern Hingabe.“

Unsere Erfahrungen besagen, da bleiben immer Konflikte zwischen Begehren und Loyalität. Vermutlich hat unser Leben gar keinen anderen Platz, als zwischen diesen beiden Polen. (Eine Station in unserem Projekt trägt den Titel „Nobody Want’s To Be Nobody“.)

Zur bewegenden Seifenoper „Shi mian mai fu“ von Regisseur Zhang Yimou hieß es: „Wenn aus Leidenschaft Haß wird, aus Treue Betrug, und die Wahrheit zum Verrat führt, ist die Liebe die tödlichste Waffe“. Was wahrscheinlich ein grundlegendes Mißverständnis ausdrückt, denn eine Liebe, die zur Waffe wird, ist wohl keine.

Nun haben hier drei Generationen Kulturschaffender zusammengefunden, um diesen Aspekten von Liebe mit verschiedenen Mitteln nachzugehen. Dabei durchmessen wir auch drei kulturelle Räume, aus denen Europa über Jahrhunderte seine Identität bezogen hat. Latinität, Orthodoxie und Islam, inzwischen von profanen Konzepten durchbrochen, sind durch Gäste aus Wien, Beograd und Istanbul symbolisiert. Unser „next code: love“ läuft von März 2007 bis zum Jahresende und hat seine Hauptveranstaltung im Rahmen des „steirischen herbstes“. (Quelle)


Das Jet-Zeitalter#

Ich fand bein meinem Zeug aber auch ein altes Computerspiel, einen Flugsimulator, der sich auf den Koreakrieg bezieht. Das thematisiert den Übergang des Luftkrieges von War Birds mit Kolbenmotoren zu Jets. Das brachte ein ganz anderes Tempo in die Kampfhandlungen und natürlich auch höhere physische Belastungen für die Piloten.
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Zwar hatte das Jet-Zeitalter schon mit der Me 262 der Nazi begonnen, aber diese technische Innovation war zu spät gekommen, um den Verlauf des Zweiten Weltkrieges noch beeinflussen zu können. Die Die North American P-51 Mustang, der „Cadillac des Himmels“, war ein dominanter Jäger des Zweiten Weltkriegs. Die North American F-86 Sabre wurde der erste Jäger des Kalten Kriegs, der es im Konfliktfall mit der russischen MiG-15 aufnehmen konnte. Die Sabre und die Mig 15 sind somit Ikonen des damaligen Wettrüstens zwischen den USA und der UDSSR.

Zwei andere Bücher, die in diesem Mosaik „Mai acht“ markante Bedeutung haben, sind in einem vorigen Text schon erwähnt worden: „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ (1784) von Immanuel Kant und das 1832er Standardwerk „Vom Kriege“ des Carl von Clausewitz. Siehe: „Ein neuer Leviathan“ (Mein Europa)!

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Eine Annahme#

Ich denke, ich werde anlaßbezogen und wegen der Komplexität dieses Themas hier die Episoden-Struktur des ersten Projektjahres aufbrechen und in diese einzelne Episode auch weitere Personen einbinden.

Ich möchte annahmen, daß die kommenden vier Wochen auch etwas mehr Klarheit bringen, wie die Welt Rußland begegnet, welchen Status die Ukraine erlangen kann und wie wir im Westen uns diesem Aufbäumen faschistischer Kräfte gegenüberstellen möchten.

  • Episode XIII: Mai acht (Mein Banzai Baby und das Drumherum)
    • Zeit.Raum (Startseite)
      • Alle Fotos: Martin Krusche
  • Rechts sehen Sie den Namen Dschingis Khan im klassischen Mongolisch notiert (Yug, CC BY-SA 3.0)