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Bild 'rauschen25'

Die Grammatik des Rauschens:#

Welche Werte wollen wir weitergeben?#

(Wir werfen ununterbrochen Klischees ins Netz.)#

von Karin Klug

Wir lernen am Modell. Nicht nur, aber auch. Was wir sehen, ahmen wir nach. Das funktioniert praktischerweise sogar ohne Sprache. Selbst wenn wir es nicht wollen, beabsichtigen. Davon können Eltern ein Lied singen. Ist ja auch kurios, wenn die Mama mit dem Handy in der Hand dem Kind erklärt, dass es nicht so viel am Handy herumspielen soll. Und lieber rausgehen oder Hausaufgaben machen soll. Der Papa, der aufklärt, dass Alkohol für kids nichts ist. Während er selber täglich sein Bier runterzieht. Ein Kind beobachtet ziemlich genau. Und macht dann genau das, was es gesehen hat. Denn so lernt es die Welt kennen. Und lernt, wie man sich in dieser Welt verhält. Das ist nämlich notwendig für sein Überleben. Nicht was jemand sagt zählt dabei vorrangig, sondern was jemand tut (und dazu dann sagt – stimmig oder doppeldeutig!?!). Und ja, dazu muss dieser Jemand gar nicht real anwesend sein, es reicht ein Video, ein Bild, ein Film.

Upps. Da sind wir schon bei der Werbung. Den Avataren. Den sozialen Medien und ihren Bildern. Der KI. Und den vielen anderen Modellgenerierern.

Ja, die KI holt sich das aus dem verfügbaren Datenvolumen, das eingespeist ist. Wenn wir massenweise Klischees produzieren, dann zeigt uns das die KI. Wenn in den Werbevideos Frauen als Sexobjekte dargestellt und quasi zum Auto dazu verkauft werden, dann werden damit Rollenbilder geschaffen, Emotionen bedient, Bedürfnisse geweckt und unterschwellige Botschaften suggeriert (Wenn du dir dieses Auto kaufst, kriegst du auch diese tolle Frau dazu. Wenn du nur den richtigen Staubroboter kaufst, dann hast du auch so ein glückliches Familienleben wie auf diesem Bild). Wissen wir ja eh mittlerweile. Fallen wir aber trotzdem gerne drauf rein.

Und so schließt sich der Kreis. Wir werfen ununterbrochen Klischees ins Netz. Das Netz holt sich diese Daten und bietet weiter und verstärkt Klischees an. Die wir uns dann wieder als role model hernehmen… ach herrje!

Und deshalb bin ich auch oft so grrrrr, wenn in dieser Welt, in den Medien reihum pausenlos Klischees, veraltete Rollenbilder, unsinnige Selbstinszenierungen produziert werden. Wie viele Menschen haben sich mittlerweile selbst stolz glucksend als makellose Schönheit, als tapferen Helden, Muskelprotz darstellen lassen. Die Avatare jubeln auf. Sowas lernt die KI ziemlich schnell. Dass wir das mögen. Wir unsterbliche, faltenfreie, ewig jungen Schönheiten, wir Makellosen, wir perfekte Wesen. Da lacht ja die ganze Tierwelt schon darüber.

Wir liefern uns selbst die grausig unmöglichen Vorgaben, wie wir als Frau, als Mann auszusehen, uns zu verhalten haben. Der Mann, der starke Kerl mit der Waffe in der Hand. Die Frau, das liebliche Wesen. Erst mit Sexappeal, dann am Herd. Geht’s noch? Wir liefern die entsprechenden Werte. Wir setzen die entsprechenden Prioritäten.

Und ja, irgendwann traut sich dann tatsächlich keiner mehr aus dem Haus. Weil, wer sieht schon seinem Avatar, seinem perfekten KI Alter Ego noch ähnlich? Die Dating Apps erzählen davon. Es gibt mittlerweile immer mehr Menschen, die sich in ihren vier Wänden verkriechen. Die hinter Computer, Laptop, Smartphone nicht mehr hervorkommen. Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Das fördert nämlich Selbstzweifel, Unsicherheiten, Angststörungen, Depressionen. In der psychologischen Praxis kennt man das Problem zur Genüge. Und es wird immer häufiger.

Deshalb: wir haben es in der Hand. Wie wir uns inszenieren. Welche Werte wir schaffen. Womit wir die KI und die Medien füttern. Wollen wir prahlen mit unserem perfekt aufgemotzten KI Ego? Oder dürfen wir reale Menschen sein? Mit Fehlern, Schwächen, Falten. Dürfen wir sterblich sein, Grenzen haben? Und ganz und gar unperfekt sein? Und so herrlich unterschiedlich und wunderbar schön in dieser Unterschiedlichkeit?



Ergänzend#