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Von links: Thais Bauer, Sigrid Narowetz, Wolfgang Radl und Norbert Wallner („Tuesday Microgrooves“), Franz-Robert Wagner, Monika Lafer, Richard Mayr und Martin Krusche. (Foto: Norbert Gall)
Von links: Thais Bauer, Sigrid Narowetz, Wolfgang Radl und Norbert Wallner („Tuesday Microgrooves“), Franz-Robert Wagner, Monika Lafer, Richard Mayr und Martin Krusche. (Foto: Norbert Gall)

An solchen Tagen: Rückblick #1#

(Die Gleisdorf-Session)#

von Martin Krusche

Da hatte sich ein Abend verdichtet, an dessen Ende ich mit viel Lob und gut gekühltem Weißwein verwöhnt worden bin. Das ist verführerisch. Ich mag in solchen Zusammenhängen diese Kreisky-Bonmot, das da lauten soll: „Sie ahnen gar nicht, wie viel Lob ich ertragen kann“.

Aber ich kann mich andrerseits damit nicht lange aufhalten. Die Gründe dafür sind einfach. Erstens hat on stage eine komplexe und kontrastreiche Crew dafür gesorgt, daß im Zusammenspiel aller das Publikum bewegt werden konnte. Zweitens waren back stage etliche Hände notwendig, um die ganze Geschichte rund werden zu lassen.

Dann kommt ein Drittes dazu. Dieser Abend war manchen Menschen, mit denen ich allerhand zu tun habe, ein Anlaß, um nach Gleisdorf zu kommen. Was unseren Archipel angeht, der ist von der Vielfältigkeit jener Talente und Kompetenzen geprägt, welche durch diese Menschen einfließen.

Das ergibt jene Stoffe, mit denen wir weiterführende Schritte entwickelt und etwas wie eine komplexe Erzählung entfalten, ein kulturelles Narrativ. Das ist keine bloß regionale Sache. Es hat einen wesentlich größeren Horizont.

Da ich derzeit wieder verstärkt über Netzkultur nachdenke („Die Grammatik des Rauschens“), habe ich überlegt, welche Dimension jene Hintergrundgeschichte hat, die im Web allein aus meinen Händen kommt. Ich lasse diverse Vorläufe beiseite und setze die Betrachtung bei der Jahrhundertwende an. Es gab annähernd jeden Tag einen Beitrag, der online ging.

Martin Krusche (links) und Heinz Payer. (Foto: Norbert Gall)
Martin Krusche (links) und Heinz Payer. (Foto: Norbert Gall)

Oft waren es mehrere, was Tage ohne Update ausgleicht. Das bedeutet, ich habe ab dem 1. Jänner 2000 ein Minimum von zehntausend Beiträgen verfaßt und ins Web gewuchtet. Das ist zugleich die sehr dichte Schilderung eines Teils des heimischen Kulturgeschehens über nun fast ein Vierteljahrhundert hinweg.

Das meine ich mit dem kulturellen Narrativ, zu dem meine Arbeit zwar einen wesentlichen Strang bildet, aber für sich allein nicht das ergeben könnte, worum es mir geht. Ich meine eine kollektive Wissens- und Kulturarbeit, die zum einem Bereich jener Art des geistigen Lebens führt, das ich für relevant halte. (Die Kunst dabei bloß eines von mehreren wichtigen Genres.)

Das hatte einige stärker organisierte Stationen, manche sehr leger gehaltene Verfahrensweisen. Nun ist es der Archipel, in dem inspirierte Menschen zusammenfinden, um solche Arbeit zu leisten, die nach meiner Überzeugung das ist, was Markus Lüpertz der Kunst generell zuschreibt, wenn er betont, die sei immer Renaissance. Die Vorleistungen anderer Menschen sind wesentlich. Als Fundament für das, was wir als ein Nächstes erarbeiten.