Transit: Übergangsmomente#
(Die Arbeit an Zusammenhängen)#
von Martin KruscheEine Eiche in der Oststeiermark, der rund tausend Jahre attestiert werden, ist das Covermotiv unseres Buches, das ich gemeinsam mit Fotograf Richard Mayr erarbeitet habe: „An solchen Tagen“. In den Gedichten dieses Buches verweise ich unter anderem auf die letzten Dinge und wie ich diesen unausweichlichen Übergang jedes Menschen mit der Natur verknüpft sehe.
Jene tausendjährige Eiche war dann auch der Treffpunkt für ein Gespräch mit Künstlerinnen, die im Teilprojekt „Aufgelegt“ an Reaktionen auf unser Buch arbeiten. Dabei ergab sich für mich diese Vorstellung von einem „Transitobjek“, einem Gegenstand im Übergang.
Transzendenz#
Diese Vorstellung, auf uns Menschen angewandt, im Schatten eines tausendjährigen Baumes, schafft eine konkrete Idee von Flüchtigkeit. Wer unter uns mit hundert Lebensjahren rechnen darf, würde gerade ein Zehntel dessen erreichen, was der Baum schon hinter sich hat.Des Menschen Fähigkeit zum symbolischen Denken ist ein zentrales Fundament für die Möglichkeit des Kunstschaffens. Was darin bezüglich Transzendenz angelegt sein kann, ist unter anderem ein Beitrag zum Trost über unsere Endlichkeit, führt über ein einzelnes Menschenleben hinaus.
Das habe ich kürzlich in einem Dreischritt meiner Glossen zum Thema gemacht: „Zonen I“ (Leibliche Anwesenheit und letzte Dinge), „Zonen II“ (Eine Frage der Konvergenz) und „Transition“(Zeit für eine Themenkonzentration); siehe dazu die Links am Seitenende.
Diese Glossen entstanden als Herleitung aus meiner Kolumne „Alter Mann“, in der ich mich mit jenen Fragen befasse, die sich in meinem 70 Jahr auftun, da es mir meine Kultur weitgehend schuldig bleibt, relevante Orientierungspunkte für die verbleibenden Jahre anzubieten. (Das wird mir mit dem euphemistischen Geschwafel über „Seniorinnen und Senioren“ zugemüllt.)
Ich hab die Kolumne „Alter Mann“ nun in den Bereich „Ein Mensch“ (Über die Conditio humana) eingereiht, denn das ist der größere Themenbogen, in dem ich auch den Aspekt der Transitobjekte weiter bearbeiten will. Den Begriff Transitobjekt verstehe ich als Platzhalter für a) Kunstwerke und b) Menschen, was sich c) in der Transzendenz verzahnt. (Link am Seitenende“!)
Ich hab hier im „Postskriptum“ die erste Notiz zum Arbeitsauftakt zitiert. Das bezieht sich auf unterschiedliche Ebenen von Manifestationen. In „Zonen II“ (Eine Frage der Konvergenz) ist vom Praktischen und vom Symbolischen die Rede, von komplexen Zeichensystemen.
Dort ist ferner mein Interesse an Friedhöfen erwähnt. Das gilt meinem Interesse für Objekte, die zeigen, wie und mit welchen Mitteln Menschen an so einem Ort große Gefühle ausdrücken und ihren Mitmenschen kommunizieren. Es handelt natürlich von Mitteln der Kunst ebenso wie von ganz trivialen ästhetischen Konzepten, also von Dekoration und auch von Kitsch. Dem werde ich eine eigene Kolumne widmen.
Postskriptum#
Die erste Notiz zum Arbeitsauftakt: Ich bevorzuge prozeßhafte Wissens- und Kulturarbeit, was kollektive Kunstpraxis einschließt. Solche Prozesse haben Momente, in denen Objekte von Relevanz auftauchen, aber ohne Dauer sind. Was an Werken onstage entstehen wird, hat backstage Manifestationen, die flüchtig bleiben. Doch über eine angemessene Form der Netzkultur kann davon erzählt werden. Das ergibt gewissermaßen ein Narrativ zweiter Ordnung.PPS#
Den Kran verstehe ich als „Himmelsbrücke“. Diese staunenswerten Konstruktionen, statische Sonderfälle mit mechanischen „Baumkronen“ und ihren enormen Auslegern, zugleich Skulpturen und Metaphern.- Startseite: Transit (Was in der Schwebe liegt)
Vertiefend#
- An solchen Tagen: Das erweiterte Buch (Extension)
- Ein Mensch (Über die Conditio humana)
- Zonen (Leibliche Anwesenheit und letzte Dinge)
- Zonen II (Eine Frage der Konvergenz)
- Transition (Zeit für eine Themenkonzentration)
- Aufgelegt (Ein Prozeß)