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unbekannter Gast

Marietta Blau#

von Antonia Erhart; BRG Kepler, 5a; Betreuung: Rath; 89 Punkte;

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Marietta Blau, dem Austria-Forum zur Verfügung gestellt
© Öst. Zentralbibliothek f. Physik

Eine wenig bekannte Pionierin der Kernphysik in Österreich.

Kindheit und Studium#

Marietta Blau wurde am 29. April 1894 in Wien als Kind jüdischer Eltern geboren.

Nach Absolvierung des Gymnasiums mit Auszeichnung studierte sie ab 1914 als ordentliche Hörerin Physik als Hauptfach und Mathematik als Nebenfach an der philosophischen Fakultät der Universität Wien.

Ihre Dissertation schrieb sie zu dem Thema „Über die Absorption divergenter γ - Strahlung“. Im Jahre 1919 promovierte sie mit Auszeichnung.

Marietta Blaus Studienzeit war durch eine schwere Krankheit überschattet. 1916 musste sie wegen einer TBC–Erkrankung ihr Studium kurzfristig unterbrechen.

Wissenschaftliche Laufbahn#

Nach ihrer Promotion arbeitete sie einige Zeit am Zentralröntgeninstitut in Wien, bzw. als Physikerin in der Röntgenröhrenfabrik Fürstenau in Berlin. In den Jahren 1922 und 1923 hatte sie eine Assistentenstelle am Institut für Physikalische Grundlagen der Medizin in Frankfurt am Main.
Sie kehrte anschließend nach Wien zurück, wo sie bis 1938 ihre Forschungen am II. Physikalischen Institut und am Institut für Radiumforschung weiterführte: Zuerst auf dem Gebiet der Radioaktivität, später an der Ionisation von Protonenstrahlen. Einen Großteil ihrer Arbeit widmete sie der Entwicklung einer photographischen Methode zum Nachweis von Kernstrahlung.

In diesen Jahren verbrachte sie auch ein Semester am Institut Curie in Paris bei Madame Curie. Dort veröffentlichte sie eine Arbeit über von Alpha–Partikeln in Beryllium ausgelöste Neutronenstrahlen. Im Jahr 1936 begann sie mit Untersuchungen über das Vorkommen von schweren Teilchen in der kosmischen Strahlung.
Die gesamten Jahre in Wien arbeitete Blau unentgeltlich – eine Bezahlung wurde ihr verwehrt, da sie eine Frau war und noch dazu Jüdin. Marietta Blau veröffentlichte in dieser Zeit – gemeinsam mit ihrer Assistentin Hertha Wambacher – viele Arbeiten, welche auch zu diversen Auszeichnungen führten. So erhielt sie 1937 für ihre „Untersuchungen der photographischen Wirkungen der Alphastrahlen, der Protonen und Neutronen“ den Ignaz-L.-Lieben-Preis im Wert von heute 70,- Euro.

Vertrieben aus Österreich#

1938 musste sie auf Grund der Verfolgung der Juden durch das Nationalsozialistische Regime Hitlers Österreich verlassen. Vorerst in Oslo gelandet, gelangte sie auf Empfehlung von Albert Einstein an die Technische Hochschule von Mexico City – dies war die Rettung vor dem Holocaust. In Mexiko war sie 5 Jahre als Professorin für Physik tätig und führte Untersuchungen über radioaktive Gesteine durch.

1944 kam Blau nach New York, wo sie zuerst in der Industrie tätig war und 1950 für die „Atomic Energy Commission“ auf Long Island, wo ein Teilchenbeschleuniger zur Verfügung stand. Es gelang zum ersten Mal die Erzeugung von Mesonen, das sind eine Art schwerer Elektronen, zu beweisen.

Im Jahr 1955 nahm Blau eine Stelle als Professor an der University of Miami in Florida an, wo sie mit Kollegen verschiedene Arbeiten über Antiprotonen, negative TT-Mesonen und K-Mesonen verfasste.

Wieder in Europa: Anerkannt und geehrt? #

Auf Grund ihrer schlechten gesundheitlichen Verfassung musste sie 1960 für eine Augenoperation nach Wien zurückkehren. Sie nahm wieder am wissenschaftlichen Leben teil, jedoch wurde ihr zeitlebens in Österreich nie gebührende Anerkennung für ihre Leistungen gezollt.

Mehrmals -1950 auch von Erwin Schrödinger - wurde sie für den Nobelpreis vorgeschlagen, jedoch ohne Erfolg. Durch ihre Vorarbeiten auf dem Gebiet der Zertrümmerungssterne konnte der Physiker Cecil F. Powell ihre Forschungen weiterführen und erhielt 1950 den Nobelpreis für die Entdeckung des Pions.

1961 hielt Marietta Blau Vorträge an der Universität Bern und am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf.

1962 erhielt sie den Erwin-Schrödinger-Preis in der Höhe von jetzt 2.100,- Euro für die „Entwicklung der grundlegenden photographischen Methode zur Untersuchung von Elementarteilchen und insbesondere für die gemeinsam mit Frau Dr. Wambacher gemachte Entdeckung der Zertrümmerungssterne.“

1967: Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften und eine Plakette vom Radium Institut in Paris.

1969: Goldene Doktordiplom der Universität Wien.

Im Jahr 1970 verstarb Marietta Blaus an den Folgen einer Krebserkrankung, wahrscheinlich hervorgerufen durch die jahrelange Arbeit mit radioaktiven Substanzen. In keiner wissenschaftlichen Zeitschrift erschien ein Nachruf.

Im Jahr 2005 benannte die Universität Wien einen Saal in ihrem Hauptgebäude und die Stadt Wien eine Gasse im 22. Bezirk nach Marietta Blau.

„Alle ihre Untersuchungen zeichnen sich durch minutiöse Präzision aus und zeugen von theoretischem und experimentellem Können, von großem experimentellem Geschick, Ausdauer und peinlichster Gewissenhaftigkeit.“ (Stefan Meyer-Physiker-1930, LISE, Uni Wien)

Recherche#

Recherchen von Antonia Erhart:

  • Quelle 1: Rosner, R.; Strohmaier B.: Marietta Blau, Sterne der Zertrümmerung. Biographie einer Wegbereiterin der modernen Teilchenphysik. Böhlau-Verlag Wien 2003


  • Quelle 3: Perlmutter, A.: Marietta Blau zum Gedenken in PLUS LUCIS 2/2003